Burg Neu-Aspermont

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Burg Neu-Aspermont
Palas der Burg Neu-Aspermont von Westen

Palas der Burg Neu-Aspermont von Westen

Staat Schweiz
Ort Jenins
Entstehungszeit um 1200 bis 1250
Burgentyp Spornburg
Erhaltungszustand Ruine
Ständische Stellung Ministeriale
Bauweise Bruchstein
Geographische Lage 47° 0′ N, 9° 34′ OKoordinaten: 47° 0′ 11″ N, 9° 33′ 55″ O; CH1903: 761716 / 207969
Höhenlage 902 m
Burg Neu-Aspermont (Kanton Graubünden)
Burg Neu-Aspermont (Kanton Graubünden)

Die Burg Neu-Aspermont ist eine hochmittelalterliche Burgruine auf der rechten Talseite oberhalb von Jenins im Bündner Rheintal in der Schweiz.

Lage

Die Ruine liegt hoch über der Gemeinde auf einem Felssporn und ist vom Dorf aus zu Fuss über eine Waldstrasse (Fahrverbot) in einer halben Stunde gut erreichbar.

Anlage

Plan der Anlage
Südwestseite

Die ältesten Bauteile der Anlage, der Turm und der südliche Teil des Wohntraktes stammen aus der ersten Hälfte oder Mitte des 13. Jahrhunderts. Vom 14. bis etwa zur Mitte des 17. Jahrhunderts wurden Aus- und Umbauten vorgenommen.

Die Anlage bestand aus einem zusammengesetzten Gebäudekomplex; es sind mehrere Bauphasen aus dem Hoch- und Spätmittelalter zu erkennen. Der älteste Teil der Anlage ist der bergwärts gelegene quadratische Hauptturm aus Bruchsteinmauern; mit dem später aufgesetzten Dachraum ist er sieben Geschosse hoch. Der rundbogige Hocheingang lag auf der Südwestseite im dritten Stock. Die anderen Türöffnungen wurden später ausgebrochen. Der Verputz im einstigen Wohnstock zeigt Reste einer Freskobemalung von breiten Streifen in Schwarz und Weiss. Erhalten geblieben sind ein Aborterker mit schrägem Abfluss sowie im Verputz sichtbare Spuren eines würfelförmigen Ofens. Der Turm trug ein von Nordwest nach Südost abfallendes Pultdach, die Mauerkrone war mit Hohlziegeln schräg nach aussen abgedeckt.

Talwärts schliessen sich nach Westen die Ruinen eines mächtigen zweiteiligen Palas an. Der zweigeteilte viergeschossige Südosttrakt schliesst direkt an den Turm, der schmale fünfgeschossige Nordwesttrakt mit seinen bis 2.5 m dicken Mauern wurde später errichtet. Abort- und Sitznischen, Backöfen und weitere Feuerstellen verraten eine Benützung bis ins 17. Jahrhundert. Die Zisterne lag vermutlich im heute mit Schutt gefüllten Hof.

Südlich und westlich lag ein von einer Ringmauer umgebener enger Zwinger. Den Abschluss der Mauer bildete ein Zinnenkranz mit Wehrgang. Das Eingangstor mit doppelten Sperrbalken lag an der nordöstlichen Schmalseite, auf der Nordseite war eine kleine Schlupfpforte. Die Umfassungsmauer trägt Spuren eines hölzernen Wehrgangs. Die ursprünglichen Zinnen wurden später teilweise vermauert und mit Schiessscharten für Handbüchsen versehen.

Heute ist die Anlage in einem relativ schlechten Zustand und teilweise von Gebüsch überwuchert. Gegenwärtig (April 2007) werden im Innern Sicherungsarbeiten vorgenommen.

Geschichte

Aspermont oberhalb Jenins
zweigeteilter Palas, links der neuere Teil
Nordtür
Gesamtansicht, um 1906

Der Name deutet auf eine Gründung der Herren von Aspermont hin, die im 12. Jahrhundert erstmals in den Urkunden auftauchen. Ihr Stammsitz war die Burg Alt-Aspermont bei Trimmis. Die neue Burg über Jenins errichteten sie wohl zwischen 1200 und 1250.

Im Verlauf des 13. Jahrhunderts konnten die Aspermonter im Gebiet der Bündner Herrschaft und des Prättigaus eine bedeutende Herrschaft aufbauen, deren Zentrum, zusammen mit Maienfeld, Neu-Aspermont war. Zu ihrem Besitz gehörte unter anderem auch die Burg Fracstein. Die neu gegründete Burg Aspermont konnten sie jedoch nicht im Eigenbesitz behalten, sondern mussten sie der Lehensgewalt des Bischofs von Chur und der Freiherren von Vaz unterstellen.

1284, anlässlich eines Streites zwischen dem Bischof und den Vazern um die Landeshoheit über Jenins, einigte man sich darauf, dass Neu-Aspermont gemeinsam gehören, aber nicht weiter bebaut werden dürfe: der bvhel zer Niwen Aspermunt sol gemaine sin des bischoffs von Kvr und .... Johanis et Donati und also daz neiman iemer drvf gebvwe.

Johann von Vaz scheint sich nicht an dieses Urteil gehalten zu haben, denn 1299 wurde er schriftlich aufgefordert, den Bau auf Neu-Aspermont wieder abzureissen: …vm den bv, den her Johans von Vatz hat getan vffen der Nwen Aspermunt, daz er den abe brechen sol, wan er versprochen wart… Aber niemand scheint sich daran gehalten zu haben und die Burg entwickelte sich in der Folge zu einer kleinen Herrschaft.

Um die Mitte des 14. Jahrhunderts verschwanden die Aspermonter aus Rätien. Um 1350 verkauften die Brüder Ulrich und Eberhard die Burg an Ritter Rudolf von Rankweil aus Feldkirch. 1376 verschenkte Ulrich XI. von Aspermont, wohl der Letzte des Geschlechts, das Begräbnisrecht in der Kirche von Chur an die Herren von Greifensee. Anschliessend lebte er in Dornbirn und verdeutschte den Namen Aspermont in Rhomberg.

Von der Familie von Rankweil kam die Burg an die Familie Straiff von Chur, vor 1369 kam sie durch eine Erbschaft an die Herren von Sigberg. Nach dem Aussterben derer von Sigberg, in deren Besitz Aspermont von 1393 bis 1448 nachweislich war, wurden Burg und Herrschaft um 1468 an die verwandte Familie von Schlandersberg aus dem Vintschgau verkauft, in deren Besitz sie bis 1522 blieb. 1435 wurde sie für kurze Zeit von Friedrich VII. von Toggenburg erobert.

Da die Schlandersberg im Schwabenkrieg jedoch zu Österreich hielten, wurde Neu-Aspermont anschliessend an die Eroberung und die Zerstörung des Schlosses Maienfeld am 14. Februar 1499 von Bündner Truppen geplündert und teilweise zerstört. Im Rahmen des Wiederaufbaus durch Dietpold von Schlandersberg wurde der Wohntrakt wieder aufgebaut und der Turm um zwei Stockwerke erhöht.

Rascher Besitzwechsel kennzeichnet Neu-Aspermont in der kommenden Zeit: Als Besitzer erscheinen Ritter Josua von Beroldingen, der die Burg 1523 von seinem Schwager Ulrich von Schlandersberg kaufte. 1526 kam Aspermont an den Maienfelder Landvogt Johann von Marmels, der Burg und Herrschaft 1536 an die Drei Bünde verkaufte. Weitere Besitzer waren die Gemeinde Jenins, erneut die Johann von Marmels, 1538 die Familie des österreichischen Landvogts Peter Finer, um 1540 Gregor von Hohenbalken, die Salis zu Neu-Süns und die Guler von Wynegg. Letzter Bewohner soll 1630 Anton von Molina, der Schwiegersohns des Vespasian von Salis gewesen sein. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die Burg aufgegeben und begann im 18. Jahrhundert schnell zu zerfallen.

1862 liess sich Ernest von Rhomberg, ein Nachfahre der Gründerfamilie von Aspermont, von der Schweizerischen Eidgenossenschaft seine Abstammung von den Herren von Aspermont bestätigen und erwarb 1863 von drei Einheimischen die Ruine für 500 Franken.

1997 ging die Burg durch einen Baurechtsvertrag von Karl-Willi Rhomberg für 75 Jahre an der Burgverein Neu-Aspermont. Ab 2001 wurde in Zusammenarbeit mit dem Burgverein die Sicherung der Mauern in Angriff genommen. Geplant ist eine Nutzung der Burg für kulturelle und gesellschaftliche Anlässe.

Aspermont Texas

Der Ort Aspermont in Texas in den USA wurde ca. um 1890 von einem A. L. Rhomberg, gegründet. Ob ein Zusammenhang mit der Burg Aspermont besteht, ist unbekannt; ist aber nicht auszuschliessen.

Literatur

  • Lukas Högl: Burgen im Fels. Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters. Band 12. Olten, 1986
  • Otto P. Clavadetscher, Werner Meyer: Das Burgenbuch von Graubünden. Zürich/Schwäbisch Hall, 1984
  • Werner Meyer (Red.): Burgen der Schweiz. Band 3. Zürich, 1983
  • Werner Meyer, Eduard Widmer: Das grosse Burgenbuch der Schweiz. Zürich, 1977
  • Anton Mooser: Neu-Aspermont. 1935
  • Erwin Poeschel: Das Burgenbuch von Graubünden. Zürich/Leipzig, 1930
  • Peter Donatsch: ...Burgbesitzer sein dagegen sehr. In: Terra Grischuna. Nr.3/93. Chur, 1993. S. 28-31

Weblinks