Burg Ortenberg (Elsass)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Burg Ortenberg
Ortenberg – Ansicht von Norden

Ortenberg – Ansicht von Norden

Alternativname(n) Ortenbourg
Staat Frankreich
Ort Scherwiller
Entstehungszeit 1262–1265
Burgentyp Höhenburg, Spornlage
Erhaltungszustand Ruine
Geographische Lage 48° 18′ N, 7° 24′ OKoordinaten: 48° 17′ 44,6″ N, 7° 23′ 31,5″ O
Höhenlage 440 m
Burg Ortenberg (Département Bas-Rhin)
Burg Ortenberg (Département Bas-Rhin)

Die Burg Ortenberg (französisch Château de l’Ortenbourg) ist eine mittelalterliche Burgruine bei Scherwiller im Elsass (Département Bas-Rhin), etwa sieben Kilometer nordwestlich von Sélestat (deutsch Schlettstadt).

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die weithin sichtbare Anlage thront als Spornburg in 440 Meter Höhe am Ostrand der Vogesen auf einem nach Süden zur Oberrheinischen Tiefebene abfallenden Bergrücken. Sie überwacht den Ausgang des Weiler- und Lebertals. Erreichbar ist die offene Ruine in jeweils rund einer halben Stunde auf teils beschwerlichen Wanderwegen vom Gasthaus Hühnelmühl (Abzweig von D 35 in Richtung Châtenois/Kestenholz) oder dem Taennelkreuz nordwestlich von Scherwiller.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortenberg wird im Jahr 1166 erstmals urkundlich erwähnt. Die Burg wurde von Rudolf von Habsburg im Interregnum neu errichtet. Im Jahr 1265 war die Burg bewohnbar, da ein Brief Rudolfs von dort überliefert ist.[1] 1293 belagerte Landvogt Otto III. von Ochsenstein Ortenberg von der benachbarten Burg Ramstein aus. 1314 verkauften die Habsburger Burg und Dorf Scherweiler an die Straßburger Familie Müllenheim. 1374 wurde die Burg von lothringischen Truppen beschädigt. Im 15. Jahrhundert war Ortenberg zunächst Zankapfel zahlreicher Ganerben und sank in der Folge zum Raubritternest herab. Peter von Hagenbach, der Landvogt Karls des Kühnen, brachte die Burg 1470 an sich, doch wurde sie 1474 von den Straßburgern zurückerobert. 1562 wohnte ein Burgvogt des Nikolaus von Bollweiler, der die Burg 1551 erworben hatte, auf Ortenberg. 1633, im Dreißigjährigen Krieg, wurde die Burg von den Schweden zerstört.[2]

Anlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Burg Ortenberg zur Zeit der Herren von Müllenheim

Ortenberg gilt als Höhepunkt und Idealtypus des frühen gotischen Burgenbaus im Elsass.[3] Die Kernburg erhebt sich auf einem Granitfelsen, der durch einen tiefen Halsgraben vom Massiv des Rittersberges abgetrennt ist. Direkt über dem Graben stellen sich die 18 Meter hohe, mehrfach geknickte und von Schießscharten durchbrochene Mantelmauer und der unmittelbar hinter ihr platzierte 30 Meter hohe, fünfeckige Bergfried dem potenziellen Angreifer entgegen. Beide Verteidigungsbauten schirmen den dahinter angeordneten zweigeschossigen Wohn- und Repräsentationsbau, dessen (teilweise ausgebrochene) frühgotische Maßwerkfenster sich zur Ebene öffnen. Zwischen Wohnbau und Bergfried stellte eine große Zisterne die Wasserversorgung der Burgbewohner sicher. Von der östlich und südlich vorgelagerten Vorburg sind nur die Umfassungsmauer und das äußere Burgtor erhalten. Als Baumaterial ist der anstehende Granit verwendet, nur die Fenstergewände sind aus Buntsandstein gefertigt.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Krüppel-Eichenwälder rund um die Ortenburg stehen mit ihren Vorkommen seltener thermophiler Pflanzen (z. B. Goldaster, Große Fetthenne) unter Naturschutz.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Biller, Bernhard Metz: Ortenberg bei Schlettstadt – die Burg des Rudolf von Habsburg. In: Burgen und Schlösser. Zeitschrift für Burgenforschung und Denkmalpflege. Jahrgang 29, Nr. 1, 1988, ISSN 0007-6201, S. 1–21, doi:10.11588/bus.1988.1.41815.
  • Thomas Biller, Bernhard Metz: Der frühe gotische Burgenbau im Elsaß (1250–1300) (= Die Burgen des Elsaß. Architektur und Geschichte. Band 3). Deutscher Kunstverlag, München 1995, ISBN 3-422-06132-0, S. 198–210.
  • Walter Hotz: Pfalzen und Burgen der Stauferzeit. Geschichte und Gestalt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1981, ISBN 3-534-08663-5, S. 148–149.
  • Nicolas Mengus, Jean-Michel Rudrauf: Châteaux forts et fortifications médiévales d’Alsace. Dictionnaire d′histoire et d′architecture. La Nuée Bleue, Straßburg 2013, ISBN 978-2-7165-0828-5, S. 237–241.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Burg Ortenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Thomas Biller, Bernhard Metz: Der frühe gotische Burgenbau im Elsaß (1250–1300). 1995, S. 198; Thomas Biller, Bernhard Metz: Die Burg Ortenberg bei Schlettstadt – die Burg des Rudolf von Habsburg. 1988, S. 1–21.
  2. Thomas Biller, Bernhard Metz: Der frühe gotische Burgenbau im Elsaß (1250–1300). 1995, S. 198.
  3. Zur Würdigung vgl. Walter Hotz: Pfalzen und Burgen der Stauferzeit. 1981, S. 148; Thomas Biller, Bernhard Metz: Die Burg Ortenberg bei Schlettstadt – die Burg des Rudolf von Habsburg. 1988, S. 1–21, hier: S. 6 und 13.