Carla Berrocal

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Carla Berrocal 2022 auf der Comicmesse Barcelona

Carla Berrocal (geb. 1983 in Madrid) ist eine feministische spanische Comic-Zeichnerin.

Carla Berrocal absolvierte die Escuela de Artes y Oficios in Madrid. Ihr Berufsleben begann sie als Autorin und Rezensentin bei der Zeitschrift La Guía del Cómic und beim Radioprogramm Círculo de Bellas Artes. Sie gab Unterrricht und arbeitete als Illustratorin für Werbeagenturen und Verlage 2004 veröffentlichten sie und Daniel Hartwell ihr gemeinsames Werk Hire, el terrible vampiro samurái.[1]

2011 veröffentlichte sie ihre erste Comicerzählung El brujo, inspiriert durch die Folklore Chiles.[2] 2014 war sie Herausgeberin der grafischen Adaption von Hernán Migoyas Kurzgeschichten Todas Putas.[1] Die Geschichten waren 2003 Gegenstand einer heftigen Kontroverse in Spanien gewesen, weil einige der Geschichten von Vergewaltigung und Pädophilie handeln.[3] Carla Berrocal selbst illustrierte El violador,[4] eine der umstrittensten Geschichten der Sammlung.[5] 2016 erschien ihr Comic Epigrafías über die Dichterin Natalie Clifford Barney.[2] Im selben Jahr war sie gemeinsam mit Elisa McCausland Kuratorin der Ausstellung Presentes: Autoras de tebeo de ayer y hoy. Die Ausstellung wurde weltweit in den Niederlassungen der Agencia Española de Cooperación Internacional para el Desarrollo[6] gezeigt.[7]

2017 schuf sie vier düstere grafische Kurzgeschichten in Form von Wandgemälden im Palacio de Cibeles. Ihre Arbeit war Teil des Zyklus La ciudad en viñetas, in dem alle drei Monate eine andere Künstlerin oder ein anderer Künstler Wandgemälde zur madrilenischen Geschichte schuf.[8] Im Juni desselben Jahres beauftragte die Stadt Sevilla Carla Berrocal, das Plakat für den Mes de la Diversidad Sexual[9] in der Stadt zu gestalten.[10] Das Plakat wurde auch in der Ausstellung De Mil Amores in Sevilla gezeigt, gemeinsam mit Werken von 19 anderen Künstlerinnen und Künstlern zur Sichtbarkeit von LGBT.[11] Ebenfalls 2017 wurde sie mit einer Zeichnung pro Monat Mitarbeiterin der Zeitschrift M21 Magazine, herausgegeben von der Stadt Madrid.[12]

Im April 2018 outete sie sich als Lesbe anlässlich ihrer Teilnahme am Festival LGTBIQ am Centro Cultural Internacional Oscar Niemeyer in Avilés.[13] 2019 veröffentlichte sie zu Texten von Marc Buleón den Comic La geometría de los silencios, der von der Liebe zwischen zwei autistischen Menschen handelt.[14] Im selben Jahr begann sie die Comic-Erzählung Doña Concha über das Leben der Sängerin und Schauspielerin Concha Piquer. Die Academia de España en Roma unterstützte dieses Projekt finanziell.[2] Das Buch erschien 2021 bei Reservoir Books. Es hat nicht nur biografischen Charakter: Es setzt sich mit der Beziehung zwischen dem Faschismus und der Copla[15] auseinander und auf der anderen Seite mit deren Vorreiterrolle bei der Stärkung der Frauen und ihrem Einfluss auf die LGBT-Bewegung.[16]

2022 erhielt sie den Auftrag, das Plakat für die 40. Messe Còmic Barcelona zu gestalten.[17] 2024 erschien La tierra yerma, ein Werk, das zwischen Western und klassischer Tragödie angesiedelt ist.[18] Auf Cadena SER nimmt sie an der Talkrunde A vivir que son dos teil.[19]

Carla Berrocal hat sich verschiedene Arbeitsweisen und Formen zu eigen gemacht. Unter anderem arbeitete sie mit Pinsel, geometrischen Formen und Farbflächen. Ein frühes Streben nach einer eigenen erkennbaren Handschrift lehnt sie ab: Der Stil müsse sich nach und nach entwickeln, nachdem man gespielt und experimentiert habe:[20]

«De la misma manera que ayuda a reconocer al autor, también lo “encorseta”, le quita libertad e incluso lo ahoga. No me gustaría dibujar dentro de 10 años igual que hoy, creo que eso sería una señal de que no he evolucionado nada y para mejorar es necesario cambiar»

„Ebenso wie es hilft den Autor zu erkennen, verpasst es ihm auch ein „Korsett“, nimmt ihm Freiheit und unterdrückt ihn sogar. Ich möchte in 10 Jahren nicht so zeichnen wie heute. Ich glaube, das wäre ein Zeichen, dass ich mich nicht weiterentwickelt habe. Um sich zu verbessern, muss man sich ändern.“

Carla Berrocal[20]
Commons: Carla Berrocal – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Marina Segovia: Ilustradoras españolas que deberías conocer. In: Mujeres a seguir. 25. Januar 2017, abgerufen am 24. Juli 2024 (spanisch).
  2. a b c Carla Berrocal. In: Réal Academía de España en Roma. Abgerufen am 24. Juli 2024 (spanisch).
  3. Sergio del Molino: “Supe que jamás me perdonarían lo de ‘Todas putas”. In: El País. 31. Oktober 2016, abgerufen am 25. Juli 2024 (spanisch).
  4. Der Vergewaltiger
  5. Peio H. Riaño: Todas putas y ninguna misógina. In: El Confidencial. 13. April 2014, abgerufen am 24. Juli 2024 (spanisch).
  6. Spanische Agentur für Zusammenarbeit in der Entwicklung
  7. ’Presentes: Autoras de tebeo de ayer y hoy’. In: AmecoPress. 17. November 2016, abgerufen am 24. Juli 2024 (spanisch).
  8. Carla Berrocal y las cuatro leyendas negras del Madrid antiguo. In: Gràffica. 5. Februar 2017, abgerufen am 25. Juli 2024 (spanisch).
  9. Monat der sexuellen Vielfalt
  10. Luis Mesa: El Ayuntamiento de Sevilla presenta un mes del Orgullo que llegará a los barrios. In: ElDiario.es. 6. Juni 2017, abgerufen am 25. Juli 2024 (spanisch).
  11. Emilio Cuerva: Exposición LGTBI en la Avenida de la Constitución de Sevilla. In: Togayther. 21. Juni 2017, abgerufen am 25. Juli 2024 (spanisch).
  12. M21 Magazine nace como referente de revista ilustrada para Madrid. In: Diario de Madrid. Ayuntamiento de Madrid, 16. Februar 2017, abgerufen am 25. Juli 2024 (spanisch).
  13. Fernando del Busto: Los aires británicos de la Tate calientan el Festival LGBTIQ. In: El Comercio. 13. April 2018, abgerufen am 25. Juli 2024 (spanisch).
  14. Jesús Jiménez: Una bella historia de amor entre autistas. In: RTVE. 19. November 2019, abgerufen am 25. Juli 2024 (spanisch).
  15. Gemeint ist hier die zur damaligen Zeit populäre Liedform in Spamien
  16. Diego García Rouco: Doña Concha, de Carla Berrocal. In: Zona Negativa. 17. November 2021, abgerufen am 25. Juli 2024 (spanisch).
  17. Carla Berrocal. In: Còmic Barcelona. Abgerufen am 25. Juli 2024 (spanisch).
  18. Carla Berrocal: “De no ser ilustradora, querría haber sido una viuda aristócrata”. In: El País. 13. Juli 2024, abgerufen am 25. Juli 2024 (spanisch).
  19. Escucha los podcasts de la SER. In: Cadena SER. Juli 2024, abgerufen am 25. Juli 2024 (spanisch).
  20. a b María Bon: «No hay un sentido profesional ni una sensibilidad hacia la creatividad», Carla Berrocal. In: Gràffica. 1. Februar 2018, abgerufen am 25. Juli 2024 (spanisch).
  21. Olalla Ruiz y Carla Berrocal reivindican a Pardo Bazán y Concepción Arenal, en cómic. In: escritores.org. 13. September 2021, abgerufen am 25. Juli 2024 (spanisch).