Casa del Poeta Tragico

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Grundriss des Hauses
Mosaik am Eingang des Hauses

Die Casa del Poeta Tragico (Haus des tragischen Dichters) befindet sich in Pompeji (VI 8,3) und wurde von 1824 bis 1825 ausgegraben. Es ist vor allem wegen seiner reichen Mosaikausstattung und der zahlreichen mythologischen Wandbilder bekannt. Das Haus erhielt seinen modernen Namen vor allem wegen seiner mythologischen Bilder.[1]

Das Haus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Haupteingang des Hauses liegt im Süden. In den Fauces befindet sich ein Mosaik, das einen Hund zeigt mit der Inschrift Cave Canem (Achtung vor dem Hund). Links und rechts schließen sich Läden an. In einem von ihnen fand sich reicher Goldschmuck, der vielleicht von einem oberen Stockwerk heruntergefallen war. Auf die Fauces folgt das Atrium und dahinter das Tablinum. Dessen Boden ist mit einem Mosaik dekoriert, dessen zentrales Feld die Szene mit dem Chor bei der Theaterprobe zeigte.[2] Dahinter befindet sich das Peristyl mit einem Lararium (Hausheiligtum) an der Rückseite. Rechts davon befindet sich ein Speisezimmer (Triclinium) mit relativ gut erhaltenen Wandmalereien. Die Malereien im Haus gehören alle dem 4. Stil an. Das Haus wurde wahrscheinlich nach dem Erdbeben von 62. n. Chr. vollständig neu dekoriert.[3]

Bei der Auffindung waren die Wandmalereien des Hauses noch gut erhalten und erregten damals viel Aufmerksamkeit. Die wichtigsten Szenen wurden aus den Wänden geschnitten und nach Neapel gebracht. Von vielen anderen Bildern existieren heute jedoch nur noch bei der Auffindung oder kurz danach angefertigte Zeichnungen, da damals die neu gefundenen Häuser nicht sofort überdacht und geschützt wurden, wie es erst später üblich wurde.

In dem 1834 erschienenen Roman Die letzten Tage von Pompeji von Edward Bulwer-Lytton ist das Haus das Vorbild für das des Glaukos, der Hauptfigur des Werkes.

Die Wandgemälde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Achilleus und Briseis, Neapel, Inv. Nr. 9105

Im Atrium befand sich die Darstellung der Entlassung der Briseis durch Achilleus. Es handelt sich um die Illustration einer Szene aus dem ersten Gesang der Ilias. Das Original des Bildes mag aus der Zeit von Alexander dem Großen stammen und wurde bis in die Spätantike hinein immer wieder kopiert. Links im Hintergrund sieht man die Schiffe der Achäer. Rechts im Vordergrund erkennt man von hinten Patroklos, der die verhüllte Briseis führt. Links ist Achilleus zu sehen.[4]

Neben der Darstellung der Briseis und des Achilleus befand sich ein Bild, das heute nur noch zur Hälfte erhalten ist. Man sieht eine junge Frau beim Besteigen einer Schiffsleiter. Die Szene wird meist als Helena interpretiert, die dem Paris mit ihren Schätzen auf dessen Schiff folgt. Dagegen wurde eingeworfen, dass ihre Schmucklosikeit und einfache Frisur gegen die Interpretation als spartanische Königin sprechen. Vielleicht handelt es sich deshalb um die Darstellung der Rückführung der Chryseis, eine Geschichte, die auch im ersten Gesang der Ilias erzählt wird.[5]

Die gut erhaltene Darstellung des Opfers der Iphigenie in Aulis befand sich einst im Peristyl. Im Zentrum des Bildes wird Iphigenie zum Opfer herangezogen. Neben ihr sieht man den verhüllten Agamemnon und den Priester Kalchas, der nach oben blickt. Iphigenie erscheint ein zweites Mal am Himmel auf einem Hirsch. Das Bild vereinigt also verschiedene Abschnitte der Erzählung. Das Werk wird in der Forschung unterschiedlich beurteilt. Einerseits wird es als recht genaue Kopie eines griechischen Werkes angesehen, andere Wissenschaftler lehnen dies jedoch ab und sehen hier ein künstlerisch schwaches Bild eines römischen Malers, der ungeschickt diverse ältere Vorlagen vereinigte.[6]

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Giulio Emanuele Rizzo: Le pitture della casa del poeta tragico (= Monumenti della pittura antica scoperti in Italia Sez. 3. La pittura ellenistico-romana. Pompei 1). Istituto Poligrafico dello Stato, Rom 1935.
  • Eugenio La Rocca, Mariette de Vos Raaijmakers, Arnold de Vos: Lübbes archäologischer Führer, Pompeji. Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1979, ISBN 3-7857-0228-0, S. 325.
  • Erika Simon: Mythologische Darstellungen in der pompejanischen Wandmalerei. In: Giuseppina Cerulli Irelli, Masonaori Aoyagi, Stefano De Caro, Umberto Pappalardo (Hrsg.): Pompejanische Wandmalerei. Belser Verlag, Stuttgart/Zürich 1990, ISBN 3-7630-1949-9, S. 239–247.
  • Bettina Bergmann: The Roman House as Memory Theater: The House of the Tragic Poet in Pompeii. In: The Art Bulletin. Band 76, 1994, S. 225–256.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: House of the Tragic Poet (Pompeii) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zum modernen Namen gibt es in der Literatur unterschiedliche Angaben. Erika Simon begründet es mit der Darstellung der Iphigenie in Aulis, einer Tragödie (Simon, In: Giuseppina Cerulli Irelli, Masonaori Aoyagi, Stefano De Caro, Umberto Pappalardo (Hrsg.): Pompejanische Wandmalerei, S. 244). Matt und Krauss gehen dagegen davon aus, dass es seinen Namen von einem Mosaik im Peristyl erhielt, das die Vorbereitung zu einer Theaterprobe zeigt (Leonard von Matt, Theodor Kraus: Lebendiges Pompeji. Pompeji und Herculaneum: Antlitz und Schicksal zweier antiker Städte. DuMont, Köln 1978, ISBN 3-7701-1060-9, S. 61. Nr. 69.
  2. Heute im Archäologischen Nationalmuseum Neapel Inv. Nr. 9986.
  3. Leonard von Matt, Theodor Kraus: Lebendiges Pompeji. Pompeji und Herculaneum: Antlitz und Schicksal zweier antiker Städte. DuMont, Köln 1978, ISBN 3-7701-1060-9, S. 50; Simon, In: Giuseppina Cerulli Irelli, Masonaori Aoyagi, Stefano De Caro, Umberto Pappalardo (Hrsg.): Pompejanische Wandmalerei, S. 244.
  4. Simon, In: Giuseppina Cerulli Irelli, Masonaori Aoyagi, Stefano De Caro, Umberto Pappalardo (Hrsg.): Pompejanische Wandmalerei,, S. 244, Abb. 46.
  5. Simon, In: Giuseppina Cerulli Irelli, Masonaori Aoyagi, Stefano De Caro, Umberto Pappalardo (Hrsg.): Pompejanische Wandmalerei, S. 244.
  6. Simon, In: Giuseppina Cerulli Irelli, Masonaori Aoyagi, Stefano De Caro, Umberto Pappalardo (Hrsg.): Pompejanische Wandmalerei, S. 245 Abb. 47.

Koordinaten: 40° 45′ 2,7″ N, 14° 29′ 1,7″ O