Cocoon-Syndrom

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Klassifikation nach ICD-10
Q87.8 Sonstige näher bezeichnete angeborene Fehlbildungssyndrome, anderenorts nicht klassifiziert
K65.9 Peritonitis, nicht näher bezeichnet
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Der Begriff Cocoon-Syndrom wird für zwei unterschiedliche Krankheiten verwendet: einmal für eine letale vorgeburtliche Störung Fetale Einkapselung und zum anderen für eine erworbene Sklerosierende Peritonitis.

Fetale Einkapselung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fetale Einkapselung (Cocoom-Syndrom) ist eine sehr seltene Störung der Entwicklung des Föten (Embryogenese) mit schweren Fehlbildungen und tödlichem Verlauf.[1]

Synonym: englisch Fetal Encasement Syndrome

Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1987 durch R. E. Stevenson und Mitarbeiter.[2]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Häufigkeit wird mit unter 1 zu 1.000.000 angegeben, die Vererbung erfolgt autosomal-rezessiv.[1]

Ursache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Erkrankung liegen Mutationen im CHUK-Gen auf Chromosom 10 Genort q24.31 zugrunde, welches für eine Komponente des NF-κB kodiert.[3] Erkrankungen in diesem Gen finden sich auch beim Pterygium-Syndrom, letaler Typ.[4]

Klinische Erscheinungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es handelt sich um einen schweren Entwicklungsdefekt während der Embryogenese mit Fehlbildungen am Kopf und Gesicht (Augenhypoplasie, gedoppelte Nasenöffnung, Fehlanlage des Mundes), Omphalozele und unbewegliche, unterentwickelte Gliedmaßen, die von einer membranartigen Haut eingeschlossen sind. Muskeln und Knochen sind hypoplastisch. Es besteht eine Assoziation mit Fallot-Tetralogie, Hufeisenniere und Zwerchfellhernie sowie Lungenlappendefekten.[1][5]

Sklerosierende Peritonitis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sklerosierende Peritonitis ist eine seltene Ursache eines Dünndarmverschlusses, meist aufgrund einer chronischen Infektion.[6][7] Es kann sich auch um eine Komplikation bei der Peritonealdialyse handeln.[8][9]

Synonyme: Abdominelles Cocoon-Syndrom; englisch Abdominal cocoon syndrome; Abdominal Cocoon; Encapsulating peritoneal sclerosis; sclerosing encapsulating peritonitis; encapsulating peritonitis, lateinisch Peritonitis chronica fibrosa incapsulata[10]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erkrankung kann in jedem Alter vorkommen.[11]

Ursachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wesentliche Ursachen sind:[10]

Diagnostik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf der Röntgenaufnahme Abdomenübersicht können außer Ileuszeichen Verkalkungen gefunden werden. In der Sonografie lässt sich ein Darmkonvolut, abnormal dreischichtige Darmwand sowie eventuell ein Aszites nachweisen. Eine genauere Darstellung der Einkapselung kann durch Computertomographie und Magnetresonanztomographie erfolgen.[10]

Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Behandlung erfolgt operativ.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Syndrom der fetalen Einkapselung. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  2. R. E. Stevenson, R. A. Saul, J. Collins et al.: Cocoon fetus--fetal encasement secondary to ectodermal dysplasia. In: Proc. Greenwood Genet. Center, Band 6, S. 10–15, 1987.
  3. Cocoon syndrome. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  4. Bartsocas-Papas-Syndrom. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  5. Med Gen
  6. a b A. P. Karl, H. Leebmann, N. Zorger: Abdominal Cocoon Syndrome. In: Deutsches Arzteblatt International. 2019 doi:10.3238/arztebl.2019.0486b.
  7. P. Karona, E. Blevrakis, P. Kastanaki, A. Tzouganakis, M. Kastanakis: Abdominal Cocoon Syndrome: An Extremely Rare Cause of Small Bowel Obstruction. In: Cureus. Band 13, Nummer 4, April 2021, S. e14351, doi:10.7759/cureus.14351, PMID 33972908, PMC 8105234 (freier Volltext).
  8. C. von Schnakenburg, M. Pohl, K. Häffner, L. B. Zimmerhackl, M. Brandis: Sklerosierende Peritonitis als Komplikation bei Peritonealdialyse. In: Klinische Pädiatrie. Band 217, Nummer 1, 2005, S. 41–44, doi:10.1055/s-2004-822801, PMID 15640972.
  9. Joerg Latus, Christoph Ulmer, Peter Fritz, Bianka Rettenmaier, Dagmar Biegger, Thomas Lang, German Ott, Christoph Scharpf, Martin Kimmel, Wolfgang Steurer, Alscher, Niko Braun: Encapsulating peritoneal sclerosis: a rare, serious but potentially curable complication of peritoneal dialysis–experience of a referral centre in Germany. In: Nephrology Dialysis Transplantation. 2012, Band 28, Nummer 4, S. 1021–1030 doi:10.1093/ndt/gfs159.
  10. a b c Radiopaedia
  11. M. Singhal, S. Krishna, A. Lal, S. Narayanasamy, A. Bal, T. D. Yadav, R. Kochhar, S. K. Sinha, N. Khandelwal, A. M. Sheikh: Encapsulating Peritoneal Sclerosis: The Abdominal Cocoon. In: Radiographics : a review publication of the Radiological Society of North America, Inc. Band 39, Nummer 1, 2019, S. 62–77, doi:10.1148/rg.2019180108, PMID 30526331 (Review).