Cohors I Pannoniorum (Germania)

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Die Cohors I Pannoniorum [veterana] [pia fidelis] [equitata] (deutsch 1. Kohorte der Pannonier [die Altgediente] [loyal und treu] [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Ziegelstempel belegt.

Namensbestandteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Pannoniorum: der Pannonier. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus den verschiedenen Stämmen der Pannonier auf dem Gebiet der römischen Provinz Pannonia rekrutiert.
  • veterana: die Altgediente. Der Zusatz kommt in Militärdiplomen von 101 bis 161 vor.
  • pia fidelis: loyal und treu. Domitian (81–96) verlieh den ihm treu gebliebenen römischen Streitkräften in Germania inferior nach der Niederschlagung des Aufstands von Lucius Antonius Saturninus die Ehrenbezeichnung pia fidelis Domitiana.[1][A 1] Der Zusatz kommt in dem Militärdiplom von 110 vor.
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors quingenaria equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kohorte war in den Provinzen Germania inferior, Moesia superior und Dacia stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 98 bis 165 n. Chr. aufgeführt.[2][3][4][A 2]

Die Einheit war bereits in vor-flavischer Zeit in Germania stationiert, wie Grabsteine zeigen, die in Aquae Mattiacorum und Bingium gefunden wurden.[5] Durch ein Diplom ist sie erstmals 98 in Germania inferior nachgewiesen. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Germania) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Ein weiteres Diplom, das auf 101 datiert ist, belegt die Einheit in derselben Provinz.

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Kohorte nach Moesia superior verlegt, vermutlich um an den Dakerkriegen Trajans teilzunehmen.[6] Der erste Nachweis der Einheit in der Provinz beruht auf einem Diplom, das auf 103/105 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Moesia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 103/106 bis 103/107 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Danach erscheint die Einheit vorübergehend in der Provinz Dacia, wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 109 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Dacia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Ein weiteres Diplom, das auf 110 datiert ist, belegt die Einheit in derselben Provinz.

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Kohorte wieder nach Moesia superior zurückverlegt, wo sie erneut durch Diplome, die auf 135 bis 165 datiert sind, belegt ist.

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standorte der Kohorte in Germania waren möglicherweise:[2]

Standorte der Kohorte in Moesia Superior waren möglicherweise:[6]

Angehörige der Kohorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt:[2]

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonstige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Scenus, ein Soldat (CIL 13, 7511)
  • Licaius, ein Soldat (CIL 13, 7582)
  • Valerius Valens, ein Fußsoldat: das Diplom von 165 wurde für ihn ausgestellt.

Weitere Kohorten mit der Bezeichnung Cohors I Pannoniorum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gab noch fünf weitere Kohorten mit dieser Bezeichnung, siehe Cohors I Pannoniorum.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jan Kees Haalebos: Traian und die Hilfstruppen am Niederrhein Ein Militärdiplom des Jahres 98 n. Chr. aus Elst in der Over-Betuwe (Niederlande) In: Saalberg Jahrbuch, 2000/50, S. 31–72 (Online).
  • Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004 (PDF).
  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4
  • Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu: Alae et Cohortes Daciae et Moesiae. A review and update of J. Spaul’s Ala and Cohors In: Acta Musei Napocensis 39–40/I Cluj-Napoca, 2002–2003 (2004), S. 259–296 (Online).
  • Paul A. Holder: Exercitus Pius Fidelis: The Army of Germania Inferior in AD 89 In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 128 (1999), S. 237–250 (PDF).

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Paul A. Holder nimmt an, dass die Kohorte die Auszeichnung pia fidelis für ihre Teilnahme an der Niederschlagung des Aufstands von Lucius Antonius Saturninus erhalten hat. Jan Kees Haalebos schließt dies nicht aus, hält es aber für möglich, dass die Auszeichnung von Trajan während des zweiten Dakerkrieges verliehen wurde.
  2. Das hier angegebene Szenario folgt den Ausführungen von Jörg Scheuerbrandt, Paul A. Holder und Jan Kees Haalebos. Es geht von einer einzigen Kohorte aus, die in diesen Provinzen stationiert war. John Spaul geht dagegen von zwei verschiedenen Kohorten aus, die in diesen Provinzen stationiert waren.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Paul A. Holder, Exercitus, S. 237, 243, 247–250.
  2. a b c John Spaul, Cohors², S. 315–316, 333–334, 336.
  3. Jörg Scheuerbrandt, Exercitus, S. 158, 164, 169 Tabellen 2, 8, 11 (PDF S. 160, 166, 171).
  4. Militärdiplome der Jahre 98 (RMD 4, 216), 101 (RMM 9), 103/105 (ZPE-194-223), 103/106 (RMM 13), 103/107 (CIL 16, 54), 109 (RMD 3, 148), 110 (CIL 16, 163), 135 (ZPE-203-227), 137 (ZPE-194-236), 151 (RMM 31), 152/161 (ZPE-192-234), 157 (AE 2008, 1744, AE 2008, 1747, RMM 37, ZPE-165-237), 158/159 (RMD 5, 419), 159 (CIL 16, 111), 160 (ZPE-192-233), 161 (RMD 1, 55) und 165 (CIL 16, 120).
  5. Jan Kees Haalebos, Traian, S. 45–46.
  6. a b Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu, Alae et Cohortes, S. 290.
  7. Inschrift (CIL 13, 7582)
  8. Inschriften (CIL 13, 7510, CIL 13, 7511)
  9. Ziegelstempel (AE 1913, 174)