Jan Cyž

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Jan Cyž (um 1945)

Jan Cyž (deutsch Johannes Ziesche; * 13. Januar 1898 in Säuritz; † 21. September 1985 in Bautzen) war ein sorbischer Jurist, Verleger und Landrat des Kreises Bautzen.

Nach dem Besuch der Bautzener Domschule und des Kleinseitner deutschen Staatsgymnasiums in Prag studierte er an der Karls-Universität Rechtswissenschaften. In diesem Fach wurde er auch promoviert. Von 1926 bis 1932 war er Leiter der Cottbuser Filiale der Wendischen Volksbank.[1] Wegen seiner Arbeit und seiner Aktivitäten in nationalsorbischen Bewegungen wurde er 1933 von den Nationalsozialisten inhaftiert, kam jedoch nach kurzer Zeit wieder frei. In den Jahren 1934 bis 1937 war er Herausgeber der sorbischen Tageszeitung Serbske Nowiny und sicherte ihr Erscheinen bis zum Verbot der Domowina im Jahr 1937. Während des Zweiten Weltkriegs kam Cyž wiederum in Gestapo-Haft, bis er im Februar 1945 bei den Luftangriffen auf Dresden gemeinsam mit Jan Meškank aus dem Gefängnis flüchten konnte.

Das Smoler’sche Familiengrab auf dem Protschenberg – letzte Ruhestätte von Jan Cyž

Im Mai 1945 war er nach deren Wiedergründung kurzzeitig kommissarischer Vorsitzender der Domowina und wurde von der sowjetischen Kommandantur zum Landrat des Kreises Bautzen ernannt. Nach seiner Abberufung als Landrat am 12. Mai 1955 aufgrund politischer Differenzen mit der Bautzener SED-Leitung[2] wirkte er als Herausgeber der damaligen sorbischen Tageszeitung Nowa doba. 1968 war Ziesche Vorsitzender des Kreisausschusses der Nationalen Front im Kreis Bautzen.[3]

Cyž war mit Helene Smoler (1900–1952) verheiratet, einer Tochter des Verlegers der Serbske Nowiny Marko Smoler und somit Enkeltochter von Jan Arnošt Smoler. Nach ihrem frühen Tod heiratete Cyž ihre verwitwete Schwester Ludmila (1899–1982). Er starb 1985 in Bautzen und wurde im Smoler’schen Familiengrab auf dem Protschenberg beigesetzt.

In seinen späten Jahren beschäftigte sich Jan Cyž mit dem Leben von Jan Arnošt Smoler und veröffentlichte darauf seine verfassten Gedanken über Die Kämpfe um die Befreiung der Lausitz. Daneben veröffentlichte er drei weitere Erinnerungsbände:

  • Hdyž so młody na puć podaš (Wenn du dich jung auf den Weg begibst, 1983)
  • W tlamje ječibjela (Im Rachen des Teufels, 1984)
  • Ćernje na puću do swobody (Dornen auf dem Weg in die Freiheit, 1979, 1985)
  • Manfred Thiemann (Hrsg.): Ein kleines Lexikon – Sorben/Serbja. Domowina-Verlag, Bautzen 1989, 183 S., ISBN 3-7420-0405-0
  • Manfred Ladusch: Zum 100. Geburtstag von Dr. Johannes Ziesche, Sorbischer Verleger, Bautzens Landrat und Schriftsteller. In: Oberlausitzer Kulturschau, Heft 2, 1998, S. 28–29.
  • Trudla Malinkowa: Sorbische Denkmale. Handbuch sorbischer Gedenk- und Erinnerungsstätten. Domowina-Verlag, Bautzen 2022, ISBN 978-3-7420-2647-7, S. 336f.

Einzelnachweise

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  1. Birgit Mitzscherlich: Diktatur und Diaspora – Das Bistum Meißen 1932–1951 (= Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B: Forschungen. Band 101). Schöningh, Paderborn 2005, ISBN 3-506-71799-5, S. 666 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Annett Bresan: Pawoł Nedo 1908–1984. Domowina-Verlag, Bautzen 2002, S. 275
  3. Horst Richter: Mit Elan weiter in der großen Volksinitiative. In: Neues Deutschland vom 27. Januar 1968, S. 2
  4. Hohe Auszeichnungen. In: Neues Deutschland vom 19. April 1968, S. 2
  5. Hohe Auszeichnungen zum Nationalfeiertag. In: Neues Deutschland vom 6. Oktober 1982, S. 2