Da-Vinci-Operationssystem

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Stativ mit den Roboterarmen über einem Operationstisch

Das Da-Vinci-Operationssystem ist ein roboter-assistiertes Chirurgiesystem der Firma Intuitive Surgical in Kalifornien, mit dem minimalinvasive Operationen im urologischen und gynäkologischen Bereich durchgeführt werden, insbesondere die radikale Prostatektomie. Das System wird in Deutschland flächendeckend an vielen Universitäts- und anderen großen Kliniken eingesetzt. Trotz der hohen Kosten verlangen die meisten Einrichtungen von Mitgliedern Gesetzlicher Krankenversicherungen keine Zuzahlung.

Benannt wurde der Roboter nach Leonardo da Vinci.[1]

Geschichte

Entwickelt worden war das Da-Vinci-System in den 1980er-Jahren von Medizintechnikern der US-Armee. Der Roboter sollte es Chirurgen möglich machen, in Krisengebieten ferngesteuert zu operieren. Wenig später fand es auch in der zivilen Anwendung eine rasche Verbreitung. Dabei wurde das System zunächst für Operationen am Herzen verwendet,[2] danach in erster Linie für urologische Eingriffe. 2008 wurden in den USA bereits 77 Prozent aller Prostataoperationen mit 600 Da-Vinci-Systemen durchgeführt. In den US-Kliniken waren 2011 mehr als 1400 OP-Roboter im Einsatz, in Deutschland 52 dieser Geräte.[3]

Komponenten

Das Operationssystem besteht aus einer Konsole, an der ein Chirurg sitzt und einem Operationsroboter mit vier Armen. Der Operateur erhält über die Konsole ein vergrößertes 3D-Bild des Operationsfeldes und kann damit die Arme des Roboters steuern. Der Operateur steuert in Echtzeit mit seinen Handbewegungen die Arme und die Instrumente millimetergenau mit einer bis zu fünffachen Untersetzung. Unwillkürliche Bewegungen wie Händezittern werden ausgeglichen. Durch die bis zu zehnfache Vergrößerung des 3D-Kamerasystems werden selbst feine Strukturen wie Nerven und Gefäße genau dargestellt. Der Operationsroboter kann nicht programmiert werden und auch keine eigenständigen Bewegungen ausführen.

Die winzigen, auswechselbaren Instrumente an den Enden der Roboterarme wurden für das System speziell entwickelt und können in sieben Freiheitsgraden bewegt werden - mehr als die der menschlichen Hand.[4]

Vorteile und Nachteile

Vorteile für den Patienten

  • generell die Vorteile der minimalinvasiven Chirurgie:
    • kleine äußerliche Schnittwunden (typischerweise 1,5 - 2 cm),
    • geringerer Blutverlust,
    • schnellere Wundheilung

Vorteile für den Operateur

  • entspannte Sitz-, Kopf- und Armhaltung während der oft mehrere Stunden dauernden Operation
  • räumliche, vergrößerte Bildschirmdarstellung der Organe und der Instrumente
  • untersetzte und "bereinigte" Bewegung der Instrumente

Nachteile

  • hohe Anschaffungskosten
  • hohe Betriebskosten
  • Einarbeitungszeit für den Operateur

Kritik

Kritiker bemängeln immer wieder die hohen Kosten des Systems. Ein Da-Vinci-OP-System kostet bis zu 2 Mio. Euro. Die eingesetzten Instrumente werden grundsätzlich nur 10 Mal eingesetzt und müssen dann getauscht werden. Das Unternehmen nutze so seine Monopolstellung aus. Dies führt zu rund einem Drittel höheren Kosten als bei einer normalen Laparoskopie. Eine im Journal of the American Medical Association publizierte Studie der Columbia University in New York wertete mehr als 264.000 Gebärmutterentfernungen mittels konventioneller und robotergestützter Laparoskopie aus und konnte dabei keine Vorteile nachweisen. Die Studie betonte, dass insbesondere der propagierte geringere Blutverlust nicht nachgewiesen werden konnte.[3][5][6]

Mehrfach kam es in der Vergangenheit bei Operationen mit dem Da-Vinci-System zu Todesfällen. Dabei war es zu Verletzungen gekommen, die nicht sofort entdeckt wurden. Unter anderem soll dies durch Fehlströme ausgelöst worden sein, die zu Überhitzungen an umliegenden Geweben führte. Das Unternehmen reagierte mit einer Verbesserung der Abdeckungen und betonte, solche Fehlströme könne es auch bei konventionellen laparoskopischen Operationen geben.[7] Derzeit untersucht die amerikanische Zulassungsbehörde FDA diese und andere Fälle, bei denen Patienten zu Schaden kamen. In den USA sind deshalb mehrere Gerichtsverfahren anhängig.[8][9] Dem Unternehmen wurde mehrfach vorgeworfen, Zwischenfälle nicht ordnungsgemäß an die zuständigen Behörden gemeldet zu haben.[10]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. https://www.intuitivesurgical.com/company/history/
  2. Minimalinvasive Herzoperationen - der Blick durchs Schlüsselloch Website auf Gesundheit.de
  3. a b Technik im Operationssaal: Teurer Eingriff mit Dr. Robo, Der Spiegel, 1. April 2013
  4. Systemübersicht des Herstellers
  5. Questions About Robotic Hysterectomy, New York Times, 25. Februar 2015 (englisch)
  6. http://www.20min.ch/schweiz/news/story/Roboter-Operationen-sind-vor-allem-teurer-19739264 Roboter-Operationen sind vor allem teurer, 8. April 2013
  7. Patients Scarred After Robotic Surgery, CNBC, 19. April 2013 (englisch)
  8. da Vinci Robot Allegedly Marketed to Less-Skilled Doctors, lawyersandsettlements.com, 23. April 2013 (englisch)
  9. Roboter in der Kritik: System-Neustart am OP-Tisch, N24, 11. April 2013
  10. Michol A. Cooper, Andrew Ibrahim, Heather Lyu, Martin A. Makary: Underreporting of Robotic Surgery Complications. Journal for Healthcare Quality, August 2013 doi:10.1111/jhq.12036

Weblinks