Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
| Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV) | |
|---|---|
| Rechtsform | eingetragener Verein |
| Gründung | 1. Juni 2007 |
| Sitz | Berlin |
| Zweck | Sozialversicherung |
| Vorsitz | Volker Enkerts Hans-Peter Kern |
| Geschäftsführung | Stephan Fasshauer Edlyn Höller |
| Mitglieder | 33 (2024) |
| Website | www.dguv.de |
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV) ist der Spitzenverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften und der Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand.[1] Er entstand am 1. Juni 2007 durch Zusammenlegung des Hauptverbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften e. V. (HVBG) und des Bundesverbandes der Unfallkassen e. V. (BUK).[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Politischer Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit der Fusion kamen HVBG und BUK weitergehenden Plänen der Politik zuvor: Bundesregierung und Bundesländer hatten im Sommer 2006 angekündigt, die Verbände zum 1. Januar 2008 zwangsweise zu einer staatlich kontrollierten Körperschaft des öffentlichen Rechts zusammenzuschließen. Die von der Politik geplante Spitzenkörperschaft sollte die Befugnis erhalten, „für alle Unfallversicherungsträger verbindliche Entscheidungen zu treffen und zwischen den Trägern einen Qualitäts- und Wirtschaftlichkeitswettbewerb zu organisieren.“[3] Zudem sollten ihr gemeinsame Angelegenheiten der Unfallversicherungsträger übertragen werden, „die besser und effizienter zentral erledigt werden können.“[3] Die Errichtung dieser Spitzenkörperschaft nach dem Vorbild der Deutschen Rentenversicherung Bund hätte die Befugnisse der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen empfindlich beschnitten und den staatlichen Einfluss auf die gesetzliche Unfallversicherung deutlich erhöht.
DGUV
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum 1. Juni 2007 fusionierten der 1887 gegründete Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften e. V. (HVBG) und der 1936 gegründete Bundesverband der Unfallkassen e. V. (BUK) zur Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e. V. (DGUV).[4][5]
Organisation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die DGUV ist der gemeinsame Spitzenverband der gesetzlichen Unfallversicherer und umfasst die Berufsgenossenschaften und Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand. Bei den Unfallversicherungsträgern der DGUV waren 2024 etwa 68,2 Millionen Menschen im Rahmen der allgemeinen Unfallversicherung[6] und der Schülerunfallversicherung gegen die Folgen von Arbeits-, Wege-, Schul- und Schulwegunfällen sowie Berufskrankheiten versichert.[2][4][7] Organisiert ist die DGUV als rechtsfähiger Verein.[7] Der Sitz der DGUV befindet sich in Berlin, mit weiteren Geschäftsstellen in Sankt Augustin sowie Forschungs- und Qualifizierungseinrichtungen in Bad Hersfeld, Bochum, Hennef (Sieg) und Dresden. Der Verwaltungsstandort München wurde zum 6. Dezember 2019 geschlossen.[8]
Zudem umfasst die DGUV sechs regionale Gliederungen, die sogenannten Landesverbände.[9] Diese decken die regionalen Zuständigkeiten in allen Bundesländern ab und übernehmen für ihre Mitglieder gemeinsame Aufgaben in Prävention und Rehabilitation.[10][11]
Die DGUV erfüllt zwar staatlich übertragene Aufgaben, ist dabei jedoch selbstverwaltet und finanziert sich über die Mitglieder.[7][12] Der Vorstand agiert als Vertretung der Arbeitgebenden- und Arbeitnehmendenseite und wird paritätisch von der Mitgliederversammlung gewählt, die aus Delegierten der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen besteht. Vorsitzende des Vorstands sind Volker Enkerts (seit 2017) und Hans-Peter Kern (seit 2025).[13] Der Vorsitz wird alternierend ausgeübt und wechselt nach zwei Jahren.[2] Hauptgeschäftsführer ist Stephan Fasshauer[14] und seine Stellvertreterin ist Edlyn Höller.[15]
Aufgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) ist der Spitzenverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften und der Unfallkassen in Deutschland. Sie nimmt die gemeinsamen Interessen ihrer Mitglieder wahr und unterstützt diese bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben zum Schutz der Versicherten und Unternehmen. Zudem vertritt die DGUV die gesetzliche Unfallversicherung gegenüber der Politik, staatlichen Stellen auf Bundes- und Landesebene, europäischen Institutionen, internationalen Organisationen und den Sozialpartnern.[2][12][16]
Zu den Aufgaben der DGUV gehören die Koordination und Förderung von Maßnahmen zur Prävention von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren. Sie wirkt an der Weiterentwicklung des Berufskrankheitenrechts mit und unterstützt die fachliche Ausarbeitung von Muster-Unfallverhütungsvorschriften, die anschließend von den Unfallversicherungsträgern umgesetzt werden. Darüber hinaus ist die DGUV für die Ausgestaltung übergreifender vertraglicher Regelungen zuständig, etwa mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zur medizinischen Versorgung verunfallter Versicherter.[2][16][7]
Die Festlegung von Gefahrtarifen obliegt den einzelnen Unfallversicherungsträgern; die DGUV kann hierzu Empfehlungen aussprechen. Auch die Qualitätssicherung und der wirtschaftliche Wettbewerb zwischen den Trägern werden von der DGUV angeregt und fachlich begleitet.[2][17]
Zudem entscheidet der Verband durch seine Landesverbände über die Beteiligung von Ärzten und Krankenhäusern an Heilverfahren. Außerdem legt die DGUV die Kriterien für die Beteiligung an den Heilverfahren fest.[18]
Darüber hinaus finanziert und unterhält sie Forschungs- und Schulungseinrichtungen für die Aus- und Weiterbildung der Beschäftigten in der Unfallversicherung,[7] erstellt Statistiken[19] für Gesetzgebung und Forschung[16] und führt Öffentlichkeitsarbeit durch.[20]
Die bei der DGUV eingerichtete Deutsche Verbindungsstelle Unfallversicherung – Ausland (DVUA) nimmt die Aufgaben der Verbindungsstelle nach internationalen Sozialversicherungsabkommen wahr. Sie unterstützt Versicherte, Unternehmen und Unfallversicherungsträger bei der Umsetzung dieser Regelungen und stellt die medizinische Versorgung von Versicherten aus EU-, EWR- und Abkommensstaaten im Fall von Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten während eines Aufenthalts in Deutschland sicher.[21][22]
Seit 2009 gibt die DGUV eine eigene Fachzeitschrift heraus, das „DGUV Forum“. Sie erscheint als reines Onlinemedium mehrmals im Jahr und enthält Beiträge für Praktiker und Wissenschaft. Darüber hinaus gibt es weitere verschiedene Fachzeitschriften: „Arbeit & Gesundheit“,[23] „top eins“,[24] „KinderKinder“,[25] „pluspunkt“[26], „Kompakt“[27] sowie das Portal „Lernen und Gesundheit“.[28]
DGUV job, der Personal- und Arbeitsvermittlungsdienst der DGUV für Berufsgenossenschaften und Unfallkassen, vermittelt Versicherte, die nach einem Arbeitsunfall oder einer Berufskrankheit eine Unterstützung bei der beruflichen Wiedereingliederung benötigen.[29]
Institute
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die DGUV betreibt drei Forschungsinstitute.[2] Diese Institute forschen, beraten und setzen Maßnahmen für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin um. Sie unterstützen Berufsgenossenschaften und Unfallkassen durch Analysen, Schulungen und die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse.[30][31]
- Institut für Arbeitsschutz, IFA, in St. Augustin
- Institut für Arbeit und Gesundheit, IAG, in Dresden
- Institut für Prävention und Arbeitsmedizin, IPA, in Bochum

Die DGUV unterhält zudem die Hochschule der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (HGU) mit Standorten in Bad Hersfeld und Hennef.[32] Sie ging aus der Fusion der Berufsgenossenschaftlichen Akademie in Hennef und des Bildungszentrums des Bundesverbandes der Unfallkassen (BUK) in Bad Hersfeld hervor. Im Zuge der organisatorischen Neustrukturierung wurde sie zum 1. Januar 2016 in Hochschule der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (HGU) umbenannt. Die HGU ist die zentrale Bildungseinrichtung der DGUV in den Bereichen Rehabilitation, Sozialrecht und Public Administration.[33][34]
Darüber hinaus betreibt die DGUV seit 2003 in Kooperation mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg den Studiengang „Sozialversicherung, Schwerpunkt Unfallversicherung“ am Standort Hennef.[33]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wir über uns. In: DGUV. Abgerufen am 27. Mai 2025.
- ↑ a b c d e f g Satzung des Verbandes Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV). (PDF) In: DGUV. 23. August 2021, abgerufen am 12. März 2025.
- ↑ a b Eckpunkte zur Reform der gesetzlichen Unfallversicherung vom 26. Juni 2006. S. 6 (PDF-Datei, offline).
- ↑ a b Manfred Brüss: Einmischung unerwünscht. In: Versicherungsjournal. 5. Juni 2007.
- ↑ 70 Millionen Versicherte. In: Freie Presse. 31. Mai 2014, S. 10.
- ↑ Versicherte und Unternehmen. In: DGUV. Abgerufen am 27. Mai 2025.
- ↑ a b c d e Ernst Eggers: Der Schlendrian der Unfallversicherung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 5. Oktober 2015.
- ↑ Die DGUV schließt ihre Verwaltungsgeschäftsstelle in München. Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V, 3. Dezember 2019, abgerufen am 3. Dezember 2019.
- ↑ DGUV Landesverbände – Wir über uns. In: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. Abgerufen am 14. Juli 2025.
- ↑ Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) Definition. In: BFGA. Abgerufen am 18. August 2025.
- ↑ P. Klementz: Aufgaben und Leistungen der Landesverbände der gewerblichen Berufsgenossenschaften. In: Trauma und Berufskrankheit. Band 10, Nr. 1, 1. Mai 2008, ISSN 1436-6282, S. 81–84, doi:10.1007/s10039-007-1271-y.
- ↑ a b Udo Badelt: Wenn Arbeit krank macht. In: Tagesspiegel. 27. September 2010, S. 14.
- ↑ Vorsitzende der Mitgliederversammlung und des Vorstandes gewählt. In: DGUV. 23. November 2023, abgerufen am 13. März 2025.
- ↑ Stephan Fasshauer ist neuer Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). In: Verbände.com. 16. April 2025, abgerufen am 27. Mai 2025.
- ↑ Stefan Schreibelmayer: Endlich Schluss mit dem Fallbeil. In: Nordbayerischer Kurier. 27. Mai 2020, S. 10.
- ↑ a b c Jörg Angenendt, Claudia Drechsel-Schlund, Norbert Südkamp, Mathias Berger: Notfallmedizin und Unfallchirurgie: Psychotraumatologie nach Unfällen. In: Deutsches Ärzteblatt. 7. Oktober 2016, S. 175.
- ↑ Stefan Rammer: Wer versorgt Schwerstverletzte in Ostbayern? In: Passauer Neue Presse. 1. Februar 2014.
- ↑ Stefan Rammer: Wer versorgt Schwerstverletzte in Ostbayern?. In: Passauer Neue Presse. 1. Februar 2014.
- ↑ Sicherheit am Arbeitsplatz nimmt zu. In: Versicherungswirtschaft. Heft 13/2008, S. 1111.
- ↑ Tillmann Bauer: Partnerschaft besiegelt. In: Tagesspiegel. 19. September 2016, S. 13.
- ↑ Internationales: DVUA. In: DGUV. Abgerufen am 15. September 2025.
- ↑ Helmut Maxeiner: Sachleistungsaushilfe. In: Trauma und Berufskrankheit. Band 18, Nr. 5, 1. September 2016, ISSN 1436-6282, S. 434–443, doi:10.1007/s10039-016-0166-1 (springermedizin.de [abgerufen am 15. September 2025]).
- ↑ Das Onlinemagazin für Sicherheitsbeauftragte. In: Arbeit & Gesundheit. Abgerufen am 12. März 2025.
- ↑ Top eins – Das Magazin für Führungskräfte. In: Top eins. Abgerufen am 12. März 2025.
- ↑ DGUV KinderKinder. In: KinderKinder. Abgerufen am 12. März 2025.
- ↑ Lernen und Gesundheit: DGUV pluspunkt. In: DGUV. Abgerufen am 12. März 2025.
- ↑ DGUV Kompakt. In: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. Abgerufen am 14. Juli 2025.
- ↑ Lernen und Gesundheit. In: DGUV. Abgerufen am 12. März 2025.
- ↑ Harald Schumacher: Wie Inklusion Unternehmen besser macht. In: Wirtschaftswoche. 10. Januar 2020.
- ↑ Das Kartell. In: Süddeutsche Zeitung. 26. Mai 2018, S. 11–12.
- ↑ Kirsten Sucker, Simone Peters, Yvonne Giesen: Wirkung und Bewertung von Gerüchen an Innenraumarbeitsplätzen. In: Ingenieur. 1. September 2017, abgerufen am 12. März 2025.
- ↑ DGUV: Die DGUV-Akademie. ( vom 17. April 2015 im Internet Archive) Abgerufen am 20. April 2015.
- ↑ a b Christine Zacharias: DGUV-Hochschule eröffnetet Erweiterungsbau am Bad Hersfelder Seilerweg. In: HNA. 14. Juni 2022, abgerufen am 12. März 2025.
- ↑ DGUV Bildungsstätten. In: DGUV. Abgerufen am 27. Mai 2025.