Deutscher Frauenkongreß 1912

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Vorstand des Deutschen Frauenkongresses 1912

Der Deutsche Frauenkongreß 1912 fand vom 27. Februar bis 2. März 1912 in Charlottenburg bei Berlin statt. An ihm nahmen über 3000 Frauen teil. Er blieb der einzige größere deutsche Frauenkongress in dieser Zeit.

Der Deutsche Frauenkongreß wurde vom Bund deutscher Frauenvereine (BDF) organisiert, die offizielle Leitung hatte dessen Vorsitzende Gertrud Bäumer. Die Veranstaltungen fanden in den Kongresssälen im Zoologischen Garten in Charlottenburg statt.

Die Eröffnungsveranstaltung fand am Abend des 26. Februar statt. Die Eröffnungsrede hielt Gertrud Bäumer, weitere Redner waren Staatsminister Clemens von Delbrück, der im Auftrag von Reichskanzler von Bethmann-Hollweg sprach, der Berliner Bürgermeister Georg Reicke und der Rektor der Universität Max Lenz, dessen Worte von vielen Zuhörerinnen als besonders warm empfunden wurden.[1][2] Weitere Anwesende waren die Frau des Reichskanzlers von Bethmann-Hollweg, der Industrielle Siemens, Professor Adolph von Harnack, einige weitere bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, sowie fast alle wichtigen führenden Vertreterinnen von Frauenrechtsorganisationen im Deutschen Kaiserreich. Danach gab es ein Festbankett.

In den nächsten Tagen gab es zahlreiche Referate und Diskussionen zu den Rechten von Frauen in Familie und Beruf, deren gesellschaftliche Stellung, die Verbesserung der Lebensbedingungen, dem sozialem Engagement und zu weiteren Themen. Einige radikalere Frauenrechtlerinnen wie Minna Cauer, Anita Augspurg und Clara Zetkin durften nicht reden, um die konservativeren Frauen aus den gehobeneren gesellschaftlichen Schichten nicht zu verschrecken.[3] An den einzelnen Veranstaltungen nahmen jeweils mehrere tausend Frauen teil. Eine grundlegende Aussage vieler Referate war die Ausrichtung auf die Interessen der Allgemeinheit, auch für die Entwicklung eines kulturvolleren menschlichen Umgangs miteinander.[4]

Über den Frauenkongreß wurde in vielen deutschen und ausländischen Zeitungen und Zeitschriften teilweise ausführlich berichtet.

Gleichzeitig fand die Ausstellung Die Frau in Haus und Beruf statt, an der etwa zehntausend Frauen mitwirkten, und die eine breites öffentliches Interesse fand.

Teilnehmerinnen (Auswahl)

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An den Vorträgen nahmen teilweise über 3000 Frauen teil. Referate hielten Elisabeth Altmann-Gottheiner, Ellen Ammann, Jenny Apolant, Gertrud Bäumer, Marie Baum, Liane Becker, Margarete Bernhard, Elisabeth Böhm-Lamgarben, Marie von Bülow, Minna Cauer, Hedwig Dransfeld, Li Fischer-Eckert, Helene von Forster, Elisabeth Gnauck-Kühne, Selma von der Groeben, Gertrud Hertzberg, Elly Heuss-Knapp, Hedwig Heyl, Gertrud Israel, Agnes Karll, Rosa Kempf, Elsbeth Krukenberg, Helene Lange, Else Lüders, Paula Mueller-Otfried, Bertha Pappenheim, Anna Pappritz, Elly zu Putlitz, Alice Salomon, Katharina Scheven, Elisabeth Schneider, Marie Stritt, Margarete Treuge, Martha Voß-Zietz, Marianne Weber, Christiane Wedel, Marie Wegner, Ada Weinel, Pia Wille und Luise Zenker.

  • Der Deutsche Frauenkongreß 27. Februar–2. März 1912 in Berlin. Sämtliche Referate, herausgegeben vom Bund deutscher Frauenvereine. B. G. Teubner, Leipzig und Berlin 1912 Digitalisat Digitalisat (Zusammenfassungen, ohne Einführung und Namensregister)
  • E. R.: Ausstellung und Frauenkongress in Berlin. In: Frauenbestrebungen. Organ der deutsch-schweizerischen Frauenbewegung. 1912, Nr. 4, S. 25–28; Nr. 5, S. 34–37; Nr. 6, S. 42–44 Digitalisat; mit ausführlichen Berichten

Einzelnachweise

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  1. A. P., Deutscher Frauenkongreß, in Berliner Tageblatt, Abendausgabe, vom 27. Februar 1912, S. 3, mit ausführlichem Bericht; auch in den nächsten Tagen, meist Abendausgabe, S. 3 oder 4
  2. E. R., Ausstellung und Frauenkongress in Berlin, in Frauenbestrebungen, 4, 1912, S. 25
  3. E. R., Frauenkongress in Berlin, in Frauenbestrebungen, 6, 1912, S. 44, mit dieser Begründung
  4. Frauenbestrebungen, 6, 1912, S. 43f.