La muette de Portici

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Werkdaten
Titel: Die Stumme von Portici
Originaltitel: La muette de Portici

Ausbruch des Vesuv am Ende der Oper

Form: Grand opéra in fünf Akten
Originalsprache: Französisch
Musik: Daniel-François-Esprit Auber
Libretto: Eugène Scribe und Germain Delavigne
Literarische Vorlage: Esprit de Raimond de Mormoiron: Mémoires sur la révolution de Naples de 1647[1]
Uraufführung: 29. Februar 1828
Ort der Uraufführung: Pariser Oper, Paris
Spieldauer: ca. 2 ½ Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Neapel und Portici im Sommer 1647
Personen
  • Alphonse, Sohn des Grafen d’Arcos, des Vizekönigs von Neapel (Tenor)
  • Lorenzo, sein Vertrauter (Tenor)
  • Selva, Offizier der Leibwache (Bass)
  • Masaniello, neapolitanischer Fischer (Tenor)
  • Borella, Fischer (Bariton)
  • Pietro, Fischer (Bass)
  • Moreno, Fischer (Bass)
  • Elvire, spanische Prinzessin, Braut Alphonses (Sopran)
  • eine Ehrendame (Alt)
  • Fenella, Masaniellos stumme Schwester (Tanzsolistin)
  • Hofgesellschaft, Fischer, Soldaten, Volk von Neapel (Chor)
  • Tänzer, Tänzerinnen (Ballett)[1]

La muette de Portici (deutsch Die Stumme von Portici) ist eine große historische Oper in fünf Akten des Komponisten Daniel-François-Esprit Auber. Das Libretto stammt von Eugène Scribe und Germain Delavigne. Am 29. Februar 1828 wurde dieses Werk an der Pariser Oper uraufgeführt.

Die Handlung bezieht sich auf eine Revolte der Neapolitaner unter Tommaso Aniello d’Amalfi gegen die spanischen Besatzer im 17. Jahrhundert. Portici ist der Name eines kleinen Fischerhafens, eines Vororts von Neapel. Die Titelfigur Fenella ist – naheliegend, aber für eine Oper doch ungewöhnlich – eine stumme Rolle.

Die Oper beginnt mit den Vorbereitungen zur Hochzeit der Prinzessin Elvire mit Alphonse, dem Sohn des spanischen Vizekönigs. Das stumme Mädchen Fenella erkennt ihn als ihren Vergewaltiger und Entführer. Dies provoziert ihren Bruder, den Fischer Masaniello, einen Aufstand gegen die verhasste spanische Besatzung anzuführen. Elvire vergibt Alphonse und versucht, Fenella zu finden. Als Masaniello die Kontrolle über den Aufstand zu verlieren droht, suchen Alphonse und Elvire Schutz bei Masaniello, der nun den Zorn seiner rebellischen Freunde fürchten muss. Sein Freund Pietro sieht in ihm einen Verräter und potentiellen Tyrannen und vergiftet ihn. Sterbend gelingt es Masaniello, Elvire vor den Rebellen zu retten. Alphonse ist es zwischenzeitlich gelungen, Truppen gegen die Revolte zu mobilisieren. Am Ende der Oper bricht der Vesuv aus, und Fenella stürzt sich verzweifelt in die glühende Lava.

1. Akt – Vor einer Kapelle
2. Akt – Am Meeresstrand
3. Akt – Marktplatz in Neapel
4. Akt – Masaniellos Wohnung
5. Akt – Festsaal im Palast mit Blick auf den Vesuv

Die Orchesterbesetzung der Oper umfasst die folgenden Instrumente:[1]

Die Uraufführung an der Pariser Oper (Salle Le Peletier) dirigierte François-Antoine Habeneck. Regie führte Louis Solomé. Die Choreografie stammte von Jean-Pierre Aumer und das Bühnenbild von Pierre-Luc-Charles Cicéri. Es sangen Pierre-Auguste „Alexis“ Dupont (Alphonse), Jean-Étienne-Auguste Massol (Lorenzo), Ferdinand Prévost (Selva), Adolphe Nourrit (Masaniello), Alexandre-Aimé Prévost (Borella), Henri-Bernard Dabadie (Pietro), Charles-Louis [Beltrame] Pouilley (Moreno), Laure Cinti-Damoreau (Elvire) und Mlle Larotte/Lorotte (Ehrendame).[2] Die Oper hatte einen durchschlagenden Erfolg. Bis 1882 wurde das Werk allein in Paris 505 mal aufgeführt und in Berlin bis zur Jahrhundertwende 285 mal. Sie gilt als erstes Werk des französischen Grand-opéra-Genres.

An der Pariser Oper erlebte diese Oper 1840 bereits ihre 100. Aufführung; 1880 konnte die 500. gefeiert werden. Karl August von Lichtenstein übersetzte das Libretto und bereits am 16. Oktober 1828 kam das Stück am Theater Rudolstadt zur Aufführung. Im darauffolgenden Jahr kam die Oper unter dem Titel Die Stumme oder Untreue und edle Rache in der Übersetzung (und Bearbeitung) von Margarethe Bernbrunn (Pseudonym Adalbert Prix) am Theater in der Josefstadt (Wien) zur Aufführung.

Aufführung in Brüssel 1830

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Die Aufführung der Oper im Theater La Monnaie/De Munt in Brüssel am 25. August 1830, anlässlich des 58. Geburtstages von König Wilhelm I. der Niederlande, hatte weitreichende Folgen. Wilhelm regierte damals, als Folge der Beschlüsse des Wiener Kongresses, über die katholischen, ehemaligen Habsburgischen Niederlande. Auslöser war das Duett Amour sacré de la patrie („Die heilige Liebe zum Vaterland“):

Amour sacré de la patrie,
Rends-nous l’audace et la fierté;
A mon pays je dois la vie.
Il me devra sa liberté.
  Geheiligte Liebe zum Vaterland,
Gib uns Wagemut und Stolz zurück;
Meinem Land verdanke ich das Leben.
Es wird mir seine Freiheit verdanken.

Die Zuschauer waren hierdurch bereits sehr erregt, als Masaniello im dritten Akt mit einer Axt in der Hand sang: „Laufet zur Rache! Die Waffen, das Feuer! Auf dass unsere Wachsamkeit unserem Leid ein Ende bereite!“ Daraufhin erhob sich das Publikum und rief „Aux armes! aux armes!“ (Zu den Waffen! Zu den Waffen!).

Die nach der Opernaufführung ausgelösten Unruhen gegen die ungeliebte niederländische Herrschaft führten zur Belgischen Revolution und schließlich zur Unabhängigkeit Belgiens.

Neuere Rezeptionsgeschichte

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Die Oper wird heute vergleichsweise selten aufgeführt, dies unter anderem 1991 in Marseille und 2002 in Aachen. Unter der Leitung des GMD Antony Hermus fand am 24. April 2010 am Anhaltischen Theater Dessau die Premiere der Oper in Originalsprache mit deutschen Übertiteln statt.

Im Badischen Staatstheater Karlsruhe wurde die Oper 1993 in deutscher Sprache aufgeführt. Deutschsprachige Neufassung von Karl Dietrich Gräwe. Die Premiere war am 19. Juni 1993

Im Jahre 2019 wurde die Oper in Kiel (Opernhaus) unter der Leitung von Daniel Carlberg gespielt. Premiere war am 27. April. Die Aufführung fand in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln unter Verwendung der kritischen Ausgabe von Peter Kaiser statt.

  • 1979 (?) – Jean Doussard (Dirigent), Orchestre Lyrique de l’ORTF Paris, Chœurs du Radio France.
    André Mallabrera (Alphonse), Yves Bisson (Masaniello), Monique de Pondeau (Elvire)
    Live, konzertant aus Paris.
    RRE 186-8 (3 LPs).[3]:319
  • 1985 (?) – Myer Fredman (Dirigent), BBC Northern Symphony-Orchestra.
    Adrien de Peyer (Alphonse), Bernard Dickerson (Lorenzo), Alan Opie (Selva), Maurice Maievsky (Masaniello), Neilson Taylor (Pietro), Janet Price (Elvire).
    Live, konzertant aus London.
    MRF 123 LP: N.A.[3]:320
  • 16.–26. September 1986 – Thomas Fulton (Dirigent), Orchestre Philharmonique de Monte Carlo, Ensemble Vocal Jean Laforge.
    John Aler (Alphonse), Alain Munier (Lorenzo), Jean-Philippe Courtis (Selva), Alfredo Kraus (Masaniello), Frédéric Vassar (Borella), Jean-Philippe Lafont (Pietro), Daniel Ottavaere (Fischer), June Anderson (Elvire), Martina Mahé (Ehrendame).
    Studioaufnahme; leicht gekürzt, mit Arie des Alphonse in der Introduktion (Nr. 1) und Duett Alphonse/Elvire am Anfang des dritten Akts.
    EMI CD: 7 49284 2, EMI LP.[3]:321
  • 1991 – Patrick Fournillier (Dirigent).
    Tiziana Fabbricini (Elvire), William Shimell, José Sempere.
    Video; live aus Ravenna.
    Premiere Opera DVD 5958 (1 DVD).[3]:322
  • 2005 – Walter Proost (Dirigent), Chamber Orchestra for Flanders.
    Alexei Grigorev (Alphonse und Masaniello), Anja van Engeland (Elvire).
    Highlights (12 Stücke).
    Etcetera KTC 1285.[4]
  • 24.–26. Mai 2011 – Antony Hermus (Dirigent), Anhaltische Philharmonie, Opernchor des Anhaltischen Theaters.
    Oscar de la Torre (Alphonse), Angus Wood (Lorenzo), Ulf Paulsen (Selva), Diego Torre (Masaniello), Kostadin Arguirov (Borella), Wiard Witholt (Pietro), Stephan Biener (Moreno), Angelina Ruzzafante (Elvire), Anne Weinkauf (Ehrendame).
    Gesamtaufnahme; aus dem Großen Haus des Anhaltischen Theaters Dessau.
    cpo 777 694-2.[5]
  • Daniel-François-Esprit Auber: La muette de Portici. Partitur. Kritische Ausgabe von Peter Kaiser. Ricordi, Berlin 2011.
  • Daniel-François-Esprit Auber: Die Stumme von Portici. Klavierauszug. Edition Schröder, Markranstädt 1997 (Nachdruck der Ausgabe Berlin 1900).
  • Daniel-François-Esprit Auber: Die Stumme von Portici. Neufassung für die deutsche Bühne. Reclam, Leipzig 1959, DNB 363297863.
  • Walter Eigenmann: „Die Stumme von Portici“. Vom Duett zur Revolution. In: Glarean Magazin. 29. Februar 2008.
  • Leo Melitz: Führer durch die Opern. Circa 200 Operntexte nach Angabe des Inhalts, der Gesänge, des Personals und Szenenwechsels. Neue, vollständig durchgearbeitete und bis zur Gegenwart ergänzte Auflage. Globus-Verlag, Berlin 1914, OCLC 476234453, S. 264–166.
  • Erich Pätz: Zur deutschen Erstaufführung in Rudolstadt „Die Stumme von Portici“. In: Rudolstädter Heimathefte. Jg. 40, Heft 11/12, 1984, ISSN 0485-5884, S. 267–269.
  • Horst Seeger: Opernlexikon. Heinrichshofens Verlag, Wilhelmshaven 1979, ISBN 3-7959-0271-1.
  • Programmheft des Opernhauses Kiel, Spielzeit 2018/2019
  • Herbert Schneider: De la scène aux barricades: La Muette de Portici‚ opéra révolutionnaire. In: Romain Feist, Marion Mirande (Hrsg.): Le grand opéra 1828-1867. Le spectacle de l’Histoire. Opéra de Paris-BnF, Paris 2019, S. 32–37 (französisch).
Commons: La muette de Portici – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Ludwig Finscher: La muette de Portici. In: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Band 1: Werke. Abbatini–Donizetti. Piper, München/Zürich 1986, ISBN 3-492-02411-4, S. 100–102.
  2. 29. Februar 1828: „La muette de Portici“. In: L’Almanacco di Gherardo Casaglia
  3. a b c d Daniel François Esprit Auber. In: Andreas Ommer: Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen (= Zeno.org. Band 20). Directmedia, Berlin 2005.
  4. Informationen über die CD Accenture Etcetera KTC 1285 (Dirigent: Walter Proost) auf muziekweb.nl, abgerufen am 20. Februar 2023.
  5. Raymond J Walker: Rezension der CD CPO 777 694-2 (Dirigent: Anthony Hermus). In: Musicweb International, abgerufen am 20. Februar 2023.