Diederichs Verlag

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Diederichs Verlag
Diederichs-logo.svg
Gründung   14. September 1896
Sitz   München, Deutschland
Verleger   Thomas Rathnow[1]
Verlagsnummer   978-3-424
978-3-7205
978-3-89631
Verlagsgruppe   Random House
Gattung   Belletristik, Sachbuch
Website   www.randomhouse.de

Der Diederichs Verlag ist ein deutscher Buchverlag mit Sitz in München.[2] Er wurde 1896 von Eugen Diederichs gegründet und prägte entscheidend das intellektuelle Leben Anfang des 20. Jahrhunderts.[3] Nach drei Generationen im Familienbesitz gehörte der Diederichs Verlag ab 1988 zu Hugendubel. Seit dem Jahr 2008 ist er ein selbstständiger Teil der Verlagsgruppe Random House.[4]

Geschichte

Der gelernte Buchhändler Eugen Diederichs (1867–1930) reiste nach dem Tod seines Vaters nach Italien. Die in seiner Heimatstadt Naumburg (Saale) veröffentlichten Reiseberichte bildeten die Grundlage seiner verlegerischen Tätigkeit. 1896 gründete Diederichs seinen Buchverlag.[5] Zunächst mit Sitz in Florenz, zog Diederichs mit seinem Verlag später nach Leipzig und ließ sich 1904 schließlich in Jena nieder. Dort erreichte er den Höhepunkt seines Schaffens.[6] Durch Diederichs Wirken entwickelte sich die thüringische Universitätsstadt zu einem der bedeutendsten deutschen Verlagsstandorte.[4]

Literarische Werke der Klassik und Romantik standen ebenso auf dem Programm wie Sachbücher.[7] Neben Werksausgaben wie die von Hans Christian Andersen, Henri Bergson, Maxim Gorki, Søren Kierkegaard, Leo N. Tolstoi und Anton Tschechow sind zahlreiche Buchreihen erschienen wie die „Monographien zur deutschen Kulturgeschichte“.[8] Besonders bedeutend waren neben der „Sammlung Thule“ die „Märchen der Weltliteratur“,[9] deren Gesamtbibliographie bis heute 174 Ausgaben umfasst.

In den 1930er Jahren führten Diederichs Söhne Niels und Peter den Verlag weiter. Während der Zeit des Nationalsozialismus passten sie das Portfolio an die intellektuellen Vorgaben des Regimes an.[10][11] Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen beide den Betrieb in Düsseldorf und Köln wieder auf.[4] Von 1973 bis 1988 leitete Diederichs Enkel Ulf den Verlag.[12] Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten wurde er schließlich an Heinrich Hugendubel verkauft.[13] Dieser versuchte, den Verlag „zwischen Tradition und Innovation“ zu positionieren.[10] 1999 wurde Diederichs zu einem Imprint des Hugendubel Verlags und mit diesem an die Wirtschaftsanwältin Monika Roell veräußert.[14]

2008 kündigte die Verlagsgruppe Random House die Übernahme der zum Hugendubel Verlag gehörenden Imprints einschließlich Diederichs an.[15] Das Archiv des Verlags und der Familie kam unter das Dach der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek.[14] Während zwar „Weltkulturen, Märchen der Weltliteratur und Weltreligionen“ im Fokus standen,[16] wurde das Profil des Diederichs Verlags in den folgenden Jahren mehrfach geändert und das Programm schrittweise umgebaut.[17]

Programm

Datei:Eine Stunde hinter Mitternacht (Hermann Hesse, 2019).jpg
Cover der lizenzierten Neuausgabe „Eine Stunde hinter Mitternacht“ von Hermann Hesse

Heute steht der Diederichs Verlag für inspirierende und sinnstiftende Texte in Form von Biografien, Romanen, Memoirs, modernen Märchen und Lyrik.[17] Bekannte Autoren der letzten Jahre sind beispielsweise Igal Avidan, Eva Padberg, und Botho Strauss.[18][19][20] Das lieferbare Programm umfasst derzeit 90 Titel, davon viele unter dem Label Diederichs Digital als E-Book. Vereinzelt hat Diederichs auch Hörbücher veröffentlicht.[21] Zu den Neuerscheinungen zählen die lizenzierte Neuausgabe „Eine Stunde hinter Mitternacht“ von Hermann Hesse, dessen Debüt 1899 im Diederichs Verlag erschien, und die Fabel „Der Hund, der Wolf und das Geheimnis“ von Folco Terzani.[22]

Einzelnachweise

  1. Führungswechsel bei Random House: Sambeth geht, Rathnow kommt. In: Börsenblatt. 8. November 2018, abgerufen am 10. Mai 2019.
  2. Adressbuch für den deutschsprachigen Buchhandel. Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels, abgerufen am 10. Mai 2019.
  3. Irmgard Heidler: Der Verleger Eugen Diederichs und seine Welt (1896–1930). In: Mainzer Studien zur Buchwissenschaft. Band 8. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1998, ISBN 3-447-04029-7.
  4. a b c Ulrike Merkel: Frühes Familien-Patchwork im Hause Diederichs. In: Thüringische Landeszeitung. 22. Dezember 2016, S. 12.
  5. Ein Versammlungsort moderner Geister? Hundert Jahre Verlag Eugen Diederichs. In: Neue Zürcher Zeitung. 14. September 1996, S. 47.
  6. Wieland Führ: Feld der Kultur beackert. In: Mitteldeutsche Zeitung. 2. April 2016.
  7. Kai Agthe: Eine markante Gestalt des Literaturlebens. In: Mitteldeutsche Zeitung. 4. August 2014.
  8. Monographien zur deutschen Kulturgeschichte. Deutsche Nationalbibliothek, abgerufen am 28. Mai 2019.
  9. Ute Schneider: Beruf: Kulturverleger. In: Die Welt. Rubrik: Literarische Welt. 16. August 2014, S. 7.
  10. a b Modenschöpfer, Mythenweber. Der Eugen Diederichs Verlag wird hundert Jahre alt. In: Der Tagesspiegel. 14. September 1996.
  11. Hier brennt der Hausaltar. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 9. Februar 2000, abgerufen am 10. Mai 2019.
  12. Verleger und Autor Ulf Diederichs gestorben. In: Neue Zürcher Zeitung. 5. Juni 2014, abgerufen am 10. Mai 2019.
  13. Christina Niem: Eugen Diederichs und die Volkskunde: Ein Verleger und seine Bedeutung für die Wissenschaftsentwicklung. In: Gesellschaft für Volkskunde in Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Mainzer Beiträge zur Kulturanthropologie / Volkskunde. Band 10. Waxmann Verlag, Münster, New York 2015, S. 53.
  14. a b Irmgard Heidler: Das Archiv des Eugen Diederichs Verlags und die Diederichs-Nachlässe in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek. S. 277.
  15. Random House kauft Hugendubel Verlage. In: Börsenblatt. 23. Mai 2008, abgerufen am 10. Mai 2019.
  16. Random House kauft Hugendubel-Verlage. In: Buchmarkt. 23. Mai 2008, abgerufen am 10. Mai 2019.
  17. a b Diederichs Verlag. Verlagsgruppe Random House, abgerufen am 10. Mai 2019.
  18. Hakenkreuze im Heiligen Land. In: Neue Zürcher Zeitung. 15. Februar 2009, S. 23.
  19. Familie aus bunten Vögeln. Zur Person: Eva Padberg. In: Leipziger Volkszeitung. 22. Oktober 2011, S. 21.
  20. Andrea Köhler: Idioten der Liebe: Botho Strauss oder der Aufstand gegen die rundum informierte Welt. In: Neue Zürcher Zeitung. 31. August 2013, S. 62.
  21. Bücher A–Z. Verlagsgruppe Random House, abgerufen am 10. Mai 2019.
  22. Neuerscheinungen. Verlagsgruppe Random House, abgerufen am 10. Mai 2019.

Koordinaten: 48° 7′ 57″ N, 11° 37′ 19,8″ O