Penguin Random House Verlagsgruppe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Verlagsgruppe Random House)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH

Logo
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
Gründung 1968
Sitz Gütersloh, Deutschland[1]
Leitung Thomas Rathnow
Mitarbeiterzahl ca. 900[2]
Umsatz 281 Mio. Euro[3]
Branche Verlagswesen
Website penguin.de
Stand: 31. Dezember 2020

Die Penguin Random House Verlagsgruppe (ehemals Verlagsgruppe Random House und Verlagsgruppe Bertelsmann) ist ein deutsches Unternehmen mit Hauptsitz in Gütersloh.[4] Die Zentrale befindet sich in München. Zur Verlagsgruppe gehören Buch- und Hörbuchverlage wie beispielsweise Goldmann, Heyne und der Penguin Verlag.[5] Die Verlagsgruppe ist Teil von Penguin Random House, der weltweit größten Publikumsverlagsgruppe. Diese bildet einen Unternehmensbereich bei Bertelsmann.[6]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte des Unternehmens geht auf den 1835 gegründeten C. Bertelsmann Verlag zurück. Dieser veröffentlichte zunächst Schul- und Lehrbücher sowie Unterhaltungsliteratur und wurde im Zweiten Weltkrieg zum größten Buchlieferanten der Wehrmacht[7]. 1947 erhielt das Unternehmen erneut eine Lizenz[8] und startete 1950 den Buchclub Bertelsmann Lesering.[9] Bertelsmann dehnte seine Aktivitäten schrittweise auf andere Geschäftsfelder aus und entwickelte sich so von einem Mittelständler zu einem Großunternehmen.[10]

Um kaufmännische Aufgaben zu bündeln und die inhaltliche Selbstständigkeit der Buchverlage zu wahren, initiierte Rudolf Wendorff im Jahr 1968 schließlich die Gründung der Verlagsgruppe Bertelsmann.[11][12] 1972 wurde die Zentrale des Unternehmens nach München verlegt,[13] das Gütersloher Verlagshaus verblieb jedoch am Stammsitz von Bertelsmann in Gütersloh. Mit der Akquisition von Blanvalet (1974) und Goldmann (1977) baute die Verlagsgruppe ihre Position im hiesigen Markt weiter aus.[14][15] In den 1980er Jahren konsolidierte das Unternehmen seine Geschäfte und fuhr beispielsweise die Produktion von Hardcover-Titeln zurück.[16]

Die 1990er Jahre wurden zunächst von Gründungen wie dem Blessing Verlag und btb (1995/1996) bestimmt.[17][18] 1998 stieg Bertelsmann mit der Akquisition von Random House zum größten Verlag im englischsprachigen Raum auf.[19] Anschließend wurden auch die Aktivitäten im deutschsprachigen Raum neu strukturiert:[20] Die Verlagsgruppe Bertelsmann änderte ihren Namen in Verlagsgruppe Random House.[21] Mit der Gründung von Random House Audio (1999) begann der Aufbau einer Sparte für Hörbücher,[22] die später durch den Erwerb des Hörverlags (2010)[23] und des Audio Verlags (2018)[24] ergänzt wurde.

Die geplante Übernahme der Verlagsgruppe Ullstein Heyne List im Jahr 2003 wurde von Wettbewerbern als „kulturpolitisches Desaster“ kritisiert.[25] Das Bundeskartellamt stimmte dem Plan nicht zu, erlaubte aber im November 2003 den Erwerb des Heyne Verlags.[26] Zwei Jahre später kaufte die Verlagsgruppe Random House die Buchverlage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einschließlich der Deutschen Verlags-Anstalt.[27][28] Zudem kamen die Hugendubel-Verlage unter das Dach des Hauses.[29] Neben dem akquisitorischen Wachstum setzte das Unternehmen in den 2000er- und 2010er-Jahren auch auf eigene Innovationen. Beispiele hierfür sind die Gründung des deutschen Penguin Verlags (2015) und von Wunderraum (2017).[30][31]

2012 gaben Bertelsmann und Pearson bekannt, ihre Publikumsverlage zu fusionieren. Auf diesem Weg entstand unter dem Namen Penguin Random House der weltweit führende Publikumsverlag mit Sitz in New York City, an dem beide Mutterkonzerne jeweils 50 % besaßen. Die Verlagsgruppe Random House war zunächst von der Transaktion ausgenommen und blieb vollständig im Besitz von Bertelsmann.[32][33] Ein entscheidender Grund hierfür war, dass der Anteil von Bertelsmann an Penguin Random House sonst zu groß gewesen wäre.[34] Im Laufe der Jahre stocke Bertelsmann seinen Anteil an Penguin Random House immer weiter auf. Seit 2020 ist der Konzern alleiniger Eigentümer des Unternehmens.[35] Infolgedessen wurde die deutsche Verlagsgruppe Random House umbenannt, um die gemeinsame Dachmarke stärker herauszustellen. Die Verlage der Penguin Random House Verlagsgruppe agieren weiterhin unabhängig.[36][37]

Das Unternehmen ist Teil der Content Alliance von Bertelsmann, die seit 2019 eine stärkere Zusammenarbeit der deutschen Inhaltegeschäfte forciert.[38] In letzter Zeit engagiert sich die Verlagsgruppe zudem für die ökologische Wende im Verlagswesen, insbesondere die klimaneutrale Produktion seiner Titel.[39]

Unternehmensstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zentrale in München (2014)

Das Unternehmen ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach deutschem Recht. Ihre Firma lautet Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH. Der Gegenstand des Unternehmens umfasst das „Betreiben von Verlagsgeschäften“ und die „Wahrnehmung von Koordinierungs- und Führungsaufgaben“ sowie die „Herstellung von Druck- und Phonoerzeugnissen“.[40] Das Stammkapital der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH wurde von der Reinhard Mohn GmbH aufgebracht, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Bertelsmann SE & Co. KGaA. Die Verlagsgruppe zählt zum Konsolidierungskreis des Konzerns.[41]

Die Satzung des Unternehmens sieht einen oder mehrere Geschäftsführer vor, die Beschlüsse mit einfacher Mehrheit fassen. Den Vorsitz der Geschäftsführung hat Thomas Rathnow.[42][43][44] Außerdem gehören Thomas Pichler sowie die Verlegerinnen Britta Egetemeier und Grusche Juncker der Geschäftsführung an. Auf globaler Ebene ist Nihar Malaviya für alle Publikumsverlage von Bertelsmann verantwortlich.[45]

Verlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Penguin Random House Verlagsgruppe gehören über 40 Einzelverlage und Verlagsmarken.[5] Derzeit sind dies Anaconda, Ansata, Ariston, Arkana, Bassermann, Blanvalet, Blessing, btb, C. Bertelsmann, carl’s books, cbj, die Deutsche Verlags-Anstalt, Diana, Diederichs, Goldmann, das Gütersloher Verlagshaus, Heyne, Heyne Hardcore, der Hörverlag, Integral, Irisiana, Kailash, Knaus, Kösel, Limes, Lotos, Luchterhand, Ludwig, Manesse, Mosaik, Pantheon, Penguin, Penguin Junior, Penhaligon, Prestel, Random House Audio, Siedler, Südwest, Wunderraum und Yuna. Die Einzelverlage und Verlagsmarken sind organisatorisch in drei verlegerischen Einheiten strukturiert, arbeiten aber jeweils weitgehend unabhängig.

Autoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einzelverlage und Verlagsmarken des Unternehmens veröffentlichen jedes Jahr rund 2.000 Neuerscheinungen in verschiedensten Formaten, also beispielsweise Taschenbücher, Hardcover, Paperbacks, aber auch Hörbücher. International erfolgreiche Autoren sind beispielsweise António Lobo Antunes, Michael Crichton, Thea Dorn, Louise Glück, John Grisham, Dörte Hansen, Stefan Heym, Kazuo Ishiguro, E. L. James, Ernst Jandl, Jonas Jonasson, Wladimir Kaminer, Walter Kempowski, Stephen King, Ute Krause, Charlotte Link, Maja Lunde, George R. R. Martin, Terézia Mora, Michelle und Barack Obama, Christopher Paolini, Lucinda Riley, Salman Rushdie, Frank Schirrmacher, Helmut Schmidt, Ingo Siegner, Stefanie Stahl, Saša Stanišic, Peter Wohlleben oder Juli Zeh. Die Penguin Random House Verlagsgruppe hat immer wieder Werke kontroverser Autoren publiziert, sich aber klar gegen extremistische Publikationen positioniert.[46][47]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2013 forderten der Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke (VdÜ) und die österreichische Interessengemeinschaft von Übersetzerinnen und Übersetzern literarischer und wissenschaftlicher Werke (ÜG) eine angemessene Vergütung für die Arbeit mit Kinder- und Jugendliteratur. Die Verlagsgruppe wies die Kritik zurück. Man habe „keinen Grund zur Annahme, dass sich die bei uns geübten Standards von denen anderer Häuser signifikant unterscheiden.“[48]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Unternehmensregister. Bundesanzeiger Verlag, abgerufen am 18. Juni 2018.
  2. Matthias Gans: Die Neue Westfälische sucht Literaturkritiker. In: Gütersloher Zeitung. 19. März 2018, S. 9.
  3. Bilanz 2021: Bertelsmanns bislang stärkstes Geschäftsjahr. 31. März 2022, abgerufen am 8. August 2023.
  4. Penguin Random House: Auch deutsche Verlagsgruppe mit Vorname Penguin. In: Buchreport. 23. Juli 2020, abgerufen am 29. März 2021.
  5. a b Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH. In: Adressbuch für den deutschsprachigen Buchhandel. Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels, abgerufen am 29. März 2021.
  6. Penguin Random House: Übernahme komplett. In: Buchreport. 1. April 2020, abgerufen am 29. März 2021.
  7. „Bertelsmann größter NS-Lieferant“. Experten: 20 Millionen Hefte mit Propaganda-Lesestoff. In: Saarbrücker Zeitung. 18. Januar 2000.
  8. Thomas Lehning: Das Medienhaus: Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Fink, Paderborn, München 2004, ISBN 3-7705-4035-2, S. 34.
  9. Profil mit Ei. In: Der Spiegel. 25. Februar 1968 (spiegel.de [abgerufen am 29. März 2021]).
  10. Thomas Lehning: Das Medienhaus: Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Wilhelm Fink Verlag, Paderborn, München 2004, ISBN 3-7705-4035-2, S. 88–90.
  11. Bertelsmann trauert um Rudolf Wendorff. In: Neue Westfälische. 23. Juni 2012.
  12. Jan Philip Holtmann: Pfadabhängigkeit strategischer Entscheidungen: Eine Fallstudie am Beispiel des Bertelsmann Buchclubs Deutschland. Kölner Wissenschaftsverlag, 2008, ISBN 978-3-937404-57-8, S. 128–129.
  13. Thomas Lehning: Das Medienhaus: Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Wilhelm Fink Verlag, Paderborn, München 2004, ISBN 3-7705-4035-2, S. 91–94.
  14. Knüller per Zufall. In: Westfalen-Blatt. 22. Juli 2013.
  15. Heidi Dürr: Ein neues Kind für die Familie. In: Die Zeit. 4. März 1977 (zeit.de [abgerufen am 29. März 2021]).
  16. Heidi Dürr: Vorrang für Gewinne. In: Die Zeit. 22. Mai 1981 (zeit.de [abgerufen am 29. März 2021]).
  17. Bertelsmann und Blessing gründen neuen Verlag. In: Der Tagesspiegel. 9. Januar 1996.
  18. Neuer Buchverlag von Bertelsmann. In: Handelsblatt. 30. November 1995, S. 16.
  19. Florian Rötzer: Bertelsmann kauft Random House. In: heise online. 23. März 1998, abgerufen am 10. August 2016.
  20. Klaus Boldt: Umbuchung. In: Manager Magazin. 1. April 2001, S. 158.
  21. Joachim Güntner: Der Riese als Dachdecker. In: Neue Zürcher Zeitung. 31. März 2001, S. 65.
  22. Sven Siedenberg: Doppelte Zeit. In: Der Spiegel. 22. November 1999, S. 31.
  23. Random House will Hörverlag kaufen. In: Süddeutsche Zeitung. 12. Oktober 2010, S. 23.
  24. Random House übernimmt DAV. In: Börsenblatt. 27. Juli 2018, abgerufen am 29. März 2021.
  25. Kulturpolitisches Desaster. In: Focus Online. 16. Juni 2003, abgerufen am 29. März 2021.
  26. Random House übernimmt Heyne – Bundeskartellamt genehmigt Zusammenschluss. In: Buchmarkt. 25. November 2003, abgerufen am 29. März 2021.
  27. FAZ-Buchverlage gehen an Random House. In: Handelsblatt. 13. September 2005, abgerufen am 10. August 2016.
  28. Random House übernimmt DVA. In: Börsenblatt. 13. September 2005, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. November 2005; abgerufen am 10. August 2016.
  29. Random House kauft Hugendubel Verlage. In: Börsenblatt. 23. Mai 2008, abgerufen am 29. Januar 2023.
  30. Random House gründet deutschsprachigen Penguin Verlag. In: Focus Online. 21. Mai 2015, abgerufen am 18. Juli 2016.
  31. Random House: Manhattan geht, Wunderraum kommt. In: Buchmarkt. 3. Mai 2017, abgerufen am 29. März 2021.
  32. Random House und Penguin verschmelzen zum Mega-Buchverlag. In: sueddeutsche.de. 1. Juli 2013, abgerufen am 10. August 2016.
  33. Ein Pinguin für Gütersloh. In: taz.de. 29. Oktober 2012, abgerufen am 10. August 2016.
  34. Fusion: Bertelsmann schafft den weltgrößten Buchverlag. In: spiegel.de. 1. Juli 2013, abgerufen am 10. August 2016.
  35. Medienkonzern: Bertelsmann ist nun Alleineigentümer von Penguin Random House. In: Handelsblatt. 1. April 2020, abgerufen am 29. März 2021.
  36. Verlagsgruppe Random House wird Penguin Random House. In: Berliner Morgenpost. 24. Juli 2020, S. 6.
  37. Bertelsmann bündelt Verlage. In: Neue Westfälische. Bielefelder Tageblatt (West). 24. Juli 2020, S. 6.
  38. Gruner + Jahr-Chefin bündelt Inhalte bei Bertelsmann. In: Süddeutsche Zeitung. 29. Januar 2019, abgerufen am 29. März 2021.
  39. Random House: Schrittweise zur klimaneutralen Buchproduktion. In: Buchreport. 20. Februar 2020, abgerufen am 29. März 2021.
  40. Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH. In: Unternehmensregister. Bundesanzeiger Verlag, abgerufen am 29. März 2021.
  41. Geschäftsbericht 2019. (PDF) Bertelsmann, 3. April 2020, S. 129–130, abgerufen am 29. März 2021.
  42. Personalia: Random House: Sambeth geht, Rathnow wird CEO. In: Buchreport. 8. November 2018, abgerufen am 29. März 2021.
  43. Random House: Thomas Rathnows Team-Building. In: Buchreport. 6. Februar 2019, abgerufen am 29. März 2021.
  44. Publikumsverlage: Neue Strukturen für Random House. In: Buchreport. 5. Februar 2019, abgerufen am 29. März 2021.
  45. Nihar Malaviya baut Penguin Random House um. In: Buchreport. 28. Februar 2023, abgerufen am 8. August 2023.
  46. Ana Maria Michel: Random House sperrt Bücher von Akif Pirinçci. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 20. Oktober 2015, abgerufen am 29. März 2021.
  47. Gerichtsstreit: Verlag will Thilo Sarrazins Islam-Buch nicht veröffentlichen. In: Berliner Morgenpost. 6. Juli 2018, abgerufen am 29. März 2021.
  48. Übersetzerstreit: Offener Brief an Random House. In: Börsenblatt. 20. Juli 2015, abgerufen am 29. März 2021.

Koordinaten: 48° 7′ 57″ N, 11° 37′ 19,8″ O