Dionysiuskirche (Bremerhaven-Lehe)

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Dionysiuskirche Lehe; Blick von der Langen Straße

Die Dionysiuskirche (auch Alte Kirche genannt) in Bremerhaven-Lehe an der Ecke Lange Straße/Poststraße und Eisenbahnstraße ist eine evangelisch-lutherische Pfarrkirche.

Geschichte

Federzeichnung der Kirche von George Ernest Papendiek aus dem Jahr 1817

Die Alte Kirche

Eine erste Wehrkirche soll um 1200 (andere Quellen um 1100) und nach Dehio in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Flecken Lehe erbaut worden sein. Sie wurde erstmals 1310 in einer Urkunde erwähnt.

Zunächst war die Pfarrkirche dem Heiligen Jakobus Major gewidmet. Um 1250 kam ein Dionysius-Altar hinzu. Beide Heiligen zieren das älteste vorhandene Kirchensiegel von 1350. Der heutige Namensgeber der Kirche Dionysius von Paris war im 3. Jahrhundert Missionar in Gallien, erster Bischof von Paris und christlicher Märtyrer. In der näheren Umgebung gibt es noch die Kirchen in Langen-Debstedt und in Bremerhaven-Wulsdorf, die dem St. Dionysius geweiht. Auf die Debstedter Kirche (um 1200) kann vermutlich die Namensgebung zurückgeführt werden. Ein Gedenkstein von 1887 in der Dionysiusstraße mit der Inschrift „Grabstätte des heiligen Dionysius“ erinnert an den Heiligen, der einer Legende nach hier enthauptet wurde. Tatsächlich starb er aber um 250 als Märtyrer in Paris, einer Legende nach in Montmartre.

Die Kirche war zunächst ein einschiffiger Bau noch aus der Zeit der Spätromanik mit einem freistehenden, nördlichen Glockenturm oder Glockenhaus. Das Schiff war im Stil der Gotik mit Backsteinen überwölbt. Auch die Fenster waren gotisch geformt. Der Chor wurde etwas später angefügt. Nach verschiedenen Quellen soll die Kirche rund 26 × 8,5 Meter groß gewesen sein.[1]

Seit 1477 ist Dionysius der alleinige Schutzpatron der Kirche. 1530 kam die Reformation durch zwei Luther-Schüler nach Lehe. Von 1607 bis 1625 war die Kirche teilweise im reformierten Glauben, da das reformierte Bremen als Schutzmacht die Religionszugehörigkeit bestimmte. Nachdem 1648 das Erzbistum Bremen als Territorium (Herzogtum Bremen) an das Königreich Schweden fiel, verfügten 1685 die Schweden eine gemeinsame Nutzung mit den Lutheranern im sonntäglichen Wechsel.

Bis 1792 war der Kirchhof auch Begräbnisstätte. Durch einen Brand von 1796 und dem großen Brand in Lehe vom 28. Juni 1801 wurde die „Alte Kirche“ zerstört.

Neubau nach 1802

Der Wiederaufbau der Kirche nach dem Brand erfolgte von 1802 bis 1803 im Stil der Romanik und des Klassizismus auf dem alten Grundriss nach Plänen des Obristlieutnant Müller aus Stade, damals Verwaltungssitz des Gebietes. Es entstand ein einfacher Innen und Außen geputzter Bau mit einer inneren flachen Decke. Von der alten Kirche blieb beim Turm bis zu einer Höhe von neun Metern und im Schiff bis zu zwei Meter die aufsteigende Mauer aus Granitquadern bestehen. Der Turmrest erhielt einen Helm, das Schiff auf jeder Seite sechs hohe, rechteckige Fenster und ein Satteldach. Nach dem Verzicht der Reformierten übernahmen 1803 die Lutheraner die Kirche vollständig. 1868 wurde der Turm wieder erhöht. 1887 wurde ein Gedenkstein mit der Aufschrift Grabstätte des heiligen Dionysius aufgestellt.

Innenausstattung

Das Innere von 1803 blieb erhalten. Zwei schmale Emporen erstrecken sich fast über die ganzen Seiten. Die Kanzel ist aus Holz. Die Kirche besitzt einen Kelch und eine Patene (Schale) von um 1400, beide aus reichverziertem, getriebenem, vergoldetem Silber mit graviertem Blattrankenschmuck. Ein Kelch von 1455 hat einen Sechspassfuß. Die Oblatendose stammt von 1691, zwei Altarleuchter aus dem 17. Jahrhundert.

Umbau, Sanierungen und Bestand

Beim Umbau von 1909 wurden Turmportal, Kirchenportal und die vier Seitentüren im neoklassizistischen Stil erneuert und die Sakristei angebaut.

1927 wurden feierlich die drei Glocken der Kirche eingeholt.

1975 und 2005 wurde die Kirche komplett saniert.

Heute befindet nur noch ein erhaltener Grabstein an der Südseite der Kirche.

Die Kirche steht seit 1978 unter Denkmalschutz.

Seit Januar 2013 steht der Gemeindesaal der Dionysiuskirchengemeinde zum Verkauf.

Literatur

  • Hermann Schröder: Die „alte“ Dionysiuskirche zu Lehe. Unterweserzeitung vom 20. Dezember 1909.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Bremen/Niedersachsen. Deutscher Kunstverlag, München und Berlin 1977, ISBN 3422003487.

Einzelnachweise

  1. Dieter Riemer: Grafen und Herren im Erzstift Bremen im Spiegel der Geschichte Lehes. S. 309ff. Bremerhaven 1995.

Webseiten

Commons: Dionysiuskirche (Bremerhaven-Lehe) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 53° 34′ 0″ N, 8° 35′ 33,9″ O