Diskussion:Die gierigen Dinge des Jahrhunderts

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Letzter Kommentar: vor 15 Jahren von Mastermaus in Abschnitt kritische Anmerkungen
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Die Strugatzkijs haben zwar häufig kritisch Bezug auf die Gesellschaft in der Sowjetunion genommen, aber dieser Roman scheint mir eher eine groteske Beschreibung der Verhältnisse in den USA (oder eines anderen erzkapitalistischen Landes) zu sein. Es ist schon etwas länger her (15 Jahre?) das ich den Roman gelesen habe, aber soviel ist mir noch in Erinnerung. Ich werde ihn noch einmal lesen und dann einen etwas genaueren Eintrag verfassen, der dem Roman eher gerecht wird. -- Lasius11 22:41, 1. Sep. 2007 (CEST)Beantworten

tausend Dank für die Erweiterung. Die kriegen ihren Nobelpreis noch, und wenn ich eigenhändig einen häkeln muss. Dreadn 17:57, 26. Apr. 2008 (CEST)Beantworten

Keine Ursache :)

Als Strugatzki-Liebhaber konnte ich die vorige Version nicht so stehen lassen. (hatte nur vergessen mich anzumelden). Ginge es nach mir, hätten sie den Nobelpreis spätestens für die "Verdammte Stadt" bekommen... -- Andreas Hecht 19:22, 26. Apr. 2008 (CEST)Beantworten


kritische Anmerkungen

[Quelltext bearbeiten]

Der Text gefällt mir recht gut, aber zwei kleine Kritiken muss ich dazu loswerden:

Erstens:

das Bild einer vom Hedonismus geprägten dekadenten Konsumgesellschaft, die sich offenbar in Amerika (man zahlt mit Dollar) noch erhalten hat

Die Begründung ist etwas daneben. Es wird im Buch ausdrücklich erwähnt, dass man in diesem Land jede Währung akzeptierte - Iwan bezahl z.B. den Frisörmeister in Dollar und bekommt Pfennige heraus.

Auch ist dieses Land eindeutig als post-faschistische Konsumgesellschaft geschildert - im Buch gibt es Rückblenden vom Kampf gegen die letzten Faschisten. Dies würde eher für Italien oder Deutschland als für die USA sprechen.

Fazit: Die Strugatskis haben ein fiktives Land der Idioten geschildert und als solch ein fiktives Land sollte man es auch bezeichnen.

Zweitens:

Der Zeitpunkt der Handlung wird zwar nicht genannt, lässt sich aber anhand von Personen und Ereignissen, die auch in anderen Büchern der Strugatzkis erwähnt werden, etwa auf die Mitte des 21. Jahrhundert datieren.

Der Zeitpunkt ist recht genau auf den Anfang des 21. Jahrhunderts datierbar, da Iwan Shilin als Figur im Episodenroman "Praktikanten" vorkommt und am Ende dieses Bandes ankündigt, auf die Erde zurückzukehren. "Praktikanten" handelt in der Zeit vor dem "Mittag" des 22. Jahrhunderts.

Gruss --Mastermaus 10:43, 8. Jan. 2009 (CET)Beantworten

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Zu erstens
Schwer zu sagen. Am Anfang der Erzählung werden vom Zöllner Dollar verlangt. Das Wechselgeld wird ebenfalls in Cent herausgegeben. Allerdings wird tatsächlich dabei auch erwähnt, dass jede Währung auch akzeptiert wird.
Zitat des Zöllners am Anfang der Erzählung: »Falls Sie länger bleiben möchten, gehen Sie am sechzehnten Mai zur Polizei, zahlen einen Dollar ... Sie haben doch Dollars«?
Daraus ließe sich m.E. schließen, dass der Dollar die offizielle Landeswährung ist. Auch der Friseur verlangt Dollar und fragt beim Herausgeben der fünfzig Pfennig zunächst, ob Shilin diese akzeptiert. Ansonsten weist allerdings tatsächlich nichts (Namen etc.) auf Amerika hin, zudem wird der Dollar hier vermutlich auch nur als Symbol für eine Gesellschaft(-sform) benutzt. Weswegen das fikitve Land wohl die akzeptabelste Lösung ist.
Post-kapitalistsch versus post-faschistisch ist keine einfache Frage, weil die Rückblenden zum "Kuddelmuddel" recht kurz ausfallen und nicht mehr verraten, als dass es ein "moderner Krieg" (Luftkissenpanzer) war. Zwar werden die Faschisten ausdrücklich erwähnt, aber die Gegenseite hat auch eine "königliche Akademie".
Möglicherweise haben die Strugatzkis hier eigene Vorstellungen und Bilder aus dem 2.WK und Symbolbegriffe der alten Gesellschaft zu einer allgemeinen und sehr bildhaften Schilderung eines Kampfes "alten gegen neue Welt" miteinander verwoben.
Vor dem Hintergrund der Entstehungszeit und des Hintergrundes der Autoren würde ich sagen, dass die beiden Begriffe hier durchaus als synonym gelten können, denn der Faschismus galt als radikalste und aggressivste Erscheinungsform des (Spät-)Kapitalismus bzw. Imperialismus, in die er in seiner Spätphase fast unweigerlich münden musste. Ein "letzter Kampf" wie das erwähnte "Kuddelmuddel" wäre also aus damaliger Sicht mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein Kampf gegen Faschisten gewesen.
Wie ich es gelesen habe, war es ein faschistischer Putsch. Habe das Buch gerade nicht zur Hand, zitiere daher aus dem Gedächtnis (Sorry, falls einige Formulierungen nicht ganz stimmen):
Die letzten Putsche, blutig, weil es eben die letzten waren... Vom Müßiggang vertierte kriminelle Offiziere (...) Schurken aus allen möglichen Geheimdiensten, angeödet von der Eintönigkeit der Wirtschaftsspionage (...) Kriminelle aus der Goldenen Brigade...
Absolventen der königlichen Akademie werden auch erwähnt, da hast Du recht; wenn ich mich recht erinnere, kämpften sie aber auf Seiten der Putschisten.
Interessant ist die Erwähnung von Ernest Hemingway an einer Stelle. Ich denke mal, ein Vorbild für das "Kuddelmuddel" war der Spanischer Bürgerkrieg. --Mastermaus 11:46, 14. Sep. 2009 (CEST)Beantworten
Zu zweitens
In "Praktikanten" besitzt Jurkowksi eine Mappe vom Planetologenkongress 2002, ist jedoch inzwischen Generalinspektor und (schon länger) kein Planetologe mehr. Scherschen, der bei Jurkowski Vorlesungen in Planetologie gehört hat, ist zu dieser Zeit seit 6 Jahren auf der Dione und inzwischen Direktor des Observatoriums, er wird auch als schon älterer Mann geschildert.
Wenn man außerdem davon ausgeht, dass der Flug der Chius im "Atomvulkan" am Ende des 20.Jahrhunderts stattfand und Bykow zu dieser Zeit 34 Jahre alt war und weder Frau noch Kinder hatte (in "Praktikanten" hat er einen Sohn im jugendlichen Alter und ist vermutlich über fünfzig), kann man davon ausgehen, dass "Praktikanten" zeitlich etwa um das Jahr 2020 spielt. Auch die Entwicklung der Raumfahrt deutet auf einen größeren zeitlichen Abstand zwischen "Atomvulkan" und "Praktikanten" an. Zu dieser Zeit ist Shilin der Jüngste der Besatzung (abgesehen von Jura Borodin), ich würde ihn der Schilderung nach auf etwa 25 Jahre schätzen.
In den "Gierigen Dingen" nähert sich der relative Bevölkerungszuwachs auf den außerirdischen Basen dem auf der Erde, in "Praktikanten" wurde gerade das erste "außerirdische" Baby auf dem Mars geboren. Shilin erscheint in den "Gierigen Dingen" als Mann um die 45 Jahre. Zwischen den "Praktikanten" und den "Gierigen Dingen liegt außerdem das "Kuddelmuddel", an dem Shilin teilgenommen hat, das aber zum Zeitpunkt der Handlung offenbar schon etliche Jahre zurückliegt. Man könnte also annehmen, dass die "Gierigen Dinge" zeitlich etwa 15 bis 25 Jahre nach den "Praktikanten" liegen, also zwischen 2035 und 2045. Diesen Zeitpunkt könnte man durchaus als Mitte des 21. Jahrhunderts gelten lassen.
Dass sich das Ganze vor der Mittagswelt abspielt, ist natürlich unbestritten, denn diese liegt ja zeitlich im 22. Jahrhundert und die "alte Gesellschaft" gibt es zu dieser Zeit nicht mehr.

Viele Grüße,

-- Andreas Hecht 01:46, 14. Sep. 2009 (CEST)Beantworten

Da wirst Du recht haben. "Praktikanten" kenne ich nicht so gut; halte den Band eher für eines ihrer schwächeren Werke. Gruss --Mastermaus 11:46, 14. Sep. 2009 (CEST)Beantworten