Diskussion:Helmut Gröttrup

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Widerspruch zu Erzählungen[Quelltext bearbeiten]

Sehr geehrter Autor,

ich bin ein wenig verwirrt, denn ihr Beitrag über Helmut Gröttrup klingt sehr fundiert, stimmt aber nicht vollständig mit seinen Erzählungen überein - mag natürlich sein, dass mich meine Erinnerungen trügen.

Mir erzählte er, dass er und andere Wissenschaftler aus Peenemünde von den Sowjets nach Sibirien(?) verbracht wurden. Eine Flucht sei rein geografisch nicht möglich gewesen. In diese Einöde habe man ihnen Labors und modernste technische Einrichtungen gestellt. Helmut Gröttrup bekam die Leitung.

Ich glaube mich fast wörtlich zu erinnern, wie er sagte: "Was glaubst du, was ein Wissenschaftler tun muss, wenn er vor die "Alternative" zwischen Einöde und Forschung gestellt wird? Er wird IMMER forschen!"

Zudem klang eine gewisse Rivalität zwischen Wernher von Braun und Helmut Gröttrup durch; und auch ein gewisser Stolz, dass die Projektierung unter H. G. die ersten Erfolge in der Raumfahrt vor den USA errang.

Dies sind keine gravierenden Einwände - und autentischste Infos werden Sie bekommen, wenn Sie sich mit den Gröttrups im Raum München (HGs Kernfamilie) ins Benehmen setzen.

Es grüßt Sie freundlich Hans-G. Gröttrup (nicht signierter Beitrag von 90.186.209.68 (Diskussion | Beiträge) 06:05, 14. Sep. 2009 (CEST)) [Beantworten]

Hallo Hans-G! Es gibt in der Wikipedia keinen "sehr geehrten Autor". Der Artikel über Helmut Gröttrup wurde von verschiedenen Personen verfasst und ständig erweitert. Eigentlich müsste alles durch die Quellen belegt sein, unter anderem auch durch das Buch von Irmgard Gröttrup (seine Frau?). Welche konkreten Einwände hast Du? Wo widerspricht sich der Artikel mit seinen Erzählungen? Geht es darum, ob er von Peenemünde direkt in die UdSSR gebracht wurde, oder ob er davor noch in Nordhausen gearbeitet hat? Oder geht es um "Sibirien"? Der erwähnte Seligersee ist nicht in Sibirien, sondern im europäischen Teil Russlands, aber es ist gut möglich, dass man es in der Verbannung mit der Geographie nicht so genau nahm, oder vielleicht auch gar nicht wusste, in welchem Landesteil man sich befand. Gehörst Du zur Kernfamilie, mit der wir uns "ins Benehmen setzen" sollen? --Asdert 10:56, 14. Sep. 2009 (CEST)[Beantworten]

Gröttrup ist im November 1953 aus Russland zurückgekehrt, nicht 1955. Das ergibt sich eindeutig aus dem Tagebuch seiner Frau Irmgard Gröttrup ("Die Besessenen und die Mächtigen") sowie aus dem Buch "Die Raketensklaven" des ebenfalls verschleppten Kurt Magnus. In beiden Büchern ist eindeutig beschrieben, dass die deutschen Wissenschaftler zunächst in der Nähe von Moskau und ab 1947 in Gorodomlija (Seligersee) NW von Moskau interniert waren, . Gröttrup wurde zeitweise auch im Raketenversuchsgelände Kapustin Yar festgehalten. (nicht signierter Beitrag von 193.108.184.62 (Diskussion) 23:07, 29. Jan. 2011 (CET)) [Beantworten]

Zeitliche Abfolge[Quelltext bearbeiten]

"Die Arbeit der deutschen Raketenwissenschaftler trug erheblich zum Erfolg der sowjetischen Raketentechnologie bei, die im Oktober 1957 mit dem Start des ersten Sputnik-Satelliten in eine Umlaufbahn begann und im April 1961 mit Juri Gagarin als erstem Kosmonauten fortgesetzt wurde. nächster Absatz: Zurück in Deutschland war er bei der Standard Elektrik AG und nach deren Fusion mit C. Lorenz bei ihrer Nachfolgerin Standard Elektrik Lorenz in Stuttgart beschäftigt (1955–1958"

Er trug bei zu etwas, was erst zwei Jahre nach seiner Rückkehr nach Deutschlang begann, und sechs Jahre später "fortgesetzt" wurde?134.247.251.245 12:04, 4. Okt. 2017 (CEST)[Beantworten]

Der *Erfolg* begann im Oktober 1957, die (in dem Satz nicht genannte) zu diesem Erfolg führende Entwicklung unter Beteiligung Gröttrups natürlich früher. So gesehen logisch nicht falsch, aber tatsächlich etwas ungelenk formuliert. Schlag mal was Besseres vor. --AMGA (d) 13:12, 4. Okt. 2017 (CEST)[Beantworten]

Mitbegründer der Informatik?[Quelltext bearbeiten]

Gröttrup wurde 1957 zusammen mit Karl Steinbuch als Mitbegründer der Informatik bekannt 

Dieser Satz bedarf wohl einer Erläuterung.—Godung Gwahag (Diskussion) 12:56, 23. Mai 2018 (CEST)[Beantworten]

Nach längeren Recherchen erkennt man, dass hier mehrere Fakten und Gedanken zugrunde liegen. 1) Bereits ab 1950 hat sich Gröttrup, noch in Russland festgehalten, theoretisch mit Rechnertechnologien beschäftigt. (An den Raketen durfte er nicht mehr mitarbeiten, da die Sowjets die Deutschen sukzessive aus dem Projekt drängten, um sie "abzukühlen", bevor man sie nach Hause entließ.) 2) Gröttrup hat mit Karl Steinbuch bei SEL zusammengearbeitet (siehe Wikipedia) und an der ER56 entwickelt. 3) Die Abteilung bei SEL nannte sich "Informatik". Der Begriff hat sich in Deutschland dann durchgesetzt, da konkurrierende Begriffe durch andere Firmen geschützt waren und nicht einfach verwendet werden konnten. 4) Durch die Zusammenarbeit mit Karl Steinbuch und der Projektleitung für die erste kommerzielle DV-Anwendung auf ER56, die Steuerung der Logistik beim Quelle-Versand, kann Gröttrup zu Recht als Mitbegründer der praktischen Anwendungen der Informatik genannt werden. Dazu gibt es die von Gröttrup erzählte Anekdote, dass es immer wieder Störungen bei der Versandabwicklung durch Zuordnung von falschen Artikeln gab. Also etwa, dass der Herr des Hauses Socken bestellt, aber weibliche Unterwäsche geliefert wird. Um dem nachzugehen, hat sich das Team um Gröttrup nachts auf die Lauer gelegt, um die Ursache bzw. den Zeitpunkt der Störung herauszufinden. Man fand dann heraus, dass es immer dann zu Störungen kam, wenn der Aufzug startete (hohe Stromaufnahmen, Spannungseinbrüche usw. ... Die Rechnertechnik war damals noch sehr labil.--SchmiAlf (Diskussion) 13:07, 5. Aug. 2019 (CEST)[Beantworten]

Wenn hier schon Insidereinformationen einfließen, vielleicht kann ja man auch an der Stelle noch was erhellen. Es steht recht lapidar im Text, das Gröttrup nach Deutschland zurückkehrte. Zu dieser Zeit gab es aber schon 2 Varianten. Es fällt mir schwer zu glauben, dass die DDR-Führung keine Versuche unternommen hat, Gröttrup für sich zu gewinnen. Nach einem SU-Aufenthalt halte ich es auch für alles andere als selbstverständlich, das Gröttrup in den Westen ging. Hat da jemand Ahnung davon?--scif (Diskussion) 09:00, 6. Mär. 2019 (CET)[Beantworten]

Basierend auf Erzählungen von Ursula Gröttrup (Tochter): Gröttrup wurde mit Familie (Frau und zwei Kinder im Alter von ca. 10 Jahren) im November 1953 mit dem Zug von Russland in die DDR (Leipzig) zurück transportiert, von dort weiter nach Berlin. Er hatte versichern müssen, dass er in der DDR bliebe. Die Briten (oder Amerikaner) hatten, vermutlich durch Spionage oder andere Aufklärung, mitbekommen, dass er zurück kam und sie am Bahnhof in Berlin abgefangen. Das war in der damaligen Zeit kein großes Problem, da sich die Besatzungsmächte in ihren jeweiligen Zonen gegenseitig duldeten und frei operieren konnten. Die Eltern flohen von Ost nach West mit gefälschten Pässen über den Checkpoint. Die Kinder wurden in die S-Bahn gesetzt. Über den Korridor wurden wir mit zwei Militärmaschinen geflogen nach Westdeutschland (Köln) ausgeflogen und durch Vertreter der westlichen Geheimdienste ausgefragt. --Benutzer:SchmiAlf

Das ist zunächst der technische Vorgang, an dem ich keine Zweifel habe. Fragen ergeben sich trotzdem. Was war für Gröttrup in der DDR vorgesehen? 1945 ging er noch halbwegs freillig zu den Sowjets, wie sah es 53 aus? War der Plan von vornherein da, in den Westen zu gehen? Er hätte sich ja noch in Berlin gegen sein Abfangen wehren können. Stuttgart erscheint logisch, da dort die Amis saßen. Was führte zur Entscheidung, sich in Stuttgart niederzulassen?--scif (Diskussion) 01:35, 9. Mär. 2019 (CET)[Beantworten]

Helmut Gröttrup ging 1945 freiwillig zu den Sowjets, weil sie ihm anboten in Deutschland weiterzuforschen und ihm vor allem Boris Tschertok vertrauensvoll und kooperativ erschien (im Gegensatz zu den Amerikanern). Es ist davon auszugehen, dass Helmut Gröttrup bei seiner Rückkehr offen war, im Osten Fuß zu fassen, obwohl er in den Jahren zuvor vergeblich versucht hatte, Kontakte zu DDR-Hochschulen aufzubauen und während der "Abkühlzeit" in der UdSSR eine Dissertation im Arbeitsgebiet "angewandte Mathematik" zu machen. Am Ost-Berliner Bahnhof wurde die Familie Gröttrup von Helmuts Mutter, die in West-Berlin wohnte, zusammen mit britischen oder amerikanischen Geheimdienst-Mitarbeitern empfangen. Helmut Gröttrup blieb mit Frau und Kindern einige weitere Tage in Ost-Berlin und hat dabei verstanden, dass der Sozialismus bei weitem nicht so heilsbringend, freiheitlich und wirtschaftlich erfolgreich war, wie er in den in der UdSSR verfügbaren Nachrichten und Zeitungen dargestellt wurde. Die Diktatur Stalins und vor allem die Niederschlagung des Volkaufstands vom 17. Juni 1953 durch die sowjetische Armee dürften ihm - trotz seiner eigentlich sozialistischen Einstellung - die Augen geöffnet haben, sich nach Gestapo und KGB nicht noch einer dritten Diktatur zu unterwerfen. Deshalb ließen er und seine Familie sich nach einigen Tagen freiwillig in den Westen bringen. Die Entscheidung für "Stuttgart" (das ist falsch, korrekt ist Pforzheim - wie bereits korrigiert) ergab sich aus beruflichen Gründen, weil er ab September 1954 bei SEL in Pforzheim eine Anstellung fand. Pforzheim lag in der französischen Zone, dieser Umzug und die Anstellung hatten mit den Amerikanern nichts mehr zu tun. --Benutzer:SchmiAlf

Gut, ich nehme mal an, das der letzte Satz drauf basiert, weil SEL ein frz. Unternehmen ist. Ich sehe da keine Wertung zur Qualität der Arbeit der ausländischen Geheimdienste, vielleicht gab es da ein Agreement, vielleicht war SEL aber einfach nur am schnellsten. Jetzt haben wir die familiäre Seite gelesen, die Beweggründe hätte ich mir durch mein angelesenes Hintergrundwissen auch selbst erklären können, will sagen, überraschen tut mich das alles nicht, aber Geschichte ist manchmal banal. Wenn es überhaupt Kenntnis darüber gibt, wäre eher interessant, welche Versuche die DDR-Seite unternommen hat, Gröttrup zu behalten. Zwar gab es nach dem 17. Juni auch viele andere Probleme für Partei, Staat und MfS, aber für mich ist es schwer vorstellbar, das die DDR-Führung sich einfach kampflos ergeben hat. Hier liegt m.E. der Hase im Pfeffer. Aber schon mal vielen Dank für die Einblicke--scif (Diskussion) 07:36, 2. Apr. 2019 (CEST)[Beantworten]

Eine ähnliche Situation erlebte Fritz Karl Preikschat (siehe engl. Wikipedia), der im Juni 1952 von Gorodomlia zurückkam, und laut seiner eigenen Beschreibung auf eigene Faust in den Westen floh. Die Stasi konnte die Rückkehrer nicht rund um die Uhr bewachen - da hätten sie sie gleich inhaftieren müssen. Anfangs war Gröttrup besorgt, dass die östlichen Geheimdienste im Westen intervenieren würden, zumal wenn die Rückkehrer den westlichen Geheimdiensten im "Debriefing" (nette Umschreibung des Aushorchens) alles erzählten, was sie in der UdSSR entwickelt und gesehen haben. --Benutzer:SchmiAlf 08:17 4. April 2019 (CEST)

Intervenieren? Die Angst war völlig real, da es handfeste Entführungen seitens des MfS gab.--scif (Diskussion) 08:08, 11. Apr. 2019 (CEST)[Beantworten]

Um den Artikel rund zu machen, fehlt einiges. Was passierte zwischen März 44 und Kriegsende? Die Nähe seiner Familie zu Bleicherode sollte erwähnt werden, ist Tschertok als Quelle vorhanden?--scif (Diskussion) 23:27, 3. Mai 2019 (CEST)[Beantworten]

Ich habe weitere Fakten hierzu ergänzt, insbesondere der Bedrohung durch die SS bei Kriegsende. Gröttrup selbst beschrieb dies so:
“Mit diesem Zug reiste mein Sicherheitsdienstbewacher in Zivil, der - wie ich später erfuhr - für den Tag der Ankunft einen neuen Haftbefehl für mich in der Tasche hatte. Im Gegensatz dazu war der SS Obersturmbandführer Geisen aus Nordhausen noch während der Fahrt der Meinung, dass ich einer von ihm angeordneten Exekution unterworfen sei. Ich flüchtete und schlug mich durch die vorrückende Front auf die amerikanische Seite durch.“
Die Frage zu Tschertok verstehe ich nicht. Er ist insgesamt als Quelle genannt, aber nicht im einzelnen aufgeschlüsselt.--SchmiAlf (Diskussion) 13:01, 6. Mai 2019 (CEST)[Beantworten]
So schwierig ist das doch nicht. Eine Biographie versteht man dann am besten, wenn man im übertragenen Sinne auch rechts und links des Weges mal mit schaut. Es sollte schon klar werden, was Bleicherode war, der Name Projekt Rabe kann durchaus auch fallen, siehe Tschertok. Ich bezog mich allem auf die räumliche Nähe von Gröttrups Familie zu Bleicherode, m. W. konnten laut Tschertok die Sowjets einfach mit dem PKW über die Grenze fahren und mit ihm sprechen. Die Flucht und die Fluchtgründe, das klingt doch nach der Ergänzung auch gleich alles plausibler. Die Intention sollte beim Lesen und Erstellen doch folgende sein: niemand kommt zufällig in eine Position, nimmt zufällig einen Posten an, alles hat einen Sinn, gerade in den damals verrückten Zeiten. Gute Artikel zeichnen sich dadurch aus, das man die Biographie nachvollziehen kann und nicht stakattoartig Lebensstationen runtergerasselt werden, ohne Sinn und Verstand. Dies unterstelle ich hier nicht, im Gegenteil. Aber dieser Wanderer zwischen den Welten in einem tw. bis heute noch geheimnisumwitterten Bereich sollte schon recht detailliert dargestellt werden, wenn die Möglichkeiten dazu offensichtlich da sind.--scif (Diskussion) 13:46, 6. Mai 2019 (CEST)[Beantworten]
Ich bin eher der Meinung, dass eine zu granulare Darstellung solcher Entscheidungen und Vorkommnisse etwas vom Großen und Ganzen ablenkt. Wenn man es ganz platt sieht, dann hat sich Gröttrup bei den kulturell gebildeten Russen/Sowjets, die auch Deutsch sprachen (wie Tschertok und Koroljow), wohler gefühlt als bei den kaugummi-kauenden Amerikanern, die ihre Füße auf den Schreibtisch hochgelegt haben. Aber ist dies hier relevant? Das Argument, bei der Familie (mit einem 4 Jahre alten Sohn und einer 6 Monate alten Tochter) in Deutschland zu bleiben, wiegt sicherlich schwer genug. Diese detaillierten Motive kannte auch Tschertok nicht (der sich im Übrigen auch nicht immer objektiv erinnert hat).--SchmiAlf (Diskussion) 18:18, 6. Mai 2019 (CEST)[Beantworten]
Aha. Ich weiß nicht, ob ich mich so undeutlich ausdrücke. Witzenhausen lag fast an der Zonengrenze. Von Bleicherode sind es laut Maps reichlich 60 km. Weiterhin ist davon auszugehen, das Gröttrup um Bleicherode wußte. Ob für Gröttrup kulturelle belange eine Rolle spielten, wage ich doch sehr zu bezweifeln. Er konnte in der Nähe seiner Familie arbeiten und wurde für die damaligen Verhältnisse überdurchschnittlich versorgt, wimre fand auch seine Frau eine Anstellung. Und er konnte forschen, ohne großartige Belastung. Aus diesem Grund ging auch ein Ardenne bereits im Sommer 45 an das Schwarze Meer. Die Russen waren in diversen Bereichen äußerst pragmatisch und Gröttrup konnte zunächst wohnortnah ein halbwegs sorgenfreies Leben führen. Ob man das für relevant hält, nunja, es hilft zumindest mit, zu verstehen, warum Gröttrup diesen Weg wählte.--scif (Diskussion) 07:44, 14. Mai 2019 (CEST)[Beantworten]
Tschertok schreibt in [[1]] für den 17.02.1945: "Autokolonnen sowie Eisenbahnzüge mit den Fachleuten, den Archiven und Geräten verließen Peenemünde, drei Tage nachdem die letzte A-4 gestartet worden war. Die Evakuierung erfolgte nach Nordhausen, Bleicherode, Sangershausen sowie in die Gebiete um Leehsten, Witzenhausen, Worbis und Bad Sachsa." Witzenhausen scheint hier möglicherweise irreführend, weil es erst später relevant wurde (siehe unten). In [[2]], S. 20., steht, dass die Dornberger-Truppe in Bad Sachsa gesammelt wurde. Gröttrups flüchtete nach Witzenhausen ("Ankunft am 22.04.1945 mittags"), weil dort seine Mutter lebte und seine Frau Irmgard aus offensichtlichen Gründen ebenso dorthin flüchtete. Die westlichen Geheimdienste (und Wernher von Braun) nutzten im Sommer 1945 Witzenhausen als Stützpunkt, um die noch im Osten befindlichen Unterlagen beiseite zu schaffen und Wissenschaftler.[[3]] Es scheint mir also, dass sich Tschertok bzgl. der Evakuierung nach Witzenhausen täuschte.
Die Briten und Amerikaner sind unmittelbar nach dem Krieg mit ihren gefangenen Wissenschaftlern nicht zimperlich umgegangen, und es war zu dieser Zeit alles andere als klar, ob die Peenemünder als "Kriegsverbrecher" angeklagt würden, Knowhow hin oder her. Laut Maddrell, Spying ... S. 32, haben die Briten im Juli 1946 einen Versuch unternommen, Gröttrup abzuwerben: "An unsuccessful attempt had even been made to entice Helmut Gröttrup to leave his job as director of the Institut Rabe at Bleicherode and take up work in Britain." Aus diesem Dokument wird ziemlich deutlich, dass die Westmächte zu dieser Zeit wenig mehr anboten als die allgemeine Furcht vor den Sowjets zu schüren.
Deine oben skizzierten Überlegungen scheinen mir plausibel. In Trebra (südlich von Bleicherode) durfte Frau Gröttrup einen Bauernhof bewirtschaften, sogar der Kollegen in den Zentralwerken (siehe Albring) bekamen davon etwas ab. Die beiden Kühe, die im Oktober 1946 mit in den Zug nach Russland genommen wurden, stammten auch aus Trebra.--SchmiAlf (Diskussion) 15:39, 17. Mai 2019 (CEST)[Beantworten]

Nach längeren Recherchen habe ich herausgefunden, dass Gröttrup von Freising zunächst nach Stöckey zu seiner Frau Irmgard flüchtete und dort am 22. April 1945 ankam. Stöckey war Teil der "Zwischenlagerung" des Dornberger-Stabs nach dem Abzug aus Peenemünde. Erst im Juni 1945 versuchten die Amerikaner mit großer Eile und hohem Druck, die noch in Thüringen verbliebenen Spezialisten nach Witzenhausen zu holen, damit sie mit der Übergabe Thüringens nicht in die Hände der Sowjets fallen konnten. So kam Gröttrup nach Witzenhausen und Ermschwerd, bis ihn Tschertok aufspürte und für die sowjetische Seite anwarb. --SchmiAlf (Diskussion) 01:55, 12. Sep. 2019 (CEST)[Beantworten]

Die Internierung in Witzenhausen findet sich im Artikel zu von Braun nicht...--scif (Diskussion) 21:57, 28. Nov. 2019 (CET)[Beantworten]

Diese wichtige Episode der Internierung in Witzenhausen fehlt im Artikel zu Wernher von Braun.
Wernher von Braun war lt. Neufeld, S. 251 ff. mehrere Monate in Witzenhausen. Er wurde nach Verhören in Garmisch am 17. Juni 1945 nach Witzenhausen gebracht und half mit, die übrigen in Thüringen verbliebenen Experten in den Westen zu holen, bevor Thüringen an die Rote Armee übergeben wurde. Braun erzählte später, er habe „tage- und nächtelang in amerikanischen Lastwagen gesessen, die seine Leute aufsammelten" (Toftoy lt. Neufeld). Diese Aktion wurde vom Stützpunkt Witzenhausen her betrieben, der am nächsten zu Bleicherode gelegenen Stadt in der amerikanischen Besatzungszone. Dort wurden auch die "aufgesammelten" Leute untergebracht. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass die (wichtigeren) deutschen Spezialisten "unter Bewachung" standen, um ihr Wissen abzusaugen, sie ggf. wegen Kriegsverbrechen zur Verantwortung zu ziehen und um zu verhindern, dass sie von den Sowjets gekidnappt oder von ihnen angeworben würden. Man kann also davon ausgehen, dass die Amerikaner jeden Schritt von Brauns unter Kontrolle hatten, bevor er im Rahmen der Operation Overcast am 12. Sept 1945 von Witzenhausen in die USA gebracht wurde (Neufeld, S. 256). Dies passt zu der im Artikel zitierten Quelle Bernd Henze. Also war WvB von Mitte Juni 1945 bis Mitte Sept 1945 vermutlich überwiegend in Witzenhausen, abgesehen von evtl. Zwischenaufenthalten in Landshut oder Bad Kissingen. --SchmiAlf (Diskussion) 13:52, 29. Nov. 2019 (CET)[Beantworten]
Ich habe es bei Wernher von Braun entsprechend ergänzt. --SchmiAlf (Diskussion) 11:41, 30. Nov. 2019 (CET)[Beantworten]
Der letzte Satz war der entscheidende, grins. Danke.--scif (Diskussion) 07:49, 2. Dez. 2019 (CET)[Beantworten]

Erfindung der Chipkarte[Quelltext bearbeiten]

Laut einem Poster des Deutschen Patentamts gehört die Chipkarte zu den 50 wichtigsten deutschen Erfindungen und wird als Meilenstein der Technikgeschichte benannt. Dabei wird auf die Patentschrift DE1945777 mit den beiden Erfindern Jürgen Dethloff und Helmut Gröttrup verwiesen, die am 10. September 1969 angemeldet wurde. Dies ist aber eigentlich nicht richtig, da Helmut Gröttrup bereits am 6. Februar 1967 die Patentanmeldung DE1574074 (Nachahmungssicherer Identifizierungsschalter) alleine eingereicht hat. Der Inhalt dieser ersten Anmeldung wurde in der späteren Anmeldung, an der dann Jürgen Dethloff dann aus finanziellen Gründen beteiligt war, erneut aufgenommen und erweitert. Die Patentschrift DE 19 45 777 erkannte im Wesentlichen nur die Patentansprüche aus der ersten Anmeldung an und verwarf die meisten der erweiterten Anmeldung. Somit ist Helmut Gröttrup der alleinige Erfinder der Chipkarte. Dass das Deutsche Patentamt dennoch die zweite Anmeldung als Erfindung der Chipkarte bezeichnet, liegt daran, dass Anmeldungen keinen rechtlichen bindenden Charakter haben.

Es ist bedauerlich, dass in der Öffentlichkeit eher Jürgen Dethloff als Erfinder wahrgenommen wurde und entsprechend geehrt wurde. Dies liegt einzig daran, dass Helmut Gröttrup bereits 1981 gestorben ist und den Siegeszug der Chipkarte ab 1985 leider nicht mehr begleiten konnte. Wenn die „Geschichte“ dann einmal in die Welt gesetzt ist, wird sie immer wieder abgeschrieben. In einem Leserbrief zum Spiegel-Artikel „Alles auf eine Karte“ aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums im September 2018 hat der damalige Leiter der Patent- und Lizenzabteilung bei GAO/G&D in einem Leserbrief leider vergeblich versucht, dies inhaltlich richtigzustellen (der Leserbrief ist nicht mehr im Internet auffindbar). Er hat dies wie folgt formuliert:

Ein interessanter Artikel. Leider weist er drei gravierende Fehler auf. Zum einen war der 50. Jahrestag der Chipkarte bereits am 06.02.2017, also zu Beginn des vorigen Jahres. Der Erfinder der Chipkarte heißt auch nicht Jürgen Dethloff sondern Helmut Gröttrup! Und Helmut Gröttrup war der Mann mit den Visionen, und das nicht nur in Sachen "Chipkarte". Die erste Patentanmeldung, in der die Chipkarte erstmals beschrieben ist, wurde am 06.02.1967 (gut 18 Monate vor der DE 19 45 777, deren Priorität ist der 13.09.1968) unter der Anmeldenummer DE 1 574 074 beim Deutschen Patentamt eingereicht. Anmelder war die Firma Intelectron Patentverwaltung GmbH, alleiniger Erfinder: Helmut Gröttrup! Diese Anmeldung wurde vom Anmelder aber später aus finanziellen Gründen fallengelassen. Es wurde deshalb darauf auch kein Patent erteilt. Weiterverfolgt wurde dagegen die DE 19 45 777C3 (deutscher Anmeldetag 10.09.1969, Österreichische Priorität 13.09.1968, Erfinder Helmut Gröttrup und Jürgen Dethloff). Diese Anmeldung enthält alle Details der DE 1 574 074 sowie weitere in Beispielen beschriebene Ausführungsformen. An diesen weiteren Ausführungsformen war wohl Jürgen Dethloff beteiligt. Deshalb ist er in dieser späteren Anmeldung wohl auch als Miterfinder benannt. Diese weiteren Ausführungsformen haben aber bis heute in der Praxis noch keine Rolle gespielt. Trotzdem ließ sich Jürgen Dethloff weltweit als Erfinder der Chipkarte feiern. Helmut Gröttrup war zu bescheiden um sich dagegen zu wehren. Stattdessen realisierte er seine Erfindung. Bereits 1979 wurden unter seiner Leitung in der GAO, Gesellschaft für Automation und Organisation mbH, eine Tochter der Firma Giesecke und Devrient GmbH, weltweit die ersten normgerechten Karten mit implantiertem Mikrochip in Serie hergestellt. Damit begann der wirkliche Siegeszug der Chipkarte! [..]

Diese Information ist es wert, in Zukunft beachtet zu werden. --SchmiAlf (Diskussion) 12:59, 7. Aug. 2020 (CEST)[Beantworten]

Präzisierung der Stellenbeschreibung des Zitaturhebers im o.a. Text (als „Leiter der Patent- und Lizenzabteilung bei GAO/G&D“ statt „Leiter der Patentstelle bei GAO/G&D" --SchmiAlf (Diskussion) 09:47, 10. Aug. 2020 (CEST)[Beantworten]

Nachtrag: Seit 2021 benennt das DPMA Helmut Gröttrup in der Postergalerie als alleinigen Erfinder der Chipkarte (siehe Quelle in der Einleitung des Artikels). --SchmiAlf (Diskussion) 18:04, 6. Mär. 2023 (CET)[Beantworten]