Diskussion:Hurra-Patriotismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

letzte Änderung[Quelltext bearbeiten]

jetzige Version:

Hurra-Patriotismus ist ein pejorativer Ausdruck für eine Form des Patriotismus, die mit Kriegseuphorie einhergeht. Er enthält gewöhnlich Elemente von Nationalismus und Chauvinismus, oft auch Rassismus.

Gegenvorschlag:

Hurra-Patriotismus ist ein pejorativer Ausdruck für eine Form eines gesteigerten Patriotismus, die mit Kriegseuphorie einhergeht. Er enthält gewöhnlich Elemente von Nationalismus und Chauvinismus.

Dass es sich um eine gesteigerte Form von Patriotismus handelt, dürfte eindeutig sein. Für eine Verbindung zum Rassismus fehlt ein seriöser und eindeutiger Beleg. --81.210.203.158 02:11, 26. Nov. 2007 (CET)[Beantworten]

Zu a): Nein. Es handelt sich um eine Form von Patriotismus, die besonders mit dem Schlachtruf "Hurra!", also mit der Parteinahme für kriegerische Auseinandersetzungen verbunden ist. Dass dieser "gesteigert" wäre, dafür gibt es keinerlei Anzeichen. Zu b): Es kommt natürlich immer auch darauf an, was man unter Rassismus versteht. Kein Zweifel kann jedoch bestehen, dass etwa Kaiser Wilhelm II mit seinen prpagandistischen Äußerungen zur "Gelben Gefahr" ("Völker Europas, wahrt eure heiligsten Güter!") einen rassistischen Hurrapatriotismus vertreten hat. Fazit, der Satz ist so korrekt, wie er im Artikel steht. --Mautpreller 08:35, 26. Nov. 2007 (CET)[Beantworten]
Hm, sehe ich anders. Gerade dein Beispiel zeigt doch, dass das eher zwo paar Schuhe sind: Wenn und indem Wilhelmzwo hier ausnahmsweise die Solidarität der "Völker Europas" einfordert, weil die Gelbe Gefahr droht, regelt er den für ihn typischen Hurrapatriotismus doch eher runter, einstweilen, nicht nur rhetorisch (Multinationale Intervention beim Boxeraufstand usw.), und regelt dafür den Rassismus hoch. Hurra! ruft der Deutsche nunmal am allerliebsten, wenn er gegen den Franzmann ins Feld zieht, aus historischen Gründen (Hurra! als Schlachruf der Befreiungskriege), mit der Gelben Gefahr hat das erstmal eher nix zu tun. --2A01:C22:B07E:8000:DCFF:81EA:FAF7:B1E5 23:11, 15. Mai 2021 (CEST)[Beantworten]
Zum Rassismus: Ich halte das in der aktuellen Fassung für TF, gerade auch mit der quantitativen Wertung "oft". Belege fehlen komplett, dieser Sachverhalt aus dem Intro (=Zusammenfassung) wird später nicht mehr aufgegriffen. --Waschl87 (Diskussion) 23:08, 20. Mär. 2012 (CET)[Beantworten]

"Hurra-Patriotismus" oder "Hurrapatriotismus"?[Quelltext bearbeiten]

Man sollte sich entscheiden. Aktuell stehen Lemma und Artikeltext in einem Widerspruch. --Nachtbold (Diskussion) 14:04, 5. Feb. 2021 (CET)[Beantworten]

Persönlich finde ich ein durchgekoppeltes "Hurra-Patriotismus" aus mehreren guten Gründen sogar sehr sinnvoll, aber da nicht nur alle Wörterbücher, die ich auf die Schnelle abgeklopft habe, sondern auch und gerade die einschlägigen Originalzitate aus wilhelminischer Zeit durchweg ohne Binde Strich daherkommen, sollte man Artikel wohl besser auf Hurrapatriotismus verschieben.
Randbemerkung: Der Begriff wurde, wie ich bei meiner Stöberei gerade überrascht feststellte, keineswegs nur von roten, rötlichen und liberalen Schreibern verwendet, um das wilhelminische Gewese zu kritisieren, sondern anno 1934 auch von einem gewissen Hermann Göring, der da 1934 in Aufbau einer Nation die "Bürgerlichen" der alten Zeit dafür kritisierte, dass sie den "hehren Begriff des Nationalismus" verzerrt hätten "zu einem Hurrapatriotismus, der seine Wurzel meist in Alkohol und Profit hatte".
--2A01:C22:B07E:8000:DCFF:81EA:FAF7:B1E5 16:07, 15. Mai 2021 (CEST)[Beantworten]

Wer hat's erfunden?[Quelltext bearbeiten]

Ich hab's nicht rausfinden können, aber ich würde anderthalb Schekel wetten wollen, dass das Wort einen ermittelbaren Urheber hat. Müsste ca. 1890 gewesen sein (danach hebt das Wort bei google ngram recht flott ab), ich verdächtige sozialdemokratische Blätter. --2A01:C22:B07E:8000:DCFF:81EA:FAF7:B1E5 16:15, 15. Mai 2021 (CEST)[Beantworten]

Ich vermute das eigentlich nicht. Es gibt auffällige Häufungen auch und gerade in der Jugendbewegung, die mit den Sozialdemokraten eher nichts am Hut hatten. Die Freideutsche Jugend wird man kaum als sozialdemokratisch beeinflusst ansehen können, Eberhard König (Schriftsteller) wohl eher auch nicht.--Mautpreller (Diskussion) 16:27, 15. Mai 2021 (CEST)[Beantworten]
Lieben Gruß auch von duweißtschonwer. Alles schön bei dir? Und gehört dein Heinrich Mann nicht besser zum anderen Heinrich Mann zwei Kapitel drunter? --2A01:C22:B07E:8000:DCFF:81EA:FAF7:B1E5 18:21, 15. Mai 2021 (CEST)[Beantworten]
Holà! Ja, alles schön. Nee, ich finde, das passt gut dorthin, weil alles 1900 liegt. Der früheste Beleg, den ich bisher gefunden habe, ist: Otto Mora (= Oscar Mysing): Ein Revolutionär. Moderner Roman, Berlin 1892. Dort belehrt der "leitende Journalist" mit "wichtiger Miene" einen Sozialdemokraten: "Chauvinismus und Hurrapatriotismus … ist ein veralteter Standpunkt, mit dem wir nicht arbeiten können." Es gibt aber sicher früheres Material.--Mautpreller (Diskussion) 19:00, 15. Mai 2021 (CEST)[Beantworten]
Etwas früher: Wilhelm Bölsche (Schriftsteller): Jesus und Judas. In: Freie Bühne für modernes Leben, Jg. 2 (1891), S. 819-821. Dort: "weder der drommetengrelle [schönes Wort, M.] Hurrahpatriotismus noch der blasierte Lebemannspessimismus erringen nennenswerte Erfolge".--Mautpreller (Diskussion) 19:22, 15. Mai 2021 (CEST)[Beantworten]

Und Karl Kraus: Neue Lyrik. In: Monatsblätter. Organ des Vereins "Breslauer Dichterschule". Jg. 18, 1892, Nr. 12, Dezember, S. 187-188. http://www.lyriktheorie.uni-wuppertal.de/texte/1892_kraus.html. Ernst von Wildenbruch ist offenbar als der prototypische Hurrapatriot verstanden worden, nicht nur von Kraus.--Mautpreller (Diskussion) 22:20, 15. Mai 2021 (CEST)[Beantworten]

Hm, erstaunlich ja eigentlich, dass der Kraus als Ösi darüber schreibt. Hätte eher nicht vermutet, dass man auch in k.u.k-Österreich vom Hurra-Patriotismus sprach, weil Hurra! als Schlacht- und Jubelruf ja eine recht spezifisch preußische Prägung und Geschichte hat (wiewohl Hurra in anderer Funktion durchaus auch andernorts, in anderen Kontexten und anderen Zeiten erscheint, also etwa als Jagdruf, so schon in Bürgers Lenore; darüber wollte ich übrigens eigentlich schreiben, bis ich hier hängen blieb...). Mal sehen. --2A01:C22:B07E:8000:DCFF:81EA:FAF7:B1E5 22:31, 15. Mai 2021 (CEST) PS: da der Kraus da nicht über k.u.k. schreibt, sondern über über Detlev von Liliencron, doch nicht ganz so überraschend.[Beantworten]

Edith Steins Beschreibung ihrer Schulzeit ist auch interessant bzgl. des "offiziellen Hurra-Patriotismus": https://de.wikisource.org/wiki/Aus_dem_Leben_einer_j%C3%BCdischen_Familie/Vom_Werdegang_der_beiden_J%C3%BCngsten. Der Sedan-Tag kehrt in solchen Berichten immer wieder.--Mautpreller (Diskussion) 22:33, 15. Mai 2021 (CEST)[Beantworten]

Zu deiner Zurücksetzung: es ist doch wichtig, festzustellen, dass der HP eigentlich eine spezifisch deutsche Eigenart ist, weil das Wort Hurra! nunmal eine ganz spezifisch deutsche Geschichte hat. In Frankreich galt der Ausruf als spezifisch preußisch und war antsprechend verhasst, das steht so gar so im Littré; man hätte das in F also bei Kriegsausbruch nie und nimmer nicht gejubelt; und mithin hat man dem Franzosen ganz sicher niemals Hurrapatriotismus unterstellt, so sehr man ihn auch hasste. Erst heutzutage, jetzt da sich kein Schwein mehr an all das preußische Gewese erinnert, könnte man HP wohl auch dem Franzosen andichten. Das ist eine nicht unerhebliche Bedeutungserweiterung, meint --2A01:C22:B07E:8000:DCFF:81EA:FAF7:B1E5 22:47, 15. Mai 2021 (CEST)[Beantworten]
Ich frage mich mit den mehr und mehr Belegen allmählich auch. Der "Hurrapatriotismus" der Kaiserzeit, der zu Anfang gemeint war, war doch offenbar vor allem etwas Ritualisiertes. Praktiziert bei Sedanfesten, Siegesfeiern u. dgl. Man merkt finde ich öfter, dass das auch insofern abfällig gemeint ist, als das abgefallene Bürger sind, die groß im Hurraschreien sind, aber nichts sonst. Eher Maulhelden. Wäre sehr daran interessiert, ob sich dieser Ausdruck nicht auch bei Fontane findet, der ja sehr viel für den "echten" alten preußischen Konservatismus übrig hatte, aber sehr wenig für den neuen Patriotismus des Reichs. Die Färbung hat sich aber deutlich verändert nach dem Krieg. In der Weimarer Republik meinte man mit Hurrapatriotismus schlicht Militarismus. Und heute? --Mautpreller (Diskussion) 22:56, 15. Mai 2021 (CEST)[Beantworten]
Und Jingoismus ist anders, als "deine" Version behauptet, mitnichten die spezifisch britische Ausprägung des HP; das hörte und hört man auch in und bezogen auf die USA, oft sogar. Das ist also so grob falsch, ich richte das mal wieder. Und da das nicht wirklich unter die Begriffsgeschichte von HP fällt, würde ich das doch in ein anderes, eigenes Kapitel packen. --2A01:C22:B07E:8000:DCFF:81EA:FAF7:B1E5 23:22, 15. Mai 2021 (CEST)[Beantworten]
Ja, okay. Ob es sich um "übersteigerten" Patriotismus handelt, finde ich allerdings sehr fraglich. Es ist sozusagen eher hochtönender, pathetischer Patriotismus, gewöhnlich direkt verbunden mit Kriegseuphorie. Gerade die Verwendung "von rechts" zeigt das: Die Rechten, die etwas als hurrapatriotisch abqualifizieren, halten es für hohl. Für sie ist Krieg eine Lebensfrage des Vaterlands und damit etwas schwer Ernstes, nicht geeignet für hochtönende Festivitäten.--Mautpreller (Diskussion) 12:36, 16. Mai 2021 (CEST)[Beantworten]
Wo wir gerade dabei waren: Habe unlängst den Artikel zu den Vaterlandslosen Gesellen etwas gejätet, bis mich die Lust verlassen hat. Vielleicht hast du ja welche (Lust, nicht Gesellen). LG aus XBerg, --2A02:3032:A:E768:4112:9793:7EB1:1FE0 17:05, 27. Aug. 2023 (CEST)[Beantworten]