Diskussion:Máscara de flandres

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Letzter Kommentar: vor 6 Jahren von Emeritus in Abschnitt oje
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Gebrauch[Quelltext bearbeiten]

Was denn nun, zum Zwecke der Bestrafung oder zur Erhaltung der Arbeitsfähigkeit? --Hydro (Diskussion) 09:40, 17. Mär. 2018 (CET)Beantworten

Beides. --Shikeishu (Diskussion) 10:59, 17. Mär. 2018 (CET)Beantworten

oje[Quelltext bearbeiten]

Sklave mit Blechmaske, Debret

.

Originale S/W-Zeichnung durch Arago von 1840 mit ursprünglicher Augenstellung und Gesichtsausdruck.

M.E. handelt es sich hier um einen neuzeitlichen Falschen Freund: Es gibt überhaupt keinen Hinweis auf Flandern. Stattdessen ist „máscara de flandres“ verkürzt für „máscara de folha de flandres“. Und das ist nichts anderes als das spezielle brasilianische Wort für Blechmaske ([[Weißblechmaske]]). Früher war flandre auch die Bezeichnung für einen auf dem Kopf getragenen blechernen Wasserbehälter, heute nicht mehr gebräuchlich?. Das heute gebräuchliche Wort für verzinntes (Weiß)Blech ist lata.

Ich hatte mich nach dem LA auf Anastacia sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt. Vielleicht helfen Euch ja meine bisherigen "Erkenntnisse" (Sammelsurium).

Blechmasken wurden bereits aus der Karibik im 17. Jh. in ethnografisch-historischer Literatur erwähnt, speziell gegen Erdeessen der versklavten Indianern. - Aber ich kann mich absolut nicht mehr an die Fundstelle erinnern, weiß aber noch, dass ich vor Jahren deswegen nach dem Artikel Erdeessen suchte.
Den Minensklaven (Minas Gerais) wurde ein Mundschutz aus Blech angelegt, damit sie keine wertvollen Funde verschlucken konnten mit Abgang über Magen und Darm. Ein Bericht, eigentlich 1-Satz, sagte, dass Hersteller diese an ihren Türen aufgehängt zum Verkauf anboten - war also regional recht verbreitet?.
Für das sonstige Brasilien wird berichtet, dass Blechmasken, entweder als Gesichtsmaske oder nur als Mundmaske, sowohl für Folter und Erniedrigung als auch zur Vermeidung der Aufnahme von Trinken und Essen oder sexuellen Handlungen dienten. Das gelegentliche Erdeessen wird als Begründung genannt, aber auch als Mittel gegen übermäßigen Alkoholverbrauch (obwohl Fusel wie Cachaça ambivalent auch als Nahrungsergänzung galt, Sklaven wurden dadurch ruhig gestellt). Beschreibung der Gesichtsmasken: einfach mit zwei Augenlöchern und einem Mundloch, oder wie bei Debret zu sehen, etwas ausgearbeiteter. Die Mundmaske à la Anastacia scheint einheitlich gestaltet zu sein, es gibt keine gegenläufige Information.
Blechmasken kommen auch, jedoch selten, im europäischen Karneval vor, scheinen aber noch nicht besonders in der volkskundlichen Literatur aufgearbeitet zu sein.
Der Zeitraum ist in Brasilien nicht auf die als koloniale Zeit bezeichneten Jahrhunderte beschränkt, es ging noch bis in die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts, wobei sie dann wegen moralischem Empfinden der cariocas aus dem Stadtbild verschwanden. Zwei Maler haben uns Zeugnisse ihrer Besuche der Sklavenmärkte und Senzalas hinterlassen: Arago und Debret, von anderen Reisemalern und Künstlern sind keine Abbildungen bisher bekannt geworden.
Die Zeichnung von Arago erfuhr eine ikonografische Umdeutung, hier sind die verschiedenen Buchausgaben zu vergleichen (Abbildungen noch nicht einzeln hochgeladen). Die heutige als bekannt geltende umseitige Abbildung zeigt Kolorierung, die Maske selbst war ein schnell einleuchtendes Symbol für Sklaverei der Afrobrasilianer im neuen Volksglauben; das Museu do Negro in Rio hat so eine bearbeitete Zeichnung, von der dann die Übertragung auf Anastacia ausging.
1906 wird von Machado de Assis máscara de folha de flandres noch in der Kurzerzählung Pai contra mãe im Band Relíquias da Casa Velha erwähnt, jedoch nur - wie bei anderen Fundstellen auch - innerhalb einer Aufzählung: Halsfesseln, Fußfesseln, Blechmasken. - Standardwerke zur Sklaverei (z.B. von Arthur Ramos oder Silvia Hunold Lara, oder im Revista des IHGB, dem brasilianischen Geschichtsinstitut) bieten leider keine Informationen. Selbst die heutigen Hochschulschriften zu Anastacia schweigen sich zur tatsächlichen Herkunft, Herstellung und Verwendung der Maske aus, bei Verwendung schwillt jedoch Fantasie der Gläubigen.
Geographische Begriffe werden i.A. auch im brasilianischen Portugiesisch mit Großbuchstaben geschrieben. Hier aber wurde wohl durch eine falsche Majuskelschreibung in die Irre geleitet. Nebenbei, Flandern war ja nun nicht gerade durch sein Hüttenwesen berühmt, und die andere Spur über mögliche flandrische Sklavenhändler -und halter führt auch absolut ins Leere: Selbst die Holländer hatten in Brasilien nur ein Intermezzo.

Aus all diesen Gründen = nichts Gescheites gefunden = habe ich von einem Artikel Blechmaske abgesehen, wobei das sogar in einem Zusammenhang mit allen Masken aus Metallen beschrieben werden könnte. Ich erinnere an den literarischen Topos der Eisenmasken. - Würde man nur die Schreibung ändern in Máscara de flandres wäre es nicht einsehbar, warum wir dafür nicht den deutschen Begriff als Lemma nähmen; würden wir andererseits den deutschen Begriff Blechmaske nehmen, hätten wir sofort das brasilien-bezogenen Übergewicht, was ja ebenfalls keinen guten Artikel ausmachen würde. Ach, Ihr werdet's schon richten. obrigado, --Emeritus (Diskussion) 16:23, 18. Mär. 2018 (CET)Beantworten