Diskussion:Sofia-Regel

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Letzter Kommentar: vor 10 Jahren von Martin Erik in Abschnitt Entscheidet der Schiedsrichter wirklich?
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Auf die Schnelle

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Aus aktuellem Anlass ein kleiner Schnellschuss zwischendurch. Nicht nur die Zugriffe auf den Remis-Artikel steigen, es wird in den WM-Chats viel nach der Sofia-Regel gefragt und auch mancher Unsinn verbreitet. -- Rainer Osenberg 16:48, 2. Mai 2010 (CEST)Beantworten

Entscheidet der Schiedsrichter wirklich?

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Kurze Rückfrage: Entscheidet bei Stellungen, die nicht durch das klassische Regelwerk abgedeckt sind, wirklich der Schiedsrichter "ob Remis gegeben wird"? Kann er eine Partie gegen den Willen des zweiten Spielers Remis geben, obwohl kein Fall vorliegt, in dem dies die FIDE-Regeln decken? Oder muss er im Falle, wo er ein Remis für vetretbar hält nicht noch wenigstens die Zustimmung des zweiten Spielers einholen? --Thomas Binder, Berlin 21:25, 2. Mai 2010 (CEST)Beantworten

Das ist eine verdammt gute Frage, auf die ich selbst keine Antwort finden konnte. Die "Regel" ist schon arg schwammig ausgelegt und wurde ja auch innerhalb der Grand Slam Association schon unterschiedlich ausgelegt. Im Wortsinne muss wohl wirklich eine tote Stellung oder ein technisches Remis vorliegen. So spielt ja auch Topalow bei der WM, und auch das Verhalten des Schiris in Partie 3 weist darauf hin, dass es genau so gemeint ist. Insbesondere beim Grand Prix wurde die Regel aber offener interpretiert. -- Rainer Osenberg 22:13, 2. Mai 2010 (CEST)Beantworten
Meinst du mit "offener interpretiert", dass der Schiedsrichter den Spieler zum Remis zwingen kann, obwohl die sonstigen Regeln dies nicht hergeben? Das liefe doch der Absicht dieser Regel sogar zuwider. --Thomas Binder, Berlin 22:25, 2. Mai 2010 (CEST)Beantworten
Nein. Ich meinte, dass im Grand Prix von den Schiris Stellungen als Remis zugelassen wurden, die nicht tot im engeren, sondern im weiteren Sinne waren. Den Sinn der Regel führt m.E. derzeit Topalow bei der WM ad absurdum. Von daher glaube ich persönlich, dass das Thema bald "tot" ist. Derzeit wird aber eben bei ChessDom, Schachwelt u.ä. oft nach dem Sinn der Regel gefragt. -- Rainer Osenberg 22:41, 2. Mai 2010 (CEST)Beantworten
Die Formulierung der Regeln etwa im FIDE Grand Prix 2008/09 ([1]) ist schon schlimm ungenau, denn hier werden aufs Unschäfste Remisangebote und Remis-Reklamationen vermengt. Remis-Reklamationen müssen erlaubt sein und sind natürlich immer gemäß den FIDE-Regeln möglich und sind vom Schiedsrichter zu entscheiden. Und über Remis-Angebote entscheidet nicht der Schiedsrichter allein, sondern der Schiedsrichter entscheidet (bei Sofia-Regel) maximal, ob ein Remis-Angebot zulässig ist. Der andere Spieler muss schon auch noch gefragt werden. Also drei Personen müssen zustimmen.
Bei der WM 2010 sind also eigentlich überhaupt gar keine Sofia-Regeln (auch keine einseitigen) in Kraft. Denn der Schiedsrichter hat keinerlei weiterreichenden Befugnisse oder Aufgaben. lediglich Topalov ist konsequent/stur und akzeptiert keinerlei Remisverhandlungen. Remisreklamationen verlaufen dagegen normal nach FIDE. -- Talaris 00:21, 4. Mai 2010 (CEST)Beantworten

Zu Tote Stellung hatte ich damals auch einen Wikipedia-Artikel verfasst. --Constructor 04:06, 7. Mai 2010 (CEST)Beantworten

Also so, wie das jetzt im Artikel steht, hat das wenig mit „Sofia-Regel“ zu tun.
1) Die Möglichkeiten der Remis-Reklamation nach den FIDE-Regeln (50-Züge, 3 x gleiche Stellung, etc.) werden durch die Sofia-Regel nicht berührt.
2) Bei einer – auch nur theoretisch spielbaren Stellung – entscheidet selbstverständlich der Schiedsrichter nicht gegen den Willen auch nur eines Spielers auf Unentschieden. Das würde dem Sinn der Sofia-Regel ja gerade widersprechen und wäre auch nach FIDE-Regelwerk keinesfalls zulässig.
3) Worum geht es bei der Sofia-Regel? Gemäß Sofia-Regel darf ein Spieler, wenn er Remis bieten will, dies nicht gegenüber seinem Gegner tun, sondern er muss dem SR das Remis-Angebot erklären. Dieser entscheidet dann nach Stellung auf dem Brett, ob das Angebot überhaupt zulässig ist. Wenn er es für zulässig hält – stark vereinfachte Stellung – gibt der SR das Angebot an den Gegner weiter. Dieser hat dann – wie bei jedem Remis-Angebot – die freie Wahl, ob er es annimmt oder weiterspielt.

Wenn keine Einwände kommen, möchte ich den Artikel gern entsprechend bearbeiten.

Mit freundlichen Grüßen --Martin Erik (Diskussion) 16:09, 24. Sep. 2014 (CEST)Beantworten
Gibt es einen dokumentierten Fall, in dem ein Schiedsrichter ein "Sofia-Remisangebot" genehmigt, der Gegner das dann aber abgelehnt hat? Das wäre dann nämlich entweder extrem peinlich für den Schiedsrichter (wenn seine Stellungseinschätzung daneben war), oder extrem unhöflich seitens des Ablehnenden (wenn eine offensichtliche Remisstellung sinnlos weitergegurkt wird). Mein persönlicher Eindruck ist übrigens, dass die meisten Remisen auf Top-Niveau mittlerweile durch dreimalige Stellungswiederholung zustande kommen (nachdem man sich vorher kurz in die Augen geschaut hat). Gruß, Stefan64 (Diskussion) 22:36, 24. Sep. 2014 (CEST)Beantworten
Hallo Stefan!
1) Es gibt keinen dokumentierten Fall, dass der SR das Angebot genehmigt hat und der Gegner dass dann abgelehnt hätte.
1a) Weil die Spieler – über Stellung auf dem Brett und Körpersprache – sich da üblicherweise einig sind.
1a1) Könnte man sich so was bei Magnus vorstellen …
1a2) … glaube ich nicht, dass es einen Spieler gibt, der sich so was gegen Magnus traut.
2) Die „Umgehung“ der Sofia-Regel durch Dreimal-Gleiche-Stellung passiert(e) laufend – genau so, wie du es geschildert hast.
Mit freundlichen Grüßen -- Martin Erik (Diskussion) 22:51, 24. Sep. 2014 (CEST)Beantworten
@Stefan: Im Übrigen ist es für den SR keine Blamage, wenn der von dir oben geschilderte Fall eintritt: Der SR entscheidet nicht darüber, ob die Stellung remis ist, sondern über die Zulässigkeit des Remisangebots. Sollte die Sofia-Regel einmal in einem großen Open angewendet werden, ist folgender Fall denkbar: Weiß geht zum SR und beantragt Remis-Angebot. SR wirft einen Blick auf die Stellung: Ungleiche Läufer, gleiche Stellung, aber noch keine theoretische Remisstellung. Dann kann er das Remis-Angebot für zulässig erklären. Sollte Weiß ein Amateur mit 1800 Elo sein und Schwarz ein GM mit 2500, dann wird Schwarz das Angebot aus finanziellem und Elo-Druck sicher ablehnen und weiter „kneten“. Und dennoch hat niemand etwas falsch gemacht oder sich blamiert (außer vielleicht der 1800er, weil es albern ist, in dieser Konstellation Remis zu bieten). Es geht bei der Sofia-Regel nicht darum ob die Stellung (theoretisch) remis ist - sondern ob das Remis-Angebot zulässig ist. Da werden dem SR wahrhaft salomonische Aufgaben zugemutet. Oder er sagt halt immer NEIN. Mit freundlichen Grüßen --Martin Erik (Diskussion) 12:39, 26. Sep. 2014 (CEST)Beantworten