Diskussion:Vis vitalis

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Letzter Kommentar: vor 17 Jahren von Sti
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ist die lebensenergie etwas, das in jedem lebewesen subjektiv durch stoffwechselprozesse etc. "hergestellt" wird, oder ist es etwas was objektiv in allem leben enthalten ist und so quasi durch anima oder ähnliches alles verbindet? die tatsache dass man aus anorganischen salzen, organische verbindungen schaffen kann ist nichts berauschendes... das tut der körper jeden tag, aber "lebt" harnsäure? wie könnte man das herausfinden/messen? ~~wirrkopp

Das Problem scheint mir zu sein, daß man "Leben" an eine Definition heften will, wonach Leben diese oder jene spezielle Art Molekül sein soll, z.B. das sog. Protoplasma, ein HNOC-Molekül. Kann man machen. Der eigentliche Lebensprozess basiert jedoch auf einem Fließen von Energie. Erst, indem sich Strudel innerhalb dieses Fließens bilden, entsteht - oder erscheinen uns diese Strudel als "Materie" und "Licht". Die Energie selbst oder das reine (heraklitische) Fließen, kann man nicht messen - auch mit den Mitteln der modernsten Physik nicht; trotzdem verwendet sie den Begriff Energie, weil es sonst überhaupt in nichts einen erkennbaren Sinn gibt. Diese Energie ist das eigentliche "Leben", insofern sind auch Wasserstoffatome keineswegs tot, denn speißt sie eine gedanklich unfassbar bleibende dynamis. --FreieFreudForschung@gmx.de 14:10, 17. Aug 2006 (CEST)


Von wem genau wird Freud als Vertreter der Lebenskraft-Philosophie rezepiert??? Seltsam, ich habe schon einige Seiten Freud gelesen - auf diese Idee komme ich auch jetzt noch nicht! Ich habs rausgenommen. -- Robodoc 11:29, 25. Jul 2006 (CEST)

Das Kernstück von Freuds Lehre ist ja die "Libido", eine Energie oder Kraft, die er sonst auch als "Lebenstrieb" ernannt hat. Freud stimmt in so weit mit Bergson und dessen "elan vital" überein, als daß auch er die Libido als treibende Kraft hinter dem Prozess der Evolution vermutet. Freud hat sich also selbst als Vertreter der Lebensphilosophie rezipiert, auch wenn dies allgemein wenig zur Kenntnis genommen wird. --FreieFreudForschung@gmx.de 14:10, 17. Aug 2006 (CEST)

Die ersten drei Abschnitte sollten mit dem Eintrag Vitalismus verschmolzen werden, der Rest hat mit dem Thema nichts zu tun. --Siffler 20:12, 26. Sep 2006 (CEST)

Ich vermute, dass Du mit "die ersten drei Abschnitte" diesen Text meinst: Man war lange Zeit der Meinung, dass zur Herstellung organischer Stoffe eine sogenannte vis vitalis gebraucht werde, weil man in der Natur ausschließlich Vorgänge beobachtete, bei denen sich organische Stoffe zu anorganischen zersetzten, aber nicht umgekehrt. So glaubte man, dass die vis vitalis organischen Stoffen Lebenskraft verleihe und diese nicht synthetisch herstellbar sei. Daher hielt man es auch für unmöglich organische Stoffe synthetisch herzustellen. Diese Annahme könnte als widerlegt gelten, seitdem es dem deutschen Chemiker Friedrich Wöhler 1828 gelang, Harnstoff, der nach Übereinkunft als organischer Stoff gilt, aus dem anorganischen Salz Ammoniumcyanat synthetisch herzustellen.
Eine Einarbeitung in Vitalismus ist denkbar, aber auch erst nach einer gründlichen Überarbeitung: Wer war oder ist "man"? Was bedeutet das schwammige "lange Zeit"? "Ist" die "vis vitalis" gleich "Lebenskraft" oder "verleiht" sie diese? ".. könnte als widerlegt gelten" klingt reichlich spekulativ. Ich finde diese Formulierungen nicht enzyklopädisch und würde sie am liebsten ganz streichen, ebenso die Absätze zur Philosophiegeschichte.
P.S. Ich bin über den Redirect Lebenskraft hier gelandet. Mein Vorschlag ist, den deutschsprachigen Begriff "Lebenskraft" als Hauptlemma neu zu formulieren. Ich mache demnächst einen Entwurf aus meiner Literaturkenntnis in Medizingeschichte. Sachkundige Ergänzungen von chemie-, biologie- und philosophiegeschichtlicher Seite wären dann hilfreich. --RainerSti 14:02, 10. Jun. 2007 (CEST)Beantworten

Die Lehre von der Lebenskraft ist eine Gesundheits- und Krankheitskonzeption, die von Christoph Wilhelm Hufeland im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert differenziert beschrieben und in dieser Zeit sehr populär wurde. Hufeland nahm Elemente aus dem Animismus oder Psychodynamismus Georg Ernst Stahls, aus dem Vitalismus Theophil des Bordeus und Paul-Joseph Barthez' und aus der Irritabilitätstheorie Albrecht von Hallers auf. Vom Brownianismus grenzte er sich ausdrücklich ab. Er sah als Grundursache aller Lebensvorgänge und als Selbsterhaltungsprinzip des Organismus eine allgemeine Lebenskraft mit weiteren Teilkräften:

  • eine erhaltende Kraft,
  • eine regenerierende und neubildende Kraft,
  • eine besondere Lebenskraft des Blutes,
  • eine Nervenkraft,
  • eine Kraft, die eine allgemeine Reizfähigkeit des Körpers bewirke, sowie
  • eine Kraft, die eine spezifische Reizfähigkeit des Körpers bewirke.

Krankheit sei eine Beeinträchtigung der Lebenskraft beziehungsweise der Lebenskräfte durch krankmachende Reize. Sichtbare Zeichen der Krankheit seien Heilreaktionen der Lebenskraft auf solche Krankheitsreize. Die Heilkraft der Natur ("vis medicatrix naturae") und die Lebenskraft seien wesensgleich, wenn nicht identisch. Jedes therapeutische Handeln des Arztes wie auch jede Selbstbehandlung durch den Patienten solle die individuelle Lebenskraft unterstützen. Insgesamt habe sich das ärztliche Handeln am Prinzip des "contraria contrariis" zu orientieren. Dabei empfahl Hufeland neben der vorsichtigen Anwendung von Medikamenten die Beachtung diätetischer Regeln und physikalische Therapien (zum Beispiel als Wasseranwendungen).

Auf letztere Empfehlungen gehen Impulse für die Entwicklung der Naturheilkunde im 19. Jahrhundert zurück. Auch Samuel Hahnemann bezog sich in seinem homöopathischen Spätwerk auf einige der Grundthesen Hufelands, gelangte aber zu anderen therapeutischen Konsequenzen. Die von ihm in den letzten Auflagen des "Organon" beschriebene "Verstimmung der Lebenskraft" kann nicht als essentiell für die Homöopathie angesehen werden, sondern als Versuch, das Ähnlichkeitsprinzip nach damaligem Stand "wissenschaftlich" zu erklären.[1]

Der Begriff "Lebenskraft" (auch lat. vis vitalis) wurde und wird oft weniger spezifisch gebraucht, als "weit verbreiteter Platzhalterbegriff für unverstandene körperliche Vorgänge".[2] Sprachlich und inhaltlich standen ihm in seiner Entstehungszeit das "Principium vitalis" mit "forces radicales" und "forces agissantes" oder "agens vitalis" im Vitalismus, das "Sentient principle" (Robert Whytt), die "vital power" (John Hunter), die "Lebenskraft" bei Friedrich Casimir Medicus oder Caspar Friedrich Wolffs "vis essentialis" nahe. Später benutzte Georg Groddeck in seiner Konzeption des "vitalen Es" daneben den Ausdruck "Lebenskraft". In jüngerer Zeit wird von "Lebenskraft" oder "Lebensenergie" in vielen Bereichen der Alternativmedizin einschließlich der Homöopathie mit unterschiedlichem Verständnis gesprochen.

  1. Roger Rissel: Welchen Stellenwert hat die "Lebenskraft" in der Homöopathie Hahnemanns?
  2. Matthias Wischner: Kleine Geschichte der Homöopathie, Forum Homöopathie, KVC Verlag Essen 2004, S. 21
  • Wolfgang Eckart: Geschichte der Medizin. Springer Verlag Berlin, Heidelberg 1990. ISBN 3-540-51982-3

[Kategorie:Medizingeschichte]