Edgar Geissner

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Edgar Geissner (2015)

Edgar Geissner (* 5. Juli 1952 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Psychologe.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Abitur 1971 an der Liebigschule Frankfurt studierte Edgar Geissner zunächst Erziehungswissenschaften und Soziologie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt (Vordiplom / B.A. 1974). Er war in verschiedenen pädagogischen Feldern und Einrichtungen aktiv, in einer davon 16 Monate Zivildienst (1972/1973). 1975 wechselte er an die Universität Trier und in das Fach Psychologie, welches er 1981 mit einer grundlagenpsychologischen Arbeit zum Thema Angst und dem Grad Diplompsychologe (heutige Bezeichnung M.Sc. Psychologie) abschloss. Seit 1979 war er dort in klinisch- und entwicklungspsychologischen Forschungsprojekten beschäftigt, danach 1982 bis 1988 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Klinische Psychologie, Promotion (Dr. rer. nat.). Seine Dissertationsschrift „Schmerzerleben, Schmerzverarbeitung und psychische Beeinträchtigung“ wurde als Buch veröffentlicht.[1] 1988 bis 1991 hatte er eine Position als Psychologe in der Testentwicklung und -beratung bei der Beltz Test Gesellschaft Weinheim (heute zu Hogrefe Test, Göttingen gehörend) inne; 1991 bis 1994 als Leitender Diplompsychologe an der Psychosomatischen Klinik Roseneck in Prien am Chiemsee. 1993 erhielt er den Ruf auf eine Professur für Psychologie an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, Standort Münster (FB Soz.-Päd.), den er 1994 antrat.[2] Parallel hierzu wurde er 1997 am Fachbereich Psychologie der Universität Münster habilitiert[3] und wirkte dort auch als Privatdozent. Die (W 3-analoge) Professur im Sozialwesen kündigte er 2000, um ein Rückkehrangebot der Klinik Roseneck anzunehmen. Dort amtierte er erneut als Leitender Diplompsychologe, zugleich als Mitglied des medizinisch-therapeutischen Leitungsteams der Klinik (2001 – 2018). 2001 habilitierte er sich darüber hinaus von der Universität Münster an das Department Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München um,[4] erhielt die Lehrbefugnis für das Gesamtgebiet der Psychologie und wurde 2003 zum Universitätsprofessor (apl.) ernannt.[5] Neben seinen Leitungsfunktionen in der Klinik nahm er an der Universität Aufgaben in Lehre und Forschung wahr.[6] Seit 2018 ist Geissner freiberuflich als Dozent, Supervisor und wissenschaftlicher Autor tätig, u. a.[7]

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Edgar Geissner ist Autor und Herausgeber von ca. 200 Fachpublikationen (s. Research Gate) aus den Bereichen Klinische Psychologie, Psychologische Diagnostik und Differentielle Psychologie. Seine inhaltlichen Gebiete sind/waren u. a. Angst, Essstörungen, Schmerz, komplexe Trauer, Zwangserkrankungen; ferner fachmethodisch: Diagnostik und Evaluation sowie Supervision. Er entwickelte und publizierte zwei große manualgestützte diagnostische Verfahren für chronische Schmerzen, die „Schmerzempfindungsskala-SES“ und den „Fragebogen zur Erfassung der Schmerzverarbeitung-FESV“, die in Diagnostik und Therapie-Outcome bei Schmerzpatienten deutschsprachiger Standard sind. Daneben ist er Co-Autor von acht weiteren psychologischen Messinstrumenten. Im Einzelnen sind dies ein neuropsychologischer Test zur Erfassung von Neglect, ein diagnostisches Verfahren für die Angstbehandlung, ein Verfahren zur Erfassung von Hypochondrie, zwei Verfahren im Bereich Zwangserkrankungen, der Children of Alcoholics Screening Test-CAST (deutsch), das Inventory of Complicated Grief-ICG (deutsch) und die Skala Dysfunktionaler Einstellungen-DAS 18 für die Depressionsbehandlung (vgl. Publikationen).

Geissner ist approbierter und bei der kassenärztlichen Vereinigung eingetragener Psychologischer Psychotherapeut. Als behördlich anerkannter Supervisor wirkt er an mehreren postgradualen Aus- und Weiterbildungsinstituten für Psychotherapie. In der Fortbildung ist er Dozent für ein klinisch-psychologisches Themenspektrum.

Auszeichnungen / Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 2011 bis 2018 wurde Edgar Geissner in der jährlichen FOCUS-Liste „Top-Mediziner: Deutschlands renommierte Ärzteliste“ im Fachgebiet Psychotherapie geführt.[8]

2016 erhielt er (mit Arbeitsgruppe) den Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie DGSP.[9]

Geissner ist im wissenschaftlichen Beirat und Gutachter für nationale und internationale Fachzeitschriften, u. a.[10] Er fungiert(e) als Juror, Moderator, Tagungsleiter, in Kommissions- und Vorstandsfunktionen wissenschaftlicher und beruflicher Vereinigungen sowie als Gutachter im Auftrag öffentlicher Forschungsgremien.

Mitgliedschaften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • E. Geissner. Psychologische Schmerzmodelle: Einige Anmerkungen zur Gate-Control-Theorie sowie Überlegungen zu einem mehrfaktoriellen prozessualen Schmerzkonzept. In: Der Schmerz – Konzepte, Klinik und Forschung, 4, 4, 1990, S. 184–192.
  • E. Geissner, C. Dalbert, A. Schulte. Möglichkeiten der Bestimmung affektiver und sensorischer Anteile der Schmerzempfindung. In: Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 12, 3, 1992, S. 145–162.
  • E. Geissner, G. Jungnitsch (Hrsg.): Psychologie des Schmerzes. Psychologie Verlags Union, Weinheim 1992, ISBN 3-621-27125-2.
  • E. Geissner, J. Kagelmann (Hrsg.): Magersucht und Bulimie. (= Themenheft Psychomed). Jg. 6, Heft 3, Quintessenz, München 1994. ISSN 0935-2937
  • W. Rief, W. Hiller, E. Geissner, M. Fichter. Hypochondrie – Erfassung und erste klinische Ergebnisse. In: Zeitschrift für Klinische Psychologie. 23, 1, 1994 S. 34–42. (Abdruck der Fragebogen-Items)
  • E. Geissner: Die Schmerzempfindungs-Skala SES – Manual und Testmappe. Hogrefe – Verlag für Psychologie, Göttingen 1996, ISBN 3-8017-0972-8.
  • M. Fels, E. Geissner: Neglect-Test NET: Ein Verfahren zur Erfassung visueller Neglect-phänomene – Manual und Testmaterial. Hogrefe, Göttingen 1996.
  • B. Kröner-Herwig, C. Franz, E. Geissner (Hrsg.): Praxisfeld Schmerztherapie: Psychologische Behandlung chronischer Schmerzsyndrome. Thieme, Stuttgart 1999, ISBN 3-13-117261-4.
  • E. Geissner, H. Flor (Hrsg.): Klinisch-psychologische Schmerzforschung. (= Themenheft Klinische Psychologie). Jg. 28, Heft 4. Hogrefe, Göttingen, 1999. ISSN 0084-5345
  • E. Geissner: Schmerzverarbeitung – Manual zum FESV: Fragebogen zur Erfassung der Schmerzverarbeitung. Hogrefe, Göttingen 2001, ISBN 3-8017-1486-1.
  • E. Geissner (Hrsg.): Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen bei Essstörungen. (= Themenheft Gesundheitspsychologie). Jg. 13, Heft 2. Hogrefe, Göttingen 2005. ISSN 0943-8149
  • N. Baltruschat, E. Geissner, M. Klein: Deutsche Version des Children of Alcoholics Screening Test (CAST). In: Suchttherapie. 8, 2007, S. 74–81. ISSN 1439-9903 (Abdruck des Fragebogens)
  • A. Neumann, H. Reinecker, E. Geissner. Erfassung von Metakognitionen bei Zwangsstörungen. In: Diagnostica. 56, 2, 2010, S. 108–118 (Abdruck der Skalen).
  • R. Rojas, E. Geissner, M. Hautzinger: „DAS18“, Form A und B: Entwicklung und psychometrische Überprüfung von zwei vergleichbaren Kurzversionen der Skala Dysfunktionaler Einstellungen. In: Diagnostica. 61, 4, 2014, S. 173–183. (darin Abdruck der Skalen)
  • R. Rosner, G. Pfoh, …, E. Geissner: Anhaltende Trauerstörung – Manuale für die Einzel- und Gruppentherapie. Hogrefe, Göttingen 2015, ISBN 978-3-8017-2435-1. www.hogrefe.com/de/shop
  • M. Brandstätter, G. Lumbeck, E. Geissner: Erfassung der Trauersymptomatik mit der deutschen Version des „Inventory of Complicated Grief (ICG-D)“. In: R. Rosner u. a.: Anhaltende Trauerstörung. Hogrefe, Göttingen 2015, S. 30–31 und S. 173. (Abdruck des Fragebogens)
  • E. Geissner, A. Hütteroth. Beck Anxiety Inventory deutsch – ein reliables, valides und praxisgeeignetes Instrument zur Messung klinischer Angst. In: Psychosomatik, Psychotherapie und medizinische Psychologie. 68, 3, 2018, S. 118–125.
  • E. Geissner, P. Ivert. Motivationale Faktoren in der Gruppenpsychotherapie am Beispiel Angst – So wichtig wie das Interventionsprogramm selbst. In: Psychotherapie. 24, 1, 2019, S. 252–268.
  • E. Geissner et al. Schulderleben bei Zwangspatienten. In: „Verhaltenstherapie“. 30, 3, 2020, S. 246–254. ISSN 1016-6262 (Abdruck des Schuldinduzierenden Szenario Tests SIT von L. Knechtl & E. Geissner).
  • Dito, englische Version (Fulltext): Guilt Experience in Patients with Obsessive-Compulsive Disorder. Online 12.11. 2019, DOI:10.1159/000503907. eISSN 1423-0402. (S. 1-9)
  • E. Geissner. Leitungsaufgaben in der (teil-)stationären Psychotherapie. In W. Rief, E. Schramm, B. Strauß, (Hrsg.). Psychologische Psychotherapie – Ein kompetenzorientiertes Lehrbuch. Elsevier, München 2021, S. 827–833, ISBN 978-3-437-22601-4 https://shop.elsevier.de/ – psychotherapie
  • E. Geissner. P. Ivert, M. Schmitt. Geeignete Messzeitpunkte in der Psychotherapieevaluation – Ein Vorschlag. In: „Verhaltenstherapie“. Serie Expert Discussion. 31, 3, 2021, S. 248 – 254. DOI:10.1159/000513949 https://www.karger.com/ – journal – online first.
  • Dito, englische Version (Fulltext): Proposal of Measurement Occasions for Unbiased Evaluation of Psychotherapy. Online 11.3.2021. DOI:10.1159/000514541 (S. 1 – 6).
  • E. Geissner, P. Ivert. Absicht und Ausführung im Prozess der Verhaltensänderung – am Beispiel Angstbehandlung. In: Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin, 42, 1, 2021, S. 5 – 19 (incl. Angstfragebogen „AAVA“ von P. Ivert & E. Geissner).
  • E. Geissner, S. Koch. Von A wie Angst bis Z wie Zwang – Störungsspezifische Messinstrumente zur Evaluation von Psychotherapie (Erwachsene). In: Psychotherapeutenjournal, 20, 4, 2021, S. 312 – 322. Plus ausführliches elektronisches Literatur-Supplement unter „psychotherapeutenjournal.de“ (ISSN 1611-0773) online.
  • E. Geissner, M. Schmitt. Fug und Unfug in der Auswertung von Psychotherapien – Tipps und Empfehlungen für die Praxis. In: Verhaltenstherapie und Psychosoziale Praxis, 55, 1, 2023, S. 95 - 108 (ISSN 0721-7234).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Roderer Verlag, Regensburg, 1988 (ISBN 3-89073-406-5; 365 S.). Katalog der Deutschen Nationalbibliothek https://d-nb.info/880908351. Abgerufen am 12. Mai 2023
  2. Psychologische Rundschau 1995, 46, 1, 73. Universitätsbibliothek Trier, z 1884. (nicht Online verfügbar)
  3. Psychologische Rundschau 1997, 48, 3, 253. Universitätsbibliothek Trier, z 1884. (nicht Online verfügbar)
  4. Psychologische Rundschau 2002, 53,1, 43. Hogrefe Verlag, eContent. Abgerufen am 12. Mai 2023
  5. Psychologische Rundschau 2004, 55, 1, 53. Hogrefe Verlag, eContent. Abgerufen am 12. Mai 2023
  6. Personen, auf psy.lmu.de
  7. VfkV.de/Institut/Personen – Dozenten, Supervisoren
  8. https://m.focus.de/gesundheit/news/die-neue-focus-aerzteliste-medizin-1-archivdokument@1@2Vorlage:Toter Link/m.focus.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  9. DGSP-ev.de/forschung/forschungspreis
  10. hogrefe.com/us/journal/european-journal-of-health-psychology#1+1