„Effektive Mikroorganismen“ – Versionsunterschied

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== Literatur ==
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* Barbara Amon, Vitaliy Kryvoruchko, Martina Fröhlich & Thomas Amon: ''Einfluss von "Effektiven Mikroorganismen" auf Ammoniak-, Lachgas- und Methanemissionen und auf das Geruchsemissionspotential während der Lagerung von Schweineflüssigmist und -festmist.'' Bericht der Universität für Bodenkultur Wien im Auftrag der Multikraft GmbH, 2004 ([http://www.multikraft.at/01051/pdf/endbericht_schwein_lagerung4.pdf PDF])
* Kayamba Ndona: ''Einfluss einer Effektiven Mikroorganismen-Behandlung als Pflanzenstärkungsmittel auf Qualitätsparameter von Tomaten im Geschützten Anbau'' Dissertation im Auftrag der Universität für Bodenkultur Wien, 2008 ([http://www.multikraft.at/01051/pdf/Testung%20von%20EM%20PUBLIKATION_korrigiert2.pdf PDF])
* Kayamba Ndona: ''Einfluss einer Effektiven Mikroorganismen-Behandlung als Pflanzenstärkungsmittel auf Qualitätsparameter von Tomaten im Geschützten Anbau'' Dissertation im Auftrag der Universität für Bodenkultur Wien, 2008 ([http://www.multikraft.at/01051/pdf/Testung%20von%20EM%20PUBLIKATION_korrigiert2.pdf PDF])
* Ernst Hammes & Gisela van den Höövel: ''EMLösungen.'' Verlag Eifelkrone, ISBN 3-937640-31-2
* Ernst Hammes & Gisela van den Höövel: ''EMLösungen.'' Verlag Eifelkrone, ISBN 3-937640-31-2

Version vom 11. April 2010, 16:19 Uhr

Effektive Mikroorganismen (von ihren Vertretern auch EM-Technologie genannt) ist die Bezeichnung für eine wissenschaftlich nicht anerkannte Methode der landwirtschaftlichen Bodenverbesserung und Pflanzenbehandlung durch Einbringen von bzw. Besprühen mit einer Mischung von Mikroorganismen. Diese Mischung besteht vor allem aus Milchsäurebakterien, Hefen und Nichtschwefelpurpurbakterien.

Konzept

Der japanische Agrarwissenschaftler Teruo Higa von der Ryukyu Universität auf Okinawa berichtete in den 1970er Jahren, dass eine Kombination von etwa 80 verschiedenen Mikroorganismen in der Lage sei, faulende (aus seiner Sicht lebensfeindliche) organische Substanz so zu beeinflussen, dass daraus ein lebensfördernder Prozess entstehe mit einer zusätzlichen Anreicherung mit Vitaminen, Enzymen und weiteren Wirkstoffen. Seine Mikroorganismenstämme nannte er Effektive Mikroorganismen. Higa befasste sich überwiegend mit Kulturen, die bei der Herstellung von milchsauren Lebensmitteln verwendet werden. Er lehrte die EM-Technologie an der Universität Ryukyu auf Okinawa, Japan.

Die vielfältigen Wirkungen erklärt Higa mit dem Dominanzprinzip: Es gebe drei Gruppen von Mikroben.

  • Positive Mikroben (Aufbauende/regenerative)
  • Negative Mikroben (Abbauende/degenerative)
  • Opportunistische Mikroben (Mitläufer)

Nach Higas Ansicht können die beiden ersten Gruppen dominant sein. Derjenigen dominanten Gruppe, die in der Überzahl ist, folgten die Opportunisten und unterstützen deren Wirkung. Das heißt, ob Fäulnis oder aufbauende Prozesse ablaufen, werde von einer mengenmäßig kleinen Gruppe von Mikroorganismenarten bestimmt. Daher könne man mit relativ kleinen Mengen an zusätzlich zugeführten Mikroorganismen die Prozessrichtung in einem Milieu (Boden, Wasser, Luft, Darm, usw.) festlegen. Da die von Higa genannten Effektiven Mikroorganismen von ihm als dominant regenerativ angesehen werden, könnten mit ihrer Hilfe natürliche Milieus günstig beeinflusst werden.

Bestandteile

Szymanski und Patterson geben folgende Bestandteile an:[1]

Es gibt weltweit zwei Produzenten von so genannten EM-Seeds. Eine Firma hat ihren Sitz in Japan (Okinawa), die andere in den USA (Kansas City). Aus diesen so genannten Seeds stellen diese Produzenten sowie ihre autorisierten Vertragspartner weltweit so genannte EM-Mutterkulturen her. Es gibt Unterschiede der Seeds in der Art und Zusammensetzung der Organismen.

Eine der Haupt-EM-Mutterkulturen des amerikanischen Produzenten enthält folgende Organismen: *Bacillus subtilis, *Bifidobacterium animalis,*Bifidobacterium bifidum, *Bifidobacterium longum, *Lactobacillus acidophilus, *Lactobacillus bulgaricus, *Lactobacillus casei, *Lactobacillus delbrueckii, *Lactobacillus fermentum, *Lactobacillus plantarum, *Lactococcus diacetylactis, *Lactococcus lactis, *Rhodopseudomonas palustris, *Saccharomyces cerevisiae, *Streptococcus thermophilus.

Eine weitere Haupt-EM-Mutterkultur des amerikanischen Produzenten enthält folgende Organismen: *Bacillus subtilis var. natto, *Bifidobacterium animalis, *Bifidobacterium bifidum, *Bifidobacterium longum, *Lactobacillus acidophilus, *Lactobacillus buchneri, *Lactobacillus bulgaricus, *Lactobacillus casei, *Lactobacillus delbrueckii, *Lactobacillus plantarum, *Lactococcus diacetylactis, *Lactococcus lactis, *Rhodopseudomonas palustris, *Rhodopseudomonas sphaeroides, *Saccharomyces cerevisia, *Streptococcus thermophilus.

Der europäische Lizenznehmer und Generalimporteur des amerikanischen EM-Seeds-Produzenten hat seinen Sitz in Deutschland. Seine EM-Produkte stehen auf der so genannten Betriebsmittel-Liste des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau.

Anwendungen

Effektive Mikroorganismen werden im Gieß- oder Spritzwasser ausgebracht. Sie sollen laut EM-Werbung im Boden, im Wasser und in der Abfallbehandlung kostengünstig "die Prozesse steuern" können. Statt Fäulnisprozessen entstünden anaerobe Verwesungsprozesse. Das unterstütze das Pflanzenwachstum, verbessere die Futtermittelsilage und die Zusammensetzung der Gülle, verdränge unter bestimmten Umständen Schädlinge etc.

Auch Spül-, Wasch- und Putzmittel sowie Getränke, Brote und Kosmetikprodukte, denen ein gesundheitsfördernder Effekt nachgesagt wird und die mit Hilfe von EM produziert werden, sind auf dem Markt. Auch angeblich wasseraktivierende EM-Keramiken werden angeboten. EM-Präparate und Anwendungsseminare für Landwirte, Gärtner, Haus- und Kleingärtner und Teichbesitzer werden von zahlreichen Verkaufsstellen und im Versandhandel angeboten. In Deutschland gibt es zwei EM-Produzenten.

EM wird in Deutschland als „Bodenhilfsstoff“ gemäß § 1 Düngemittelgesetz eingestuft, das heißt, es dürfen in der Landwirtschaft nur zugelassene Präparate ausgebracht werden.

Die Brauerei Neumarkter Lammsbräu setzt effektive Mikroorganismen in nahezu allen Betriebsabläufen ein. So werden z. B. die Abfallprodukte der Bier- und Malzerzeugung mit EM fermentiert und in Tierfutter- und Bodenverbesserungsmittel umgewandelt. Außerdem werden EM als Reiningungsmittel in der Brauerei eingesetzt.[2]

Literatur

  • Kayamba Ndona: Einfluss einer Effektiven Mikroorganismen-Behandlung als Pflanzenstärkungsmittel auf Qualitätsparameter von Tomaten im Geschützten Anbau Dissertation im Auftrag der Universität für Bodenkultur Wien, 2008 (PDF)
  • Ernst Hammes & Gisela van den Höövel: EMLösungen. Verlag Eifelkrone, ISBN 3-937640-31-2
  • Teruo Higa: Eine Revolution zur Rettung der Erde. 6. Auflage, OLV Verlag, Xanten 2004, ISBN 3-922201-35-0
  • ders.: Die wiedergewonnene Zukunft. 2. Auflage, OLV Verlag, Xanten 2004, ISBN 3-922201-42-3
  • ders.: Effektive Mikroorganismen. OLV Verlag, Xanten 2005, ISBN 3-922201-49-0
  • ders.: Neues Leben aus fermentierten Küchenabfällen. OLV Verlag 2007, ISBN 978-3-922201-63-2
  • Anne Lorch: EM Eine Chance für unsere Erde. OLV Verlag, Xanten 2006, ISBN 3-922201-61-X
  • Franz Peter Mau: EM. Goldmann 2002, ISBN 3-442-14227-X
  • Claudia Rackl: Praktische Erfahrungen mit effektiven Mikroorganismen (EM) in Pflanzenbau und Tierhaltung. Diplomarbeit an der Fachhochschule Weihenstephan, Fachbereich Land- und Ernährungswirtschaft, 2006 PDF,; 1,77 MB)
  • U. R. Sangakkara: The technology of effective microorganisms: Case studies of application. Royal Agricultural College, Cirencester (UK) 2002
  • Nathan Szymanski & Robert A. Patterson: Effective microoganisms and wastewater systems. In: R. A. Patterson & M. J. Jones: Future Directions for On-site Systems. Best Management Practice Proceedings of On-site ’03 Conference. Lanfax Laboratories, Armidale 2003, ISBN 0-9579438-1-4, S. 347–354 (PDF)
  • Shigeru Tanaka: EM-X. 2. Auflage. OLV Verlag, Xanten 2004, ISBN 3-922201-41-5
  • ders.: Fit und vital mit Antioxidanzien. OLV Verlag, Xanten 2005, ISBN 3-922201-55-5

Fußnoten

  1. Nathan Szymanski & Robert A. Patterson: Effective microoganisms and wastewater systems. In: R. A. Patterson & M. J. Jones: Future Directions for On-site Systems. Best Management Practice Proceedings of On-site ’03 Conference. Lanfax Laboratories, Armidale 2003, ISBN 0-9579438-1-4, S. 347–354
  2. Barbara Matthias: Mikroben als Nützlinge. In: Bauernzeitung. 44. Woche 2006, S. 44 f. (PDF)