Elisabeth Wolff (Bildhauerin)
Elisabeth Wolff (verheiratete Furth oder Wolff-Furth[1]), geborene Ledermann, (* 22. November 1898 in Berlin[2]; † Februar 1977 in Melbourne, Australien[3]) war eine aus dem NS-Staat Deutschland nach England emigrierte jüdische deutsch-englische Bildhauerin.
Leben und Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Elisabeth Ledermann kam aus einer Berliner jüdischen bürgerlichen Familie, ihre Eltern waren der Kaufmann Karl Ledermann und seine Ehefrau Emanuela geb. Fischel.[2]
Elisabeth nahm in Berlin privaten Bildhauer-Unterricht bei Walter Schott. Als eine der ersten Frauen, die ab 1920 an der Akademie der Bildenden Künste München zugelassen wurden, wurde sie Meisterschülerin von Joseph Wackerle, und sie erhielt den Gesellenbrief als Bildhauerin. 1920 heiratete sie in Berlin den jüdischen Rechtsanwalt Harry Elkan Wolff (1881 Gera – 1944 KZ Bergen-Belsen[4]). Die Ehe wurde 1935 in Berlin wieder geschieden.[5]
Ende der 1920er Jahre richtete sich Elisabeth Wolff in Berlin ein Atelier ein. Für 1930 ist sie in der Schöneberger Mühlenstraße 11 nachgewiesen.[6]
Elisabeth Wolff schuf vor allem Porträtbüsten und figürliche, oft abstrakte, Arbeiten in Stuck, Keramik, Messing und Bronze. In den 1920er-Jahren wurde sie durch ihre Kleinplastiken und Porträtbüsten bekannt. Aus Katalogen und Zeitschriften sind dem Jüdischen Museum Berlin mehr als zwanzig ihrer Werke bekannt. Diese gelten jedoch bis auf die Bronze-Statuette Schreitendes Mädchen, die 1987 dem Museum anvertraut wurde, als verschollen. Diese Statuette hatte Elisabeth Wolff für die Zeitung des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens als Wanderpreis für das Sportfest des Reichsausschusses der jüdischen Jugendverbände geschaffen. Belegt ist seine Vergabe 1934.[7]
Elisabeth Wolff stellte außer in Deutschland auch in England aus, so um 1932 in der Londoner Claridge Gallery.[8] Ab 1934 war sie regelmäßig auf der jährlichen Ausstellung der Royal Academy of Arts vertreten.
Als im nationalsozialistischen Deutschland die Gefährdung der jüdischen Bürger immer bedrohlicher wurde, emigrierte Elisabeth Wolff nach London. Nach ihrer Scheidung 1935 hatte sie Ernest Marcus Furth (1894–1983) geheiratet. Die Eheleute waren 1939 im Londoner Stadtteil Hampstead registriert, Ernest Furth als Büroangestellter und Elisabeth als Hausfrau.[9] Im August 1948 emigrierten sie von dort aus nach Australien.[10] Sie lebten zuletzt in Melbourne. Im Wählerverzeichnis von Brighton 1967 ist Elisabeth Furth noch als Bildhauerin verzeichnet.[11] Sie starb 1977 im Alter von 78 Jahren und wurde am 15. Februar 1977 auf dem Springvale Botanical Cemetery in Melbourne eingeäschert.[3][12] 1983 starb Ernest Furth, seine Asche wurde auf dem gleichen Friedhof ausgestreut.[13][14]
Weitere Ausstellungen (unvollständig)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1928: Berlin, Modeatelier „Grete“ am Kurfürstendamm (Einzelausstellung)
- 1934: Breslau, Waisenhaus („Jüdische Künstler in Deutschland aus Vergangenheit und Gegenwart“)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wolff, Elisabeth. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 36: Wilhelmy–Zyzywi. E. A. Seemann, Leipzig 1947, S. 195 (biblos.pk.edu.pl).
- Wolff, Elisabeth. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 5: V–Z. Nachträge: A–G. E. A. Seemann, Leipzig 1961, S. 162 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
- Hedwig Brenner: Jüdische Frauen in der bildenden Kunst. II. Hrsg.: Erhard Roy Wiehn. Hartung-Gorre Verlag, Konstanz 2004, ISBN 3-89649-913-0, S. 352.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Jutta Vincent: Identity and Image. Refugee Artists from Nazi Germany in Britain. 1933 – 1945. VDG Verlag, 2006, S. 279
- ↑ a b Geburtsurkunde Nr. 1202 vom 3. Dezember 1898, Standesamt Berlin I, II. In: ancestry.de (kostenpflichtig). Abgerufen am 27. Juli 2023.
- ↑ a b Family Notices / Death. In: The Australian Jewish News. Melbourne 18. Februar 1977, S. 28 (gov.au).
- ↑ Sterbeurkunde Nr. VIII/176 vom 15. November 1944, Lagerstandesamt Bergen-Belsen. In: ancestry.de (kostenpflichtig). Abgerufen am 27. Juli 2023.
- ↑ Heiratsurkunde Nr. 835 vom 12. Juli 1920, Standesamt Charlottenburg I (mit Scheidungsvermerk). In: ancestry.de (kostenpflichtig). Abgerufen am 27. Juli 2023.
- ↑ Dresslers Kunsthandbuch. Zweiter Band. Verlag Karl Curtius, Berlin, 1930
- ↑ Elisabeth Wolffs Skulptur »Schreitendes Mädchen«. Abgerufen am 25. Juli 2023.
- ↑ German sculptor Elisabeth Wolff with a sculptur she has created.... Abgerufen am 25. Juli 2023.
- ↑ Register für England und Wales, 1939. Abgerufen am 27. Juli 2023 (englisch).
- ↑ UK and Ireland, Outward Passenger Lists, 1890-1960. In: ancestry.de (kostenpflichtig). Abgerufen am 27. Juli 2023 (englisch).
- ↑ Australische Wählerlisten, Brighton 1967. In: ancestry.de (kostenpflichtig). Abgerufen am 27. Juli 2023 (englisch).
- ↑ Southern Metropolitan Cemeteries Trust (SMCT): Elizabeth Wolff-furth - Deceased Search - Southern Metropolitan… Abgerufen am 27. Juli 2023 (englisch).
- ↑ Family Notices / Death. In: The Australian Jewish News. Melbourne 2. Dezember 1983, S. 34 (gov.au).
- ↑ Southern Metropolitan Cemeteries Trust (SMCT): Ernest Furth - Deceased Search - Southern Metropolitan Cemeteries… Abgerufen am 27. Juli 2023 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Wolff, Elisabeth |
ALTERNATIVNAMEN | Ledermann, Elisabeth (Geburtsname); Furth, Elisabeth (Ehename); Wolff-Furth, Elisabeth (Ehename) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-englische Bildhauerin |
GEBURTSDATUM | 22. November 1898 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | Februar 1977 |
STERBEORT | Melbourne, Australien |