Erich Martini (Mediziner, 1867)

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Erich Martini (* 3. März 1867 in Neuenburg, Kreis Schwetz, Westpreußen; † 23. Juli 1953 in Bogotá) war ein deutscher Sanitätsoffizier.[1][2][3][4]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sohn von Karl Martini, Landgerichtsdirektor in Lissa (Provinz Posen), (1834–1915) und der Mutter Hedwig (1843–1930)[5] sowie Bruder von Wolfgang Martini absolvierte von Oktober 1881 bis Februar 1890 an der Kaiser-Wilhelms-Akademie in Berlin eine ärztliche Ausbildung.[6] 1897 bis 1899 war er an Bord der Falke in Samoa eingesetzt.[4] Ein Kommando führte ihn vom 1. Januar bis 31. März 1900 an das Hygienische Institut zu Berlin und vom März 1901 bis Ende Dezember 1904 an das Institut für Infektionskrankheiten. Von 1901 bis 1902 war er beauftragt, in Wilhelmshaven die Dock- und Werftarbeiter von Malaria freizuhalten. Bernhard Möllers zählt ihn zu den Schülern von Robert Koch.[7] 1907 wurde Martini ins deutsche Schutzgebiet Kiautschou kommandiert.[8] Dort war er bis zum Jahr 1910 Chefarzt des Marinelazaretts Tsingtau im Rang eines Marineoberstabsarztes.[9] 1910/11 war er an der Bekämpfung der Lungenpest in Schantung beteiligt. Ab 1911 war er wieder Vorstand der Bakteriologischen und Malaria-Untersuchungsstation in Wilhelmshaven.[4]

Martini wurde während des Ersten Weltkriegs als Kommissar für Fleckfieber bei der Zivilverwaltung in Polen eingesetzt. Sein Dienstrang dort war der eines Marinegeneraloberarztes (Fregattenkapitän), den er seit dem 10. April 1911 führte, und der Standort Włocławek. Er wurde am 27. April 1921 unter der gleichzeitigen Beförderung mit dem Charakter eines Marinegeneralarztes (Kapitän zur See) aus der Reichsmarine entlassen.[10] Im Jahr 1921 stellte die kolumbianische Regierung Martini ein, um die Kampagne zur Bekämpfung der Lepra zu bewerten. Martini erklärte die Krankheit für hochinfektiös und rechtfertigte damit strikte Isolierungsmaßnahmen. Dem widersprach (wider besseres Wissen) der kolumbianische Arzt Carlos Esguerra.[11] Später arbeitete er in einem Labor in Bogotá über Gelbfieber.[12]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Untersuchungen über die Lungenpest, 1901/02
  • Arbeiten der Malariaverhütung zu Wilhelmshaven, 1901/03
  • Untersuchungen über die Tsetsekrankheit und Schlafkrankheit, 1901/05
  • Untersuchungen über die Ruhr in ihren verschiedenen Formen, mit besonderer Berücksichtigung Ostasiens, 1907/11
  • Untersuchungen über die Surra der Philippineninseln, 1909
  • Experimenteller Beweis für die Artverschiedenheit der Piroplasmen und Trypanosomen, Manila 1909

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laut Wolfgang U. Eckart: Medizin und Kolonialimperialismus: Deutschland 1884-1945. Schöningh, Paderborn 1997, S. 473, war Erich Martini habilitiert und trug einen Professorentitel.
  2. Personendatensatz der Deutschen Nationalbibliothek
  3. Zeitschrift für tropenmedizin und parasitologie 5, Nr. 1, Januar 1954, S. 137.
  4. a b c Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon. Band 2. Quelle & Meier, Leipzig 1920, S. 518. (www.ub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de (Memento vom 10. Januar 2016 im Internet Archive) bei uni-frankfurt.de)
  5. Eintrag zu seinem Bruder Wolfgang Martini bei: Karl Otto Hoffmann: Martini, Wolfgang. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 301 f. (Digitalisat).
  6. Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon. Band 2. Quelle & Meier, Leipzig 1920, S. 518, kombiniert mit: Bernhard Möllers: Robert Koch. Persönlichkeit und Lebenswerk 1843–1910. Schmorl & von Seefeld Nachf., Hannover 1950, S. 392.
  7. Bernhard Möllers: Robert Koch. Persönlichkeit und Lebenswerk 1843–1910. Schmorl & von Seefeld Nachf., Hannover 1950, S. 392.
  8. Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon. Band 2. Quelle & Meier, Leipzig 1920, S. 518. Nach dieser Quelle hielt er sich 1909 in US-amerikanischen Diensten auf den Philippinen auf.
  9. Wolfgang U. Eckart: Medizin und Kolonialimperialismus: Deutschland 1884–1945. Schöningh, Paderborn 1997, S. 476. Der Autor beruft sich hier auf die Ranglisten der Kaiserlichen Marine 1899–1914.
  10. Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine, 1914–1918. Bearbeitung: Kontreadmiral a. D. Stoelzel, Berlin, Thormann & Goetsch 1930, S. 1361
  11. Diana Obregón: The anti-leprosy campaign in Colombia: the rhetoric of hygiene and science, 1920–1940. In: História, Ciências, Saúde-Manguinhos. Band 10, Supplement 1, 2003. Die übrigen Angaben zu Martini in diesem Artikel gehen auf eine Verwechslung mit Erich Martini (1880–1960) zurück.
  12. E. Martini: A comparison of the spirochete of yellow fever (Leptospira icteroides Noguchi) with the Leptospira of Weil's Disease. In: The Journal of experimental medicine. Band 47, Nummer 2, Januar 1928, S. 255–260, PMID 19869411, PMC 2131351 (freier Volltext).