Ernst-Adolf Chantelau

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Ernst-Adolf Chantelau (auch Ernst Chantelau, * 4. April 1948 in Bremen) ist ein deutscher Internist und Diabetologe.

Beruflicher Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chantelau studierte Medizin an der Freien Universität Berlin von 1969 bis 1975 und absolvierte anschließend die Facharztausbildung zum Arzt für Innere Medizin in Bremen, Bremerhaven, Holzminden und Düsseldorf. Am 1. November 1979 wurde er mit der Arbeit „Verlaufskontrollen des Seruminsulins nach 'Intensivstimulation' mit Glukose, Tolbutamid und Glukagon bei Altersdiabetikern“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster zum Dr. med. promoviert (Betreuung: Prof. Hellmut Otto). Von Dezember 1979 bis Oktober 2005 (Altersteilzeit) war er in der Krankenversorgung der Klinik für Stoffwechselkrankheiten und Ernährung der Universität Düsseldorf tätig. Die dortige Medizinische Fakultät akzeptierte am 7. November 1985 seine Habilitationsschrift „Diät-Liberalisierung bei Typ-1 Diabetes mellitus. Ein Ergebnis der intensivierten Insulintherapie“ (Betreuung: Prof. Michael Berger), verlieh ihm am 29. Januar 1987 die Venia legendi für das Fach Innere Medizin und ernannte ihn 1992 zum außerplanmäßigen Professor.[1][2]

Sein beruflicher Status war der eines Assistenzarztes; als solcher gründete er 1983 Deutschlands erste Ambulanz zur Diagnostik und Therapie des Krankheitsbildes 'diabetischer Fuß' und betrieb von 1985 bis 2005 vollumfänglich die Diabetesambulanz in der MNR-Klinik (Klinik für Medizin, Neurologie, Radiologie) der Universität Düsseldorf (Heinrich-Heine-Universität).[3] Er betreute 77 Doktorarbeiten und war als Autor bzw. Ko-Autor von 1978 bis 2022 an mehr als 300 medizinischen Publikationen beteiligt.[4]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er erhielt 1988 (zusammen mit Friedrich Luft) den Max-Rubner-Preis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung[5] und 2018 den Lifetime Achievement Award der Diabetic Foot Study Group (DFSG) der European Association for the Study of Diabetes (EASD).[6]

Hochschulpolitisches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chantelau engagierte sich in der akademischen Selbstverwaltung der Universität Düsseldorf, u. a. als Vertreter der wissenschaftlichen Mitarbeiter im Rat der Medizinischen Fakultät bzw. im Konvent (1985–1989). Auch gehörte er zeitweise dem Personalrat der wissenschaftlichen Mitarbeiter der Medizinischen Einrichtungen an. Er unterstützte aktiv die Benennung der Universität Düsseldorf nach Heinrich Heine. Auf ihn geht das Heine-Denkmal vor der Universitäts- und Landesbibliothek zurück.[7][8]

Gesundheitpolitisches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er initiierte 1990 für Assistenzärzte ein Schichtarbeitssystem zur Vermeidung von (großenteils unbezahlten) Überstunden, das im Bereich der Klinik für Stoffwechselkrankheiten und Ernährung praktiziert wurde und überregionale Beachtung fand.[9][10] Er hatte erheblichen Anteil an der Vorbereitung des Podologen-Gesetzes (beschlossen vom Bundestag am 4. Dezember 2001) und – zusammen mit Sanitätsrat Peter Sauermann (1939–2022), Dr. Ulrich Oesingmann, Dr. Gerhard Fleischner und Dr. Bertil Oser[11] – an der Einführung der verletzungsfreien podologischen Behandlung als Heilmittel (vergl. Maßnahmen der podologischen Therapie, Paragraph B 1. Deutsches Ärzteblatt 15.Juli 2002 Jahrgang 99, Heft 28–29, S. A-1995).

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den medizinischen Veröffentlichungen mit seiner Beteiligung sind 160 in der Datenbank PubMed verzeichnet.[12]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2008 ist er im Vorruhestand und lebt in Bremen. Von ca. 2016 bis 2022 erforschte er die nationalsozialistische Vergangenheit von Bremen-Farge und hielt darüber Vorträge.[13]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bestand UAD 7/61, Archiv der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
  2. Die Antrittsvorlesung, betitelt „Diätetik ohne Dogma“, hielt er am 19. Juni 1987 (Düsseldorfer Uni-Zeitung 1987, 16. Jahrgang Heft 3, S. 14)
  3. E.Chantelau: Die Diabetes-Ambulanz der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. In: B. Häussler und W.F. Schräder (Hrsg.): Kooperative Formen der ambulanten medizinischen Versorgung bei chronischen Erkrankungen. Institut für Gesundheits- und Sozialforschung GmbH. Schriftenreihe zur Strukturforschung im Gesundheitswesen. Band 25. IGES-Eigenverlag, Berlin 1997, ISBN 3-00-001898-0, S. 55–60.
  4. Verzeichnis der Veröffentlichungen, Universitätsarchiv Düsseldorf Sign. UAD 7/61
  5. Ernst A. Chantelau: Max Rubner–Preisträger 1988. Liberalisierung der Diät bei Typ-I-Diabetes mellitus–ein Ergebnis der intensivierten Insulintherapie. In: Ernährungs-Umschau. 36, Heft 2, 1989, S. 62–63.
  6. Anonymus: DFSG Life Time Achievement Award. Award Winners. Abgerufen am 31. Januar 2024.
  7. Alfons Houben: Wallfahrtsort für Heine-Fans ? Lebensgroßer “Heine” gestern beim Campusfest feierlich eingeweiht. In: Westdeutsche Zeitung/Düsseldorfer Nachrichten. Düsseldorf 17. Juni 1994.
  8. Anonymus: Denkmal mit Geschichte. Hugo Lederers Heine-Statue rekonstruiert. In: Düsseldorfer Uni-Zeitung. 23.Jahrgang, Nr. 4, 1994, S. 2.
  9. Anonymus: In zwei Schichten.Modellversuch zur Arbeitszeitverkürzung: Ärzte verzichten auf Überstunden-Bezahlung. In: Düsseldorfer Uni-Zeitung. 20. Jahrgang, Heft 2, 1991, S. 4–5.
  10. Anonymus: Schichtdienst für Ärzte. Neues Modell zur Arbeitszeitverkürzung. In: Rheinisches Ärzteblatt. 46. Jahrgang, Heft 16, 25. August 1991, S. 645–648.
  11. Sitzung am 31. Juli 2000 des Unterausschusses Heil- und Hilfsmittel des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen. Protokoll. Kassenärztliche Bundesvereinigung Köln.
  12. PubMed: Publikationen mit Beteiligung von Ernst-Adolf Chantelau. Abgerufen am 10. November 2023.
  13. Gabriela Keller. Bis in die eigene Familie. Farge in der NS-Zeit: Ernst-Adolf Chantelau hat die Ergebnisse seiner Recherche vorgelegt. Weser-Kurier/Die Norddeutsche 29. Januar 2019. EA Chantelau. Ein medizinischer Blick. Im Archivgespräch wird die medizinische Dimension der Farger Arbeitslager beleuchtet. Weser-Kurier/Die Norddeutsche 15. Juni 2022 S. 2