Erstürmung des Schwartauer Schlagbaumes
Die Erstürmung des Schwartauer Schlagbaumes war ein Ereignis im Vorfeld des Deutsch-Dänischen Krieges. Nachdem der Deutsche Bund am 7. Dezember 1863 eine Bundesexekution gegen die Herzogtümer Holstein und Lauenburg beschlossen hatte, waren preußische Truppen bei dessen Durchsetzung durch ein oldenburgisches Gebiet in Schleswig-Holstein marschiert und dabei auf den Widerstand Oldenburgs gestoßen.
Hintergrund und Ereignis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schwartau gehörte zum Fürstentum Lübeck, einem Landesteil Oldenburgs, das sich im Konflikt zwischen Dänemark und dem Deutschen Bund trotz eines eindeutigen Bundestagsbeschlusses als neutral verstand. Es lag an der Grenze zur Reichsstadt Lübeck – auf dem direkten Weg (über Eutin) nach Norden.
Bereits am 20. Dezember 1863 hatten preußische Truppen die territoriale Integrität des Großherzogtums Oldenburg verletzt, indem sie sich bis Anfang 1864 in Schwartau einquartierten und anschließend weitermarschierten. Auf Anweisung der Regierung in Eutin wurde der Schwartauer Schlagbaum für preußische Truppen geschlossen und vier (unbewaffnete) oldenburgische Soldaten an diesem positioniert.
Am 25. Januar 1864 wurde einem Quartiermacher eine entsprechende Protestnote der Regierung in Eutin übergeben. Am selben Tag erschienen preußische Truppen am Schlagbaum, verlangten vergeblich Einlass – und zerschlugen anschließend den niedergelassenen und verschlossenen Schwartauer Schlagbaum und nahmen anschließend Einquartierungen vor. Dieses wiederholte sich – da der Schlagbaum stets wieder instand gesetzt und verschlossen wurde – am 27. Januar (viermal), 28. Januar und am 29. Januar.
Durch die Einquartierungen (die u. a. auch in Pohnsdorf und Horsdorf, heute Teil von Stockelsdorf, erfolgten) und den Durchmarsch wurde die Neutralität des Großherzogtums Oldenburg missachtet.
In Schwartau selbst wurden die Truppen jedoch sehr freundlich empfangen – so wurden u. a. Bälle für die Soldaten veranstaltet – da das Fürstentum Lübeck eine Zollunion mit dem dänischen Holstein bildete und die Schwartauer damit der unbeliebten dänischen Zollkontrolle direkt an der Grenze zu Lübeck unterlagen.
Kulturelle Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Vorgänge wurden unter dem Titel Die Erstürmung des Schwartauer Schlagbaums von Hans Othipothi (bzw. „Okipoki“; vermutlich ein Pseudonym) vertont. Das Stück erlebte mehrere Auflagen.
Das Musikdrama umfasst sieben Sätze, die die Geschehnisse musikalisch darstellen:
- Das Retournieren der Quartiermacher
- Signal zum Generalmarsch
- Lauf der Soldaten zum Sammelplatz
- Ausmarsch der Sturm Colonnen aus Lübeck
- Aufforderung zum Öffnen des Chassebaumes
- Der Chausseebaum wird erstürmt
- Galopp nach Schwartau hinein
Der Schwartauer Schlagbaum wurde 1987 beim Abbruch des Hauses – bei dessen Erweiterung nach den o. g. Ereignissen verbaut wurde (u. a. von Max Steen) aufgefunden und befindet sich heute im Museum der Stadt Bad Schwartau. Dort befinden sich zwei Gemälde (eher einfacher Ausführung), die die Ereignisse darstellen – eines davon aus dem Jahr 1873 und stammt von dem Schwartauer Maler Hinrich Christian Suhling.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Georg Harders: Der Schwartauer Schlagbaum. In: Jahrbuch für Heimatkunde. Eutin 1982, S. 95–98.
- Otto Rönnpag: Der Schwartauer Schlagbaum (2). In: Jahrbuch für Heimatkunde. Eutin 1987, S. 102–103.
- Otto Rönnpag: Die Vorgänge an den Schwartauer Schlagbäumen 1864. In: Jahrbuch für Heimatkunde. Eutin 1990, S. 35–39.
- Klaus Langenfeld: Der historische Hintergrund zur Erstürmung des Schwartauer Schlagbaums. In: Jahrbuch für Heimatkunde. Eutin 2006, S. 76.
- Neues zum Schwartauer Schlagbaum (darin: Hildburg Schroeder, Julius Utesch: Einquartierung in Horsdorf am Vorabend des deutsch-dänischen Krieges 1864). In: Jahrbuch für Heimatkunde. Eutin 2006, S. 73–76.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Klaus Nentwig: Die Erstürmung des Schwartauer Schlagbaums – Eine musikalische Rarität. In: Jahrbuch für Heimatkunde. Eutin 2006, S. 74–75, online.
- Wöchentliche Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg, 1864