Estline

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Estline
Rechtsform
Gründung 1990
Auflösung 2001
Auflösungsgrund Insolvenz
Sitz Tallinn, Estland
Branche Schifffahrt
Website https://www.estline.ee/en

Die Estline (Eigenschreibweise EstLine) war eine 1990 gegründete Reederei mit Sitz in Tallinn, die mehrere Fährschiffe für den Liniendienst zwischen Estland und Schweden betrieb. Bekanntheit erlangte das Unternehmen durch den Untergang seines damaligen Flaggschiffs Estonia im September 1994, bei dem 852 Menschen ums Leben kamen. Nach dem Unglück bestand die Estline noch weitere sieben Jahre, ehe sie 2001 nach ihrer Insolvenz aufgelöst wurde.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Modell der Estonia in den Rumpffarben der Estline

Die Estline entstand 1990 und befand sich im gemeinsamen Besitz der Reeder Nordström & Thulin in Stockholm und dem staatlichen Unternehmen ESCO. Erstes Schiff der Reederei wurde die ursprünglich 1974 als Dana Regina in Dienst gestellte Nord Estonia. Die Estline besaß ein zehnjähriges Exklusivrecht für die Beförderung von Passagieren zwischen Tallinn und Stockholm.[1] In den folgenden Jahren betrieb die Reederei sowohl eigene Passagierfähren als auch gecharterte Einheiten (zumeist RoRo-Schiffe mit geringer Passagierkapazität).

Im Frühjahr 1993 wurde das einstige Flaggschiff Nord Estonia durch die größere und modernere Estonia von 1980 ersetzt. Am 28. September 1994 sank die Estonia aus bis heute ungeklärter Ursache in stürmischer See vor der Insel Utö, wobei 852 Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben kamen. Der Untergang der Estline-Fähre ist damit das schwerste Schiffsunglück Europas in der Nachkriegszeit. Als Ersatz wurde im Oktober 1994 die (bereits vor dem Unglück übernommene) Mare Balticum in Dienst gestellt, die zuvor aufgrund der Estonia-Katastrophe und einer ähnlichen Konstruktionsweise ihres Bugvisiers umgebaut wurde.[2]

Nach dem Untergang der Estonia wurde die Rumpffarbe der Estline-Schiffe von Weiß auf einen dunklen Blauton umgeändert. Auf dem Rumpf der Fähren stand anstatt des Namens der Reederei fortan nur noch die Bezeichnung Tallinn Stockholm. 1998 zog sich der bisherige Miteigentümer Nordström & Thulin aus dem Geschäft zurück, wodurch die Estline nun eine rein estnische Reederei war. Ab Dezember 2000 geriet das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten, nachdem es das Exklusivrecht zur Beförderung von Passagieren auf seiner Stammroute verlor und nun die Reederei Tallink den Fährbetrieb zwischen Tallinn und Stockholm übernahm. Am 1. Januar 2001 stellte die Estline den Betrieb ein. Im Juli 2001 folgte die Insolvenz und die spätere Auflösung der mittlerweile stark verschuldeten Reederei.[3][4]

Von den früheren im Besitz der Estline befindlichen Schiffen ist die Regina Baltica, von 1996 bis 2000 Flaggschiff der Reederei, die letzte noch existierende Einheit.[5]

Flotte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eigene Schiffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Name Tonnage Werft Anmerkungen
1990 (1974) Nord Estonia 12.192 BRT Aalborg Værft, Aalborg ab 1993 an die Larvik Line verchartert, 1994 verkauft, 2014 in Aliağa abgewrackt.
1993 (1980) Estonia 15.566 BRT Meyer Werft, Papenburg am 28. September 1994 vor Utö gesunken.
1994 (1979) Mare Balticum 11.671 BRT Meyer Werft, Papenburg ab 1996 an Hansatee Shipping verchartert, 2021 in Alang abgewrackt.
1996 (1980) Regina Baltica 13.878 BRT Wärtsilä, Turku 2000 an Tallink, in Fahrt.
1997 (1973) Baltic Kristina 12.281 BRT Wärtsilä, Turku 2000 an Tallink, 2021 in Alang abgewrackt.
Quelle: [6]

Gecharterte Schiffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Name Tonnage Werft Anmerkungen
1992 (1981) Maersk Friesland 1.596 BRT Amels, Makkum bis 1993 von der Norfolk Line gechartert, 2017 in Aliağa abgewrackt.
1994 (1977) Cap Canaille 1.576 BRT Soc. Nouvelle des At. & Ch. du Havre, Le Havre 1994 von Delom gechartert, als Monarch Countess in Fahrt.
1994 (1972) Donata 6.736 BRT Nystads Varv, Uusikaupunki 1994 von Deseos gechartert, 2000 in Aliağa abgewrackt.
1995 (1977) Bore Song 8.188 BRT Rauma-Repola Oy, Rauma 1995 von Oy Retig gechartert, 2011 in Aliağa abgewrackt.
1995 (1977) Nord Neptunus 3.455 BRT Österreichische Schiffswerften AG, Linz bis 1997 von Nordström & Thulin gechartert, 1998 bis 1999 als Neptunia erneut an Estline verchartert, 2007 in Aliağa abgewrackt.
1996 (1978) Cap Afrique 1.583 BRT Tokushima Zosen Sangyo, Komatsujima 1996 von Delom gechartert, 2007 nach Brand in Aliağa abgewrackt.
1996 (1992) Parchim 8.157 BRT Brodogradilište, Rijeka 1996 von Swan Marine Shipping gechartert, als Trans Carrier in Fahrt.
1997 (1985) Bolero 10.243 BRT Mathias-Thesen-Werft, Wismar 1997 von Compania de Navigatie Romline gechartert, als Lodbrog in Fahrt.
2000 (1972) Transest 2.386 BRT Hollming Oy, Rauma 2000 von ESCO gechartert, 2006 in Alang abgewrackt.
Quelle: [7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Micke Asklander: Estline. In: Fakta om Fartyg. Abgerufen am 5. Februar 2024 (schwedisch).
  2. MS MARE BALTICUM. In: Estline. Abgerufen am 5. Februar 2024 (englisch).
  3. HISTORY. In: Estline. Abgerufen am 5. Februar 2024 (englisch).
  4. Aleksei Gunter: Estline sinks in sea of red ink. In: The Baltic Times. 9. August 2001, abgerufen am 7. Februar 2024 (englisch).
  5. Micke Asklander: M/S VIKING SONG. In: Fakta om Fartyg. Abgerufen am 5. Februar 2024 (schwedisch).
  6. BOATS. In: Estline. Abgerufen am 6. Februar 2024 (englisch).
  7. RO-PAX VESSELS. In: Estline. Abgerufen am 6. Februar 2024 (englisch).