Euphrosine ou Le tyran corrigé

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Operndaten
Titel: Euphrosine oder Der bekehrte Tyrann
Originaltitel: Euphrosine, ou Le tyran corrigé

Titelblatt der Partiturausgabe, Paris 1791

Form: Opéra-comique in fünf Akten
Originalsprache: Französisch
Musik: Étienne-Nicolas Méhul
Libretto: François-Benoît Hoffman
Literarische Vorlage: Conradin (Verfasser unbekannt)
Uraufführung: 4. September 1790
Ort der Uraufführung: Comédie-Italienne in Paris
Spieldauer: ca. 2 Stunden[1]
Ort und Zeit der Handlung: Die Provence zur Zeit der Kreuzzüge
Personen
  • Coradin, Feudalherr (Haute-contre)[1]
  • Euphrosine, sein Mündel (Sopran)
  • Léonore, Euphrosines Schwester, ebenfalls Coradins Mündel (Sopran)
  • Louise, Euphrosines Schwester, ebenfalls Coradins Mündel (Sopran)
  • Alibour, Arzt (Bariton)
  • die Gräfin von Arles, Coradins ehemalige Verlobte (Mezzosopran)
  • Caron (Haute-contre, in der 3. Fassung)
  • eine alte Bauersfrau (Sopran)
  • ein Bauer (Sprechrolle)
  • ein Tamburinspieler (Sprechrolle)
  • ein Wächter (Sprechrolle)
  • Coradins Hofstaat, Bauern, Wachen, Soldaten (Chor)

Euphrosine, ou Le tyran corrigé (deutscher Titel: Euphrosine oder Der bekehrte Tyrann) ist eine Opéra-comique (Originalbezeichnung: comédie mise en musique) in ursprünglich fünf Akten des französischen Komponisten Étienne-Nicolas Méhul. Das Libretto stammt von François-Benoît Hoffman und basiert auf dem anonym veröffentlichten Roman Conradin aus dem ersten Band der Bibliothèque universelle de romans vom Juli 1780. Die Uraufführung fand am 4. September 1790 in der Comédie-Italienne in Paris statt. Eine vieraktige Zweitfassung wurde dort nur eine Woche später, am 11. September 1790, gezeigt, eine dritte Fassung in drei Akten am 31. Oktober 1790 und eine vierte Fassung mit neuem dritten Akt am 13. August 1791.

Die Oper spielt zur Zeit der Kreuzzüge, also im Mittelalter, in der Provence. Die drei Schwestern Euphrosine, Léonore, und Louise leben als Waisenkinder unter der Obhut des tyrannischen Gutsherren Coradin. Euphrosine will Coradin heiraten und hofft dadurch, dessen Charakter bessern zu können. Die eifersüchtige Gräfin von Arles hintertreibt diesen Plan, hetzt Coradin gegen Euphrosine auf und bittet ihn, die Rivalin zu vergiften. Diese wird aber rechtzeitig gewarnt. Sie stellt sich tot und täuscht somit vor, die Vergiftung hätte ihr Ziel erreicht. Coradin, der nun glaubt, tatsächlich für den Tod Euphrosines verantwortlich zu sein, überkommt nun ein Gefühl der Reue und des Bedauerns. Aus Verzweiflung plant er nun seinen eigenen Selbstmord. Plötzlich tritt zu Coradins Erstaunen und Freude die lebendige und gesunde Euphrosine in den Raum. Sie vergibt ihm, und beide können nun wie ursprünglich geplant heiraten.

Die Orchesterbesetzung der Oper enthält die folgenden Instrumente:[1]

Weitere Anmerkungen

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Titelblatt des Librettos, Lüttich 1794 oder 1795

Euphrosine ou le Tyran corrigé war die erste Oper des Komponisten, die zur Aufführung gelangte. Tatsächlich war aber sein zweites aufgeführtes Werk Cora bereits vorher komponiert worden. Aber die Proben verzögerten sich, und es ergab sich, dass Euphorosine noch vor Cora uraufgeführt wurde.

Die Sänger der Uraufführung am 4. September 1790 in der Comédie-Italienne in Paris waren Philippe (Coradin), Jeanne Charlotte Saint-Aubin (Euphrosine), Jean-Pierre Solié (Alibour), Mme. Desforges (Gräfin), Rose Gontier (Bauersfrau), Rose Renaud (Léonore) und Sophie Renaud (Louise). Die Uraufführung war ein großer Erfolg. Nach 32 Aufführungen der drei ersten Fassungen gab es noch zu Lebzeiten des Komponisten mehr als 150 Aufführungen der vierten Fassung. Sie wurde an der Pariser Opéra-Comique noch bis 1829 gespielt.[1] Bei der Wiederaufnahme am 22. August 1795 erhielt sie den Titel Euphrosine et Coradin.[2] Selbst der damals sehr beliebte Komponist André-Ernest-Modeste Grétry fand lobende Worte.

Das Werk wurde in den folgenden Jahren vom Komponisten mehrfach revidiert. Méhul gefiel die ursprüngliche Mischung aus Komödie und Tragödie nicht. Er mochte beide Richtungen, aber sie durften nach seinem Geschmack nicht in einem Werk vermischt werden. Aus diesem Grund wurden die erwähnten Änderungen vorgenommen. Das Werk selbst entstand in der Frühphase der Französischen Revolution. Die Handlung, zumindest der Teil der Bezähmung eines tyrannischen Charakters, hat daher zeitgenössischen Bezug. Damals glaubte man noch, den französischen König vom Absolutismus zu einer konstitutionellen Monarchie bewegen zu können. Die Oper selbst war im frühen 19. Jahrhundert bei den Romantikern sehr beliebt. Hector Berlioz schätzte das Werk sehr und hielt es für das Meisterstück des Komponisten. Das Libretto von Gioachino Rossinis 1821 uraufgeführter Oper Matilde di Shabran basiert auf diesem Werk.[3]

  • Elizabeth C. Bartlet: Euphrosine ou Le Tyran corrigé. In: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Band 4: Werke. Massine – Piccinni. Piper, München/Zürich 1991, ISBN 3-492-02414-9, S. 33.
  • Euphrosine et Coradin, ou Le tyran corrigé. In: Robert Ignatius Letellier: Opéra-Comique. A Sourcebook. Cambridge Scholars Publishing, Newcastle upon Tyne 2010, ISBN 978-1-4438-2140-7, S. 545–546.
  • Euphrosine ou Le Tyran corrigé. In: Nicole Wild, David Charlton: Théâtre de l’Opéra-Comique Paris. Répertoire 1762–1927. Margada, Sprimont 2005, ISBN 2-87009-898-7, S. 243.
  • Winton Dean: French opera. In Gerald Abraham (Hrsg.): The New Oxford History of Music Band 8: The Age of Beethoven 1790–1830. Oxford University Press, 1988.
  • Edward Joseph Dent: The Rise of Romantic Opera. Cambridge University Press, 1979
  • Amanda Holden (Hrsg.): The Viking Opera Guide. Viking, London/New York 1993, ISBN 0-670-81292-7, S. 643.
  • Adélaïde de Place: Étienne Nicolas Méhul. Bleu Nuit Éditeur, 2005.
Commons: Euphrosine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Elizabeth C. Bartlet: Euphrosine ou Le Tyran corrigé. In: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Band 4: Werke. Massine – Piccinni. Piper, München/Zürich 1991, ISBN 3-492-02414-9, S. 33.
  2. Euphrosine ou Le Tyran corrigé. In: Nicole Wild, David Charlton: Théâtre de l’Opéra-Comique Paris. Répertoire 1762–1927. Margada, Sprimont 2005, ISBN 2-87009-898-7, S. 243.
  3. Herbert Weinstock: Rossini – Eine Biographie. Übersetzt von Kurt Michaelis. Kunzelmann, Adliswil 1981 (1968), ISBN 3-85662-009-0, S. 123.