Evangelische Pfarrkirche Ramsau am Dachstein

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Außenansicht gegen Dachsteinsüdwand

Die Evangelische Pfarrkirche Ramsau am Dachstein befindet sich in der Ennstaler Gemeinde Ramsau am Dachstein.

Konfessionsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ramsau bekannte sich schon im 16. Jahrhundert zum evangelischen Glauben. Sächsische Knappen, die in Schladming arbeiteten, brachten den Einwohnern lutherische Bücher und Schriften. Als Schladming als Strafe aufgrund der Bauernrevolte zerstört wurde, wuchs die Abneigung gegen die dort überwiegende römische Kirche sowie gegen die Staatsmacht. Die Reformation wurde mit aller Härte von dem herrschenden, streng katholischen Habsburgerhaus verhindert. Von dort an mussten sich die Menschen zum katholischen Glauben bekennen, was von der Religionskommission überwacht wurde. Trotzdem hörten die Menschen nicht auf, die lutherische Bibel zu lesen und von dem evangelischen Glauben überzeugt zu sein. Man veranstaltete heimlich Andachten und schmuggelte Luther-Bibeln nach Ramsau.

Nach der Verkündung des Toleranzpatentes von Kaiser Joseph II. im Jahr 1781 bekannten sich fast die gesamten Einwohner zum evangelischen Glauben und gründeten 1782 die erste steirische Toleranzgemeinde mit dem Süddeutschen Samuel Carl Tobias Hirschmann als Prediger. 1783 wurde das Bethaus errichtet.[1]

Bet- und Pfarrhaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Unstimmigkeiten über die Platzwahl des Bethauses legte 1783 das Judenburger Kreisamt den Bauplatz fest. Der Bau geschah noch in demselben Jahr. Das Haus war innen zweigeteilt. Im Obergeschoß lag der Betsaal, darunter befanden sich bis 1795 Schule und Lehrwohnung, im östlichen Teil des Hauses die Pfarrerwohnung und Kanzlei samt Nebenräumen.

Die zentrale Lage und Größe des Bethauses ließen die Bedeutung der evangelischen Kirche gegenüber der vorher dominanten katholischen Kirche in Ramsau erkennen.

Kirchenbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eingang

1871 wurde bereits der Bau einer Kirche beschlossen, aber erst 1886 vom damaligen Pfarrer Carl Hilpert umgesetzt. Über den deutschen Verein christlicher Kunst beauftragte die Gemeinde den Nürnberger Architekten Hans Kieser (1853–1925), dem Erbauer der dortigen Christuskirche,[2] mit der Planung. Er entwarf eine späthistoristische, vorwiegend neoromanische Kirche, die mit kleinen Veränderungen akzeptiert wurde. Der Besitzer des Pehabgutes stellte ein geeignetes Grundstück zur Verfügung, welches nicht weit vom Bethaus entfernt lag. Am 8. September 1888 begann der schwierige und aufwendige Bau der Kirche mit der Grundsteinlegung. Die Kirche wurde durch freiwillige Arbeitsleistung und finanzielle Opfer nach fast sieben Jahren Bauzeit am 15. August 1895 eröffnet.[3] Seitdem wurde sie schon mehrmals als schönste evangelische Kirche der Steiermark bezeichnet.

Baubeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche liegt leicht erhöht im Ortskern. Sie erhebt sich auf einem Kreuzgrundriss und orientiert sich mit ihrem Westturm und ostseitiger Choranlage am „Eisenacher Regulativ“ von 1861. Durch die Mischung von rau verputzten Wänden und Natursteinelementen an den Gliederungen sowie Rundbogenfriesen oder Strebepfeilern erhält die Kirche eine besondere Wirkung. Sie besteht aus einem fünfgeschoßigen Turm und seitlichen Treppentürmchen, einem zweiachsigen Langhaus (39 Meter), einem Querschiff (24,5 Meter) und einem Kirchturm (42 Meter hoch) mit Zeltdach. Die Kirche wird von einem umlaufenden Kaffgesims in zwei Geschoße gegliedert.

Innenraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufbau des Innenraumes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saalkirche

Das Langhaus und Querschiff werden im Inneren von einer umfassenden hölzernen Emporenanlage in zwei Geschoße gegliedert. Der Haupteingang für Besucher befindet sich im Turm und der Nebeneingang an der Südfassade. Es empfängt einen eine Saalkirche mit gedrückten Stichkappentonnen im zweijochigen Langhaus und das Querschiff, welches auf beiden Seiten ein Joch aufweist. Die Gurtbögen der Gewölbe stützen sich auf Konsolen die mit Würfel- und Anthemionfriesen verziert sind. Das Querschiff besitzt zwei große Radfenster und der Turm weist Rundbogenfenster und eine Darstellung des segnenden Christus auf.

Altar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altar

Der Altar besteht aus einem dreiachsigen Aufbau. Im Mittelbild wird die Kreuzigung Christi dargestellt. An den Seiten befinden sich Bilder von den Aposteln Paulus und Johannes. Links neben dem Altar befindet sich in einer Nische eine Statue des auferstandenen, segnenden Christus. Rechts vom Altar befindet sich in der Chorschräge eine auf Säulen gestellte Kanzel.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orgel

Bei ihrer Fertigstellung 1897 erhielt die Ramsauer Kirche ihre Orgel in historistischem Prospekt aus der Werkstatt von Konrad Hopferwieser in Graz. Das Instrument weist die folgende Disposition auf:[4]

I Manual C–f3
01. Vox coelestis I–II 8′
02. Principal 8′
03. Gamba 8′
04. Gedeckt 8′
05. Flöte 8′
06. Salicional 8′
07. Octave 4′
08. Rohrflöte 4′
09. Waldflöte 2′
10. Mixtur 223
Pedal C–d1
11. Subbass 16′
12. Octavbass 08′

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Fernsehserie Die Bergretter befindet sich die Notrufzentrale direkt unterhalb der Kirche, deren Südseite dadurch häufig im Bild erscheint.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Dinges: Geschichte der evangelischen Ramsau am Dachstein im Rahmen der österreichischen Kirchengeschichte. Ramsau 1966.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Evangelische Pfarrkirche Ramsau am Dachstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christian Brugger, Heimo Kaindl, Antje Senarcies de Grancy: Evangelische Kunst und Kultur in der Steiermark. Hrsg.: Ernst Christian Gerhold, Johann-Georg Haditsch. Leykam, Graz 1996, ISBN 3-7011-7340-0, S. 188.
  2. Manfred H. Grieb (Hrsg.): Nürnberger Künstlerlexikon. Saur, München 2007, S. 776f., dort allerdings Verwechslung mit „Ramsau bei Berchtesgaden“; Hans Rößler: Hans Kieser. In: Zeitschrift für Bayerische Kirchengeschichte 70, 2001, S. 180–191.
  3. Christian Brugger, Heimo Kaindl, Antje Senarcies de Grancy: Evangelische Kunst und Kultur in der Steiermark. Hrsg.: Ernst Christian Gerhold, Johann-Georg Haditsch. Leykam, Graz 1996, ISBN 3-7011-7340-0, S. 188–190.
  4. Informationen zur Orgel auf organindex.de
  5. schladming-dachstein.at

Koordinaten: 47° 25′ 21,6″ N, 13° 39′ 16,3″ O