Fazun

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Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
བློ་བཟང་ཆོ་འཕགས
Wylie-Transliteration:
blo bzang cho 'phags
THDL-Transkription:
Lobsang Chöpak
Chinesische Bezeichnung
Vereinfacht:
法尊
Pinyin:
Fazun
Wade-Giles:
Fa-tsun

Fazun (chinesisch 法尊, Pinyin Fǎzūn, W.-G. Fa-tsun; geb. 1902 in Hebei; gest. 1980 in Peking)[1], auch unter dem tibetischen Namen Lobsang Chöphag (tib. blo bzang chos 'phags) bekannt, war ein chinesischer buddhistischer Gelehrter des tibetischen Buddhismus und eine Persönlichkeit der Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus. Er war in der Zeit der Pekinger Regierung der Republik China und in den Anfangsjahren der Volksrepublik China tätig und war der produktivste und einflussreichste chinesische Übersetzer tibetischer buddhistischer Texte, insbesondere von Schriften Tsongkhapas (1417–1478), des Gründers der Gelug-Schule. Er ist auch Verfasser zahlreicher eigener Schriften.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er stammte er aus armen Verhältnissen, im Alter von siebzehn Jahren verdiente er seinen Lebensunterhalt in Baoding in einer Schuhfirma, und im folgenden Jahr wurde er Mönch im Yuhuang-Kloster (Yuhuang si 玉皇寺) im Gebirge Wutai Shan.[2]

Dem chinesischen Lexikon Fojiao wenhua cidian (Wörterbuch der buddhistischen Kultur) zufolge studierte nacheinander bei den Meistern Dayong, Xuanyi und Taixu[3] und wurde zum Studium der buddhistischen Lehre in das Buddhistische Institut Wuchang (武昌佛学院), dem Huijulü-Kloster (慧居律寺) des Baohua Shan 宝华山, Nanjing, dem (buddhistischen) Kolleg für tibetische Literatur (Zangwen xueyuan 藏文学院) in Peking und dem Wuju-Kloster 乌尤寺 in Jiading aufgenommen. Im Jahr 1925 studierte er Tibetisch in Sichuan und Kham und ging später nach Tibet, um Tibetisch zu studieren. Im Alter von einunddreißig Jahren verließ er Lhasa und kehrte über Indien und Birma nach Jiangnan zurück, um am Sino-Tibetischen Institut (Han-Zang lixueyuan 汉藏理学院) [in Chongqing] zu arbeiten. Nach der Befreiung Chinas wurde er Vizepräsident und Präsident der Chinesische Buddhistische Akademie. Er verstarb im Guangji-Tempel in Peking.[4]

Fazun leistete einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Buddhismus, zur Förderung des kulturellen Austauschs zwischen der chinesischen und der tibetischen Kultur und zur Ausbildung von Übersetzern der tibetischen Sprache.

Seine herausragenden Übersetzungen wurden bis heute mehrfach aufgelegt. Zu den von ihm übersetzten Werken zählen auch Je Tsongkhapas bekannte Werke: Große Darlegung des Stufenwegs zur Erleuchtung (lam rim chen mo), Essenz der Erläuterungen zu den Interpretierenden und Endgültigen Lehren (legs bshad snying po), Erläuterung des Denkens (dgongs pa gsal rab; ein Kommentar zum Madhyamakāvātāra), Große Darlegung der Stufen des Geheimen Mantra (sngags rim chen mo), Große Darlegung der fünf Stufen des Guhyasamaja (rim lnga gsal sgron).

Er übersetzte im Rahmen seiner Übersetzungstätigkeit für die Beijing Puti xuehui unter anderem auch die Abhandlung Über die Neue Demokratie (Xin minzhuzhuyi lun 新民主主义论)[5] von Mao Zedong für die Staatliche Kommission für ethnische Angelegenheiten und den Nationalitätenverlag usw.

Marcus Bingenheimer weist in einer Anmerkung seiner Yinshun-Arbeit (2004) darauf hin, dass Fazun nach 1949 in der staatlich kontrollierten Chinesischen Buddhistischen Gesellschaft (Zhongguo fojiao xiehui) eine große Karriere machte und aufgrund seiner Tibetisch-Kenntnisse ein idealer Kandidat für hohe Ämter war:

„zu einer Zeit als Buddhismus in China intensiv für Propagandazwecke gebraucht wurde. (Da China bis 1971 nicht Mitglied der UNO war, waren Buddhistische Kontakte eine der Möglichkeiten internationale Beziehungen zu entwickeln.) Die Rolle, die Fazun in dieser Zeit spielte, ist noch unerforscht.“[6]

Eine neuere englischsprachige Arbeit von Xianyue Wang (2021) widmet sich der Interpretation von Fazun im Kontext der chinesischen buddhistischen Reform des frühen 20. Jahrhunderts.

Schriften und Übersetzungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Xizang minzu zhengjiao shi 西藏民族政教史[7] (Politik- und Religionsgeschichte der Tibeter)

Übersetzungen

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sino-Tibetan Buddhist Studies Institute (Chongqing)
  • Lobsang Tendzin Dragpa Thaye
  • Shi Nenghai (释能海 oder Nenghai Lama 能海剌麻, 1886–1967)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tang Jingfu 唐景福: Zhongguo Zangchuan Fojiao ming seng lu 中国藏传佛教名僧录. Gansu minzu chubanshe, Lanzhou 1991 (Online – dymf.cn), S. 274–277
  • Lake Yixi Duojie 拉科•益西多杰: Zangchuan Fojiao gaoseng zhuanlüe 藏传佛教高僧传略 („Kurzbiographien bedeutender Mönche des tibetischen Buddhismus“). Qinghai renmin chubanshe 青海人民出版社 2007 (Online-Teilansicht)
  • The Princeton Dictionary of Buddhism. Robert E. Buswell Jr., Donald S. Lopez, Jr. (Hrsg.). 2013, Artikel: Fazun
  • Charles D. Orzech (dir.), Henrik H. Sørenson et Richard K. Payne: Esoteric Buddhism and the Tantras in East Asia, Leiden, Brill, coll. « Handbook of Oriental Studies » 24, 2010, 1223 S., ISBN 978-90-04-18491-6
  • Françoise Wang-Toutain: « Quand les maîtres chinois s'éveillent au bouddhisme tibétain. Fazun : le Xuanzang des temps modernes », Bulletin de l'École française d'Extrême-Orient, vol. 87, no 2, 2000, S. 707–727
  • Todd Lewis (Hrsg.): Buddhists Understanding Buddhism Through the Lives of Practitioners. 2014 (Online-Teilansicht)
  • Xianyue Wang: Interpreting Fazun (法尊 1902–1980) in the Context of the Chinese Buddhist Reform during the Early 20th Century. 2021 (online abrufbar am 19. Dezember 2023)
  • Matthew Kapstein (Hrsg.): Buddhism Between Tibet and China. 2009
  • Dalai Lama, Thubten Chodron: Appearing and Empty. 2023 (Fazun and the Sino-Tibetan Buddhist Studies Institute in Chongqing)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. DNB "Lebensdaten: 1902–1980 (alternativ 1901–1981)"
  2. Tang Fuming, S. 274
  3. chinesisch 大勇、玄义、太虚
  4. Ren Daobin 任道斌 (Hrsg.): Fojiao wenhua cidian 佛教文化辞典. 1991, S. 212
  5. Über die neue Demokratie (1940), d. h. Mao Zedongs systematische Erörterung der "Neuen Demokratie".
  6. Marcus Bingenheimer: Der Mönchsgelehrte Yinshun (1906*) und seine Bedeutung für den Chinesisch-Taiwanischen Buddhismus des 20. Jahrhunderts. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät III der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. 2004 (Online (Memento vom 22. Juni 2006 im Internet Archive)), S. 27 (Anmerkung)
  7. vgl. Fazun’s Politico-Religious History of Tibet 西藏民族政教史 translated by Yang Qu