François Scheer

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François Scheer (* 13. März 1934 in Straßburg) ist ein französischer Diplomat.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Scheer studierte an der französischen Verwaltungshochschule École nationale d’administration Rechts-, Wirtschafts- und Politikwissenschaften. Er trat in den diplomatischen Dienst Frankreichs ein und war ab 1962 zweiter Botschaftssekretär in Algerien. Von 1964 bis 1967 war er in der Direktion für Wirtschaft und Finanzen tätig. Von 1967 bis 1971 ging er nach Tokio, wo er im Bereich Kultur eingesetzt war. Er wurde dann stellvertretender Direktor für Haushalt und Finanzen, bis er 1976 als französischer Botschafter nach Mosambik kam. Bereits 1977 übernahm er die Funktion als stellvertretender ständiger Vertreter Frankreichs bei der Europäischen Gemeinschaft. 1979 wurde er Stabschef bei der Präsidentin des Europäischen Parlaments, Simone Veil. Ab 1981 schloss sich eine Tätigkeit für den französischen Außenminister Claude Cheysson an.[1] Von 1984 bis 1986 war Scheer dann französischer Botschafter in Algerien und vertrat anschließend von 1986 bis 1988 Frankreich bei der Europäischen Gemeinschaft.[2]

Von 1988 bis 1992 war er als Generalsekretär des französischen Außenministeriums tätig. In dieser Funktion traf er sich am 14. November 1989 mit dem damaligen Botschafter der DDR in Frankreich Alfred Marter. Er soll in diesem Gespräch als Position François Mitterrand zur Frage der Deutschen Einheit mitgeteilt haben, dass Frankreich sich ihr nicht widersetzen würde, solange sie demokratisch, in garantierten Grenzen und im Benehmen mit den Vier Mächten erfolgen würde.[3] 1992 und 1993 war er dann wieder bei der Europäischen Gemeinschaft eingesetzt.[4]

Scheer war ab dem 24. November 1993 französischer Botschafter in Deutschland. Sein Nachfolger Claude Martin löste ihn am 1. April 1999 ab.[5] Er äußerte sich 1994 in einem Hintergrundgespräch kritisch über den Kurs der deutschen Bundesregierung unter Helmut Kohl, befürchtete eine Dominanz Deutschlands in der Europäischen Union und beklagte eine Großmannssucht der Bundesregierung. Die Äußerungen wurden publik und sorgten für diplomatische Verstimmungen. Kohl war empört und ließ Scheer, ungewöhnlich für eng befreundete Staaten, in das Auswärtige Amt einbestellen.[6]

Scheer setzte sich in seiner Amtszeit für eine Wiederbelebung der deutsch-französischen Partnerschaft ein.[7]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Affaires étrangères François Scheer vom 7. Mai 1992 auf www.lesechos.fr (französisch)
  2. Lebenslauf auf www.iep-strasbourg.fr (französisch)
  3. Hans-Hagen Bremer, Der Tag an dem Frankreich seine Mauer-Geheimnisse lüftet in den Potsdamer Neuesten Nachrichten vom 6. November 2009
  4. Lebenslauf auf www.iep-strasbourg.fr (französisch)
  5. Botschafter in Deutschland seit 1955 auf de.ambafrance.org (Memento des Originals vom 26. Februar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.ambafrance.org
  6. Wolfgang Proissl, Ein Freund bekommt Angst auf www.zeit.de vom 11. März 1999
  7. Frankreich Jahrbuch 2012: Deutsch-französische Beziehungen: Entwicklungslinien und Funktionswandel, Deutsch-Französisches Institut, Springer-Verlag 2013, Seite 70