Frankenthal-Klasse

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Frankenthal-Klasse
Fulda
Fulda
Schiffsdaten
Land Deutschland Deutschland
Schiffsart Minenjagdboot
Bauzeitraum 1990 bis 1998
Stapellauf des Typschiffes 6. Februar 1992
Gebaute Einheiten 12
Dienstzeit seit 1992
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 54,4 m (Lüa)
Breite 9,2 m
Seitenhöhe Hauptdeck: 4,85 m
B-Deck: 6,44 m
Tiefgang (max.) 2,6 m
Verdrängung 644 t
 
Besatzung 44
Maschinenanlage
Maschine 2 × Dieselmotor
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 4.480 kW (6.091 PS)
Höchst­geschwindigkeit 18,0 kn (33 km/h)
Propeller 2 fünfflügelig ø 1,9 m
Bewaffnung

Die Boote der Frankenthal-Klasse gehören zur dritten Generation der deutschen Nachkriegsminenjagdboote. Ebenso wie die Hameln-Klasse (Klasse 343), die Kulmbach-Klasse (Klasse 333) und die Ensdorf-Klasse (Klasse 352) wurden die Boote der Klasse auf der Grundlage der Einheitsplattform gebaut, die einen einheitlichen Bootskörper für alle vier Klassen vorsieht. Bedingt durch die unterschiedlichen Aufgabenstellungen unterscheidet sich die Frankenthal-Klasse allerdings von den anderen Bootsklassen hauptsächlich im Bereich der Aufbauten. Die Minenjagdboote der Klasse 332 ersetzten die der Lindau-Klasse (Klasse 331).

Aufgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptaufgabe eines Minenjagdbootes ist das Suchen und Vernichten von Seeminen. Aufgrund ihrer Ausstattung ist es den Booten auch möglich, eine genaue Kartografie des Meeresbodens vorzunehmen; es können z. B. Wrackteile geortet werden, um diese für die Seeschifffahrt zu vermerken. Neben der Minenräumung sind die Boote auch in der Lage, als Minenwurfplattform zu dienen.

Vorgeschichte der Beschaffung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Taktisch-Technische Forderung für die Klasse 332 wurde im Jahre 1980 erstellt, die Erstellung der Definition mit Ablieferung im Frühjahr des Jahres 1987 übernahmen die Firmengruppen AEG und MBB.

Die Klasse 332 wurde parallel zu der Klasse 343 entwickelt, Entwurf und Konstruktion wurde durch die Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH, München, die STN Systemtechnik Nord GmbH, Hamburg, die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) 343, Bremen, und ARGE MJ 332, Bremen, ausgeführt.

Die ARGE MJ 332 und ARGE 343 bestanden jeweils aus den Unternehmen Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG, Bremen, Abeking & Rasmussen Schiffs- und Yachtwerft GmbH & Co. KG, Lemwerder, und Kröger-Werft Rendsburg GmbH.

Der erste Einzelentwurf sah ein Minenjagdboot mit einer Verdrängung von etwa 400 t vor; die Antriebsmaschinenanlage sollte aus zwei Antriebsdieselmotoren KHD BA 12M 814 LLK-R mit je 600 kW (816 PS), zwei Verstellpropellern auf zwei Wellen und einem E-Zusatzantrieb für Schleichfahrt bestehen. Die E-Maschinenanlage sollte aus insgesamt vier Dieselgeneratoren bestehen. Als Effektoren waren ein 40-mm-Geschütz L/70 Typ 58 und ein Nächstbereich-Flugabwehr-Flugkörper-System RIM-116 RAM, als Sensoren entweder das optronische PEAB 9 L V 100 oder das radar-, infrarot- und lasergestützte PEAB 9 LV 200 MV2 vorgesehen.

Die Vertragsunterzeichnung zwischen dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB), Koblenz, und dem Generalunternehmer (GU) fand am 30. September 1988 statt. Die Erteilung des Bauauftrages für die ersten zehn Minenjagdboote an die ARGE MJ 332 erfolgte am 24. November 1988. Der Bauauftrag für zwei weitere erfolgte am 13. Oktober 1995, GU waren die STN Atlas Elektronik GmbH, Bremen, und die ARGE MJ 332, Bremen.

Technik, Ausrüstung und Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schiffbautechnische Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bootskörper und der Aufbau bestehen aus amagnetischem Chrom-Nickel-Mangan-Molybdän-Stickstoff-Schiffbaustahl und beim Bau wurde das Längsspant- und Querrahmensystem angewandt. Das Minenjagdboot verfügt über eine halbversenkte Back, zehn wasserdichte Abteilungen und ABC-Schutz.

Es hat eine Einsatzverdrängung von 650 t bei einer Länge über alles von 54,40 m, einer Breite über alles von 9,20 m, einem Konstruktionstiefgang von 2,50 m und einem Einsatztiefgang von 2,60 m. Das Boot verfügt über zwei Antriebsdieselmotoren MTU 16V 396 TB84 mit je 2.040 kW (2.775 PS), zwei Wellen mit zwei Sulzer-Escher-Wyss-Verstellpropellern mit Durchmessern von je 1,90 m und zwei Hochleistungsflossenruder. Drei E-Dieselmotoren MWM mit je 230 kW (312 PS) und drei Generatoren mit je 160 kVA komplettieren die Maschinenanlage.

Die Konstruktionsgesamtleistung liegt bei 4.080 kW (5.550 PS), die Kurzhöchstgesamtleistung bei 4.480 kW (6.090 PS). Die Langsamfahrgeschwindigkeit beträgt 2 bis 6 kn, die Marschgeschwindigkeit 12 kn und die Dauerhöchstgeschwindigkeit über 18 kn.

Das Minenjagdboot verfügt über einen Brennstoffvorrat von 60,29 m3.

Als Sensoren stehen Navigationsanlage NBD, Funkpeiler, Radargerät Raytheon SPS-64 L-Band, Satellitennavigationsanlage GPS-Navstar, System zur Auswertung und Darstellung taktischer Daten im Minenkampf (SATAM), Datenauswerte- und Informationssystem (DAISY), Minenjagdsystem Atlas Elektronik MWS 80-4 und Sonar Atlas Elektronik DSQS-11M zur Verfügung.

Minenjagddrohne STN PINGUIN B3

Als ergänzende Ausrüstung verfügt das Minenjagdboot über Magnetischen Eigenschutz (MES), zwei Minenjagddrohnen STN Systemtechnik Nord PINGUIN B3, Minentaucherausrüstung, Taucherdruckkammer, Teleskop-Bordkran, ein Schlauchboot, vier Rettungsinseln und zwei Buganker in Seitenklüsen.

Besatzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Minenjagdboot kann eine Besatzung von bis zu 44 Personen aufnehmen. Zur Besatzung gehören neben den allgemeinen Soldaten, wie Navigatoren, Signälern, Sonargasten und Technikern auch spezialisierte Minentaucher, für die unter anderem eine Taucherdruckkammer zur Verfügung steht.

Bewaffnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

40-mm-Geschütz L/70

Wie bereits erwähnt, waren die Boote ursprünglich mit einem 40-mm/L70-Geschütz auf dem Vorschiff ausgestattet. Diese Waffen wurden jedoch auf allen Booten durch ein Marineleichtgeschütz (MLG) 27 ersetzt, um so den Eigenschutz zu verbessern. Weiterhin stehen zwei Flugabwehrsysteme FIM-92 Stinger (Fliegerfaust 2) zur Luftverteidigung zur Verfügung.

Für Wach- und Sicherungsaufgaben werden wenigstens zwei Maschinengewehre MG3, drei Gewehre G36, drei Maschinenpistolen MP2 sowie zwei Pistolen P8, Handgranaten sowie eine einläufige und eine doppelläufige Signalpistole an Bord mitgeführt.

Minenjagdgeräteausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich waren alle Boote für die Minenjagd mit dem Sonar Atlas Elektronik DSQS-11M mit einem steuerbaren Suchsektor von 90° sowie mit der Minenjagddrohne STN Systemtechnik Nord PINGUIN B3 ausgerüstet. Die erfassten Daten werden mit dem System zur Auswertung und Darstellung taktischer Daten im Minenkampf (SATAM) ausgewertet.

Seit 2010 werden alle zehn Boote von den Fernlenkdrohnen „Pinguin B3“ auf „Seefuchs“ umgerüstet. Zunächst wurden die Boote Dillingen, Homburg, Sulzbach-Rosenberg, Fulda und Weilheim modernisiert. Die Dillingen wurde zudem mit dem Integrated Mine Countermeasures System (IMCMS) von Atlas Elektronik ausgestattet.[1] Am 21. Dezember 2016 wurde Atlas Elektronik mit der Umrüstung der letzten drei Boote beauftragt. Diese umfasst den Ersatz des Führungs- und Waffeneinsatzsystems durch das IMCMS, den Ersatz der Suchdrohne PINGUIN durch die Sprengdrohne „Seefuchs“ zur Minenjagd und die Übertragung der Fähigkeit zur Lenkung der Überwasserdrohnen SEEHUND zum Simulationsräumen. Damit werden künftig zehn Minenjagdboote der Klasse 332 zur Verfügung stehen, die die Fähigkeiten Minenjagen, Minenräumen und Minentauchen zur Seeminenabwehr abbilden.[2] Für die Minenbekämpfung stehen je Boot 28 Minenvernichtungsladungen „Seefuchs“ zur Verfügung.

Minenwurfeinrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Übungsmine klar zum Wurf

Das Minenjagdboot kann bis zu 20 Seeminen (Ankertau- und Grundminen) aufnehmen, die bei Bedarf vom Achterdeck aus geworfen werden.

Geschwader[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich gehörten alle zwölf Boote der Klasse zum 1. Minensuchgeschwader, da dieses Geschwader als Typgeschwader Klasse 332 vorgesehen war. Im Jahre 1999 kam es allerdings zu Umstrukturierungen, nach denen die Boote Frankenthal, Sulzbach-Rosenberg und Bad Rappenau dem 3. Minensuchgeschwader unterstellt wurden. Als am 22. Dezember 2005 das 1. Minensuchgeschwader außer Dienst gestellt wurde, kamen die verbleibenden neun Einheiten in das 3. und 5. Minensuchgeschwader. Zum Ende des Jahres 2015 wurde auch das 5. MSG aufgelöst, so dass die letzten beiden Boote des Geschwaders dem 3. MSG unterstellt wurden. Somit sind alle Minenabwehreinheiten im 3. MSG gebündelt.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich sollte die Klasse Weiden-Klasse heißen, da die Weiden das älteste Boot dieses Typs war; allerdings wurde die Frankenthal, obwohl später auf Kiel gelegt, früher als die Weiden in Dienst gestellt. In manchen Quellen ist der Name Weiden-Klasse parallel zum eigentlichen Namen zu finden.

Minenjagdboote der Frankenthal-Klasse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klasse,
Name
Kennung
Rufzeichen
Bauwerft Kiellegung,
Stapellauf,
Indienststellung
Dislozierung/Verbleib
332/11
Fulda
M 1058
DRFC
Abeking & Rasmussen n. a.
29. September 1997
5. Juni 1998
5. MSG, 1. MSG; 3. Minensuchgeschwader, Kiel seit 2007
332/12
Weilheim
M 1059
DRFD
Lürssenwerft n. a.
26. Februar 1998
26. November 1998
5. MSG, 1. MSG, 3. Minensuchgeschwader, Kiel seit 2007
332/02
Weiden
M 1060
(DRES)
Abeking & Rasmussen 1. März 1990
14. Mai 1992
30. März 1993
1. MSG; 30. Juni 2006 außer Dienst;
Verkauf an die Vereinigten Arabischen Emirate, für diese am 30. Juni 2006 als Al Hasbah in Dienst der VAE-Marine.
332-B/03
Rottweil
M 1061
DRET
Lürssenwerft (Umbau Peenewerft) n. a.
12. März 1992
7. Juli 1993
1. MSG, 3. MSG, Einsatz als MTE-Boot 5. MSG, 3. Minensuchgeschwader, Kiel
Minentaucher-Einsatz-Boot des Seebataillon
332/10
Sulzbach-Rosenberg
M 1062
DREU
Lürssenwerft n. a.
27. April 1995
23. Januar 1996
1. MSG, 3. Minensuchgeschwader, Kiel seit 2000
332/04
Bad Bevensen
M 1063
DREV
Lürssenwerft n. a.
21. Januar 1993
9. Dezember 1993
1. MSG, 5. MSG, 3. Minensuchgeschwader, Kiel seit 2015
332/06
Grömitz
M 1064
DREW
Krögerwerft n. a.
29. April 1993
23. August 1994
1. MSG, 5. MSG, 3. Minensuchgeschwader, Kiel seit 2015
332/08
Dillingen
M 1065
DREX
Abeking & Rasmussen n. a.
26. Mai 1994
25. April 1995
1. MSG, 3. Minensuchgeschwader, Kiel seit 2007
332/01
Frankenthal
M 1066
(DREY)
Lürssenwerft n. a.
6. Februar 1992
16. Dezember 1992
1. MSG, 3. MSG, 30. Juni 2006 außer Dienst;
Verkauf an die Vereinigten Arabischen Emirate, für diese am 30. Juni 2006 als Al Murjan in Dienst.
332/05
Bad Rappenau
M 1067
DREZ
Abeking & Rasmussen 3. Juni 1993
19. April 1994
1. MSG, 3. MSG, 5. MSG, 3. Minensuchgeschwader, Kiel seit 2015
Minentaucher-Einsatz-Boot des Seebataillon
332/07
Datteln
M 1068
DRFA
Krögerwerft n. a.
27. Januar 1994
8. Dezember 1994
1. MSG, 5. MSG, 3. Minensuchgeschwader, Kiel seit 2015
332/09
Homburg
M 1069
DRFB
Krögerwerft n. a.
21. April 1994
26. September 1995
1. MSG, 3. Minensuchgeschwader, Kiel seit 2007

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stephen Saunders (Hrsg.): Jane’s Fighting Ships 2007–2008. Jane’s Information Group Limited, Coulsdon (UK) 2007.
  • Hannes Ewerth, Peter Neumann: Deutsche Marine. The German Navy. Verlag E. S. Mittler & Sohn GmbH. Hamburg, Berlin, Bonn 2006.
  • Presse- und Informationszentrum Marine (Hrsg.): Die Flotte. Presse- und Informationszentrum Marine, 9. Auflage, Glücksburg 2006.
  • Sigurd Hess, Guntram Schulze-Wegener, Dieter Stockfisch, Heinrich Walle (Hrsg.): 50 Jahre Deutsche Marine im Bild. Report Verlag GmbH. Bonn, Frankfurt am Main 2006.
  • Sigurd Hess, Guntram Schulze-Wegener, Heinrich Walle (Hrsg.): Faszination See. 50 Jahre Marine der Bundesrepublik Deutschland. E. S. Mittler & Sohn GmbH, Hamburg, Berlin, Bonn 2005.
  • Hendrik Killi: Minensucher der Deutschen Marine. Koehlers Verlagsgesellschaft mbH/Verlag E. S. Mittler & Sohn GmbH, Hamburg, Berlin, Bonn 2002.
  • Siegfried Breyer, Gerhard Koop: Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge der deutschen Marine von 1956 bis heute. Bernard & Graefe Verlag GmbH. Bonn 1996.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Frankenthal-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Minenjagdboot „Dillingen“ kehrt aus NATO-Einsatz heim. 4. Dezember 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Dezember 2013; abgerufen am 2. August 2021.
  2. Minenjagd auf neuestem Stand. In: Hardthöhenkurier. 22. Dezember 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Januar 2017; abgerufen am 2. August 2021.