Franz Reichelt

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Franz Reichelt mit seinem Fallschirmanzug

Franz Karl Reichelt[1] (* 16. Oktober 1878[1] in Wegstädtl; † 4. Februar 1912 in Paris) war ein österreichisch-französischer Schneider.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reichelt ließ sich 1898 im Pariser Opernviertel nieder und arbeitete als Damenschneider, wo er hauptsächlich ehemalige Landsleute als Kunden hatte. 1909 erhielt er die französische Staatsangehörigkeit und nahm den Vornamen François an. Reichelt blieb unverheiratet.

Im Zuge der aufkommenden Fliegerei in den 1910er Jahren und zunehmender Flugzeug-Stunts nahmen auch die Unfälle zu. Reichelt war tief bewegt von den Abstürzen der Piloten und entwarf ab Juli 1910 als Schneider Fallschirmanzüge. Die Konstruktionsprinzipien des Fallschirms liefen jedoch physikalischen Erkenntnissen zuwider.

Seinen Fallschirmanzug testete er zunächst an Ankleidepuppen, die er aus dem Fenster warf. Obwohl die Ergebnisse nicht überzeugten, meldete er seine Erfindung zum Patent an und versuchte den Anzug an sich selbst, indem er im Oktober 1910 aus einer Höhe von sechs Metern abgefedert auf einen Strohhaufen sprang. Im Februar 1912 reiste er nach Paris, um sein Modell zu testen. Seinen Sprung von der ersten Plattform des Eiffelturms kündigte er der Presse an. Daher sind auch Filmaufnahmen seines Testsprungs vorhanden. Reichelt erhielt die Einverständniserklärung der Polizeipräfektur nur unter der Voraussetzung, dass er seinen Versuch nicht selbst, sondern mit einer Puppe durchführt. Trotzdem legte er Wert darauf, seine Idee persönlich auszutesten, und missachtete die polizeiliche Vorgabe.

Filmbeitrag zum Sprung von Franz Reichelt vom Eiffelturm (gekürzt)

Am 4. Februar 1912 um 7 Uhr morgens versammelten sich bei Minusgraden Reporter und Schaulustige am Eiffelturm, um Reichelts Erfindung zu begutachten. Der Einwand der anwesenden Reporter, sein „Fledermaus-Anzug“ habe noch keine befriedigenden Ergebnisse gezeigt, brachte ihn nicht von seinem Vorhaben ab. Um 08:22 Uhr sprang er aus einer Höhe von 57 Metern herab, fiel weitgehend ungebremst zu Boden und schlug vor laufender Kamera nach vier Sekunden Fallzeit am Boden auf. Reichelt starb unmittelbar nach dem Aufprall.[2] Reanimationsversuche blieben vergeblich.

Reichelt erlangte posthum Berühmtheit, weil sein Sprung für die Nachrichten von Pathé-Cinéma aufgezeichnet wurde.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • David Alliot, Philippe Charlier u. a.: Tschö mit Ö. Dumme Todesfälle aus der Geschichte. Bastei Entertainment, Köln 2015, ISBN 978-3-404-60785-3.
  • Étienne Kern: Les envolés. Éditions Gallimard, Paris 2021, ISBN 978-2-07-300361-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Franz Reichelt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Geburtsurkunde, Wegstädtl, Foto 137
  2. Sebastian Leber: Erfindungen mit Todesfolge. In: Der Tagesspiegel. 25. Januar 2015, abgerufen am 28. August 2018.