Fremdbild
Ein Fremdbild ist ein Bild, das sich andere über eine Person machen, beziehungsweise das Bild, das sich diese Person über andere macht.
Wahrnehmung
Ein Fremdbild ist die Gesamtheit aller Wahrnehmungen, Gefühle und Bewertungen, die Dritte von einem Individuum haben. Diese Wahrnehmungen werden automatisch verknüpft mit früheren Erfahrungen der zu beobachtenden Person, und mit den aus dieser Verknüpfung entstehenden Gefühlen und Bewertungen. Das Bild das andere über jemanden haben, prägt deren Erwartungen diesem Jemanden gegenüber, es prägt den sozialen Umgang miteinander wesentlich mit.
Fremdbild und Selbstbild
Das Fremdbild – genauer: wie dieses mitgeteilt wird und welches Verhalten aus dem Fremdbild erfolgt – prägt das Selbstbild wesentlich. Positive, anerkennende Fremdbilder stärken das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl. Negative und/oder widersprüchliche Fremdbilder können im Extremfall zu psychischer Erkrankung führen.
Fremdbild und Selbstbild sind immer unterschiedlich. Aus den beiden Sichtweisen und dem Unterschied – genauer: aus den Folgerungen, die die Beteiligten daraus für sich ziehen – entwickeln sich die sozialen Interaktionen, gesteuert durch das eigene Selbst der Beteiligten.
Fremdbild in der Gruppendynamik
Ein bewusster Umgang mit Bildern übereinander spielt in der Gruppendynamik eine große Rolle. In Feedback-Übungen wird Geben und Empfangen von Fremdbildern trainiert. Das Johari-Fenster beschreibt den Zusammenhang von Fremd- und Selbstbild, und von bewussten und unbewussten Anteilen dieser Bilder. Mit „Awareness-Übungen“ wird Achtsamkeit trainiert, um vorher unbewusste Erwartungen Dritter zu erkennen, und mit Kommunikations-Übungen wird trainiert, eigene und fremde Bilder und Erwartungen gegenseitig abzustimmen.
In der Psychotherapie
Auch in der Psychotherapie ist der Umgang mit Fremdbildern ein Thema. Beispielsweise bei der Behandlung von Depression oder den Folgen von Traumata oder Mobbing, oder allgemein bei der Unterstützung Angehöriger von Randgruppen.
Siehe auch
Literatur
- Klaus Antons: Praxis der Gruppendynamik, ISBN 3801700771