Friedrich Seeberger

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Friedrich Seeberger (* 1938; † 15. November 2007) war ein deutscher Feinwerktechnik-Ingenieur aus Ulm, der in Zusammenarbeit mit dem Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren 35.000 Jahre alte Knochen- und Elfenbeinflöten für Spielanalysen nachbaute.[1][2] Generell interessierte sich Seeberger dafür, wie das Leben in der Steinzeit funktionierte.[1] Über dieses Interesse entwickelte er sich zu einem hoch geachteten experimentellen Archäologen.[1]

Seeberger war neben seinem Beruf als Ingenieur fasziniert von der Kulturgeschichte unserer steinzeitlichen Vorfahren.[1] Er ergänzte dabei theoretische Erklärungsversuche der steinzeitlichen Kultur durch Methoden einer experimentellen Archäologie.[1] Er hat die Herstellung und Nutzung vieler steinzeitlicher Geräte nachempfunden.[1] Über den Weg von nachgebauten steinzeitlichen Geräten konnte Seeberger aufzeigen, was den steinzeitlichen Menschen möglich war und was ihnen wohl verwehrt blieb.[1] Dieses wertvolle Wissen gab Seeberger in Museumskursen in Blaubeuren, Bad Buchau, Unteruhldingen und Stuttgart an interessierte Laien weiter.[1] Er machte in solchen Kursen steinzeitliche Geräte im wortwörtlichen Sinn „begreifbar“.[1] Dieses erarbeitete Wissen über die steinzeitliche Kultur dokumentierte er auch in Fachpublikationen.[1]

In seinem aktiven Ingenieursleben wirkte Friedrich Seeberger als Entwickler und Leiter der Qualitätssicherung einer Materialprüfungsfirma.[1] Seit 1976 beschäftigte er sich in seiner Freizeit mit technischen Fragen aus dem Bereich der paläolithischen Archäologie.[1] Im Laufe der Zeit entwickelte er sich von einem wissenschaftlichen Laien zu einem Fachmann auf dem Gebiet der experimentellen Archäologie, dessen Rat hoch geschätzt war.[1]

Am bekanntesten sind zweifelsohne Seebergers Arbeiten im Bereich der Musikarchäologie.[1] Unter Anwendung paläolithischer Technologien schuf Seeberger Nachbauten paläolithischer Instrumente wie Trommeln, Schraper, Rasseln, Schwirrhölzer und Musikbögen.[1] Er demonstrierte auch die Spielweise solcher Musikinstrumente.[1] Besonders beschäftigte er sich mit Nachbauten der Vogelknochen- und Mammutelfenbeinflöten aus dem Aurignacien des Geißenklösterle,[3] einer Halbhöhle auf der Schwäbischen Alb.[1] Die dort gefundenen Flöten aus der Zeit von 40.000 bis 35.000 Jahren vor unserer Zeitrechnung werden als die ältesten archäologisch nachgewiesenen Musikinstrumente der Welt eingestuft.[1][2] In zahlreichen Konzerten – unter anderem in Höhlen – demonstrierte Seeberger auf seinen Nachbauten die Spielbarkeit dieser Instrumente.[1][2] Bleibendes Zeugnis dieses Wirkens ist eine gemeinsam mit dem Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren eingespielte CD.[1]

Darüber hinaus bearbeitete Seeberger Themen wie steinzeitliche Jagdtechniken und Jagdwaffen (Pfeil, Bogen, Speerschleuder) sowie Handwerksgeräte wie Steinbeile und Feuersteinmesser.[1] Er forschte auch an der Herstellung von steinzeitlichen Objekten aus organischen Materialien wie Holz- und Birkenrindengefäße, Holzkämmen und Lederbehältnissen.[1] Ein wichtiger Bereich in Seebergers experimentellen steinzeitlichen Technologien war das Thema Feuer.[1] Er stellte die verschiedenen steinzeitlichen Möglichkeiten zur Entzündung eines Feuers experimentell einander gegenüber.[1]

Seeberger beriet und unterstützte das Tübinger archäologische Forscherteam in seinen Vorbereitungen auf die Nachgrabungen von 2005 an der Vogelherdhöhle.[1] Teile seiner archäologischen Funde hat er der Sammlung der Abteilung Ältere Urgeschichte und Quartärökologie der Universität Tübingen geschenkt.[1]

  • Georg Hiller: Nachruf auf Friedrich Seeberger (1938–2007). In: Mitteilungen der Gesellschaft für Urgeschichte 16, 2007, S. 109–114 (Digitalisat).
  • Philip Wolff: Wie klang die Musik der Steinzeit? Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010, abgerufen am 21. August 2024 (dort ein Interview mit Friedrich Seeberger zu paläolithischen Flöten).
  • Rüdiger Bischoff: Steinzeitklänge. Deutschlandradio Kultur, 23. April 2014, abgerufen am 21. August 2024 (Dort auch ein Interview mit Friedrich Seeberger zu den paläolithischen Flöten der Schwäbischen Alb.).
  • Windkanal (Forum für die Blockflöte): Die ältesten Flöten der Welt. Abgerufen am 21. August 2024 (Mit rekonstruierten paläolithischen Flöten und Audiodateien solcher gespielten Flöten von Friedrich Seeberger).

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z Georg Hiller: Nachruf auf Friedrich Seeberger (1938–2007). In: Mitteilungen der Gesellschaft für Urgeschichte 16, 2007, S. 109–114.
  2. a b c Philip Wolff: Wie klang die Musik der Steinzeit?
  3. Vgl. Susanne Münzel, Friedrich Seeberger, Wulf Hein: The Geissenkloesterle Flute – Discovery, Experiments, Reconstruction. In: Ellen Hickmann, Anne D. Kilmer, Ricardo Eichmann (Hrsg.): Studien zur Musikarchäologie III. Archäologie früher Klangerzeugung und Tonordnung. Verlag Marie Leidorf, Rahden 2002, S. 107–118.