Funeral Doom

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Funeral Doom

Entstehungsphase: frühe 1990er Jahre
Stilistische Vorläufer
Death Doom, Dark Ambient, Dark Wave, Psychedelic Rock
Pioniere
Winter · Thergothon · Disembowelment · Skepticism · Mordor · Voj · Esoteric
Genretypische Instrumente
E-Gitarre · E-Bass · Schlagzeug · Keyboard

Funeral Doom ist ein Musiksubgenre, das in den frühen 1990er Jahren aus dem Death Doom hervorgegangen ist.

Musikalische Einordnung

Der Funeral Doom ist insbesondere durch einen reduzierten und sehr langsamen Rhythmus sowie orchestrale Elemente gekennzeichnet.[1] Viele Vertreter arrangieren breite an Dark Ambient angelehnte Klanglandschaften über Keyboard, Synthesizer oder Sampler.[2] Der häufig in den Hintergrund gemischte Gesang ist, obschon im Ursprung das Growling dominierte, nicht festgelegt.[2] Während einige Vertreter tiefe Deathgrunts nutzen, gibt es auch Interpreten, die einen dem norwegischen Black Metal entsprechenden Schreigesang sowie solche, welche Klargesang einspielen. Auch die Kombination von zwei oder mehreren Gesangstilen kommt gelegentlich vor. Der Musik werden oft Einflüsse aus Klage- und Trauerliedern nachgesagt. Sie ist sehr langsam, rhythmusarm und ruhig gehalten, derweil durch den häufig tief gestimmten und verzerrten Bass dominiert. Für eine atmosphärische Tiefe greifen die Interpreten des Genres mitunter auf symphonische Arrangements und den zumeist synthetisch produzierten Klang von Kirchenorgeln und Geigen zurück.[3][1] Unter anderem auf Basis des reduzierten Tempos wird dem Genre eine monotone Wirkung attestiert.[4]

Der thematisch-lyrische Schwerpunkt liegt im Themenkomplex um Tod, Trauer und Leid sowie Misanthropie, Depression und Suizid.[2]

„Ein Death-Doom-Ableger, der […] Aggressionen und intensive Dynamik zugunsten ultra-langsamer Tempi, sich wiederholender Arrangements und einem generellen Sinn für Minimalismus aufgibt. Die Kompositionen sind lang und hypnotisch und mit dem Hauch von totaler Hoffnungslosigkeit versehen. Tief gestimmte Gitarren und gegrowlter Gesang werden weitestgehend beibehalten, aber normalerweise gibt es keine schnellen Passagen. Trotz dieser Einschränkungen gibt es eine breite klangliche Vielfalt, die von kompromissloser Rohheit bis hin zu atmosphärischen oder sogar majestätischen Ansätzen reicht.“

Doom-Metal.com[5]

Geschichte

Ursprung und Anfang

Skepticism, hier beim Hammer of Doom 2015, gelten als Mitinitiatoren des Funeral Doom

Die Ursprünge des Funeral Doom lassen sich nicht lokal begrenzen. Gemeinhin werden die Amerikaner Winter mit ihrem 1990 erschienenen Album Into Darkness, das schweizerische Projekt Mordor mit der 1990 veröffentlichten Demo Odes, die Finnen Thergothon mit ihrem 1991 erschienenen Demo Fhtagn nagh Yog-Sothoth und die Australier Disembowelment mit der 1991 veröffentlichten EP Dusk als die Initiatoren des Funeral Dooms bezeichnet. Gelegentlich wird auch das russische Projekt Voj mit dem 1990 eingespielten, aber erst Jahre später veröffentlichten, Album Кругами вечности hinzugezählt.

Der größte Einfluss wird derweil Thergothon und Skepticism zugeschrieben. Dabei wird Thergothon als diejenige Band angesehen, die den Stil mit ihrem Album Stream from the Heavens initiierte.

„Wir versuchten durchaus, etwas Neues zu erschaffen in dem Sinne, dass wir unseren eigenen Stil finden wollten, statt andere Bands zu kopieren, wie es damals gang und gäbe war.“

Niko Skorpio (Thergothon)[6]

Als Einflüsse die zum Klang von Stream from the Heavens führten und somit den Funeral Doom nachhaltig prägten verwies er auf „Doors oder Black Sabbath“ sowie auf „Gothicpunk-Bands, von denen [die Musiker] zu der Zeit fasziniert waren, oder Pink Floyd.“ (Niko Sirkiä nach CrossOver)[6]

Als weitere große Veröffentlichung mit Einfluss auf die Verbreitung des Funeral Doom gilt das 1995er Album Stormcrowfleet von Skepticism, „bei dem die Gitarren, aber auch der oft nur sehr leise gegrowlte oder geflüsterte Gesang in den Hintergrund traten und die atmosphärischen Keyboards den Sound beherrschten.“[1] Das Plattenlabel Red Stream bewarb hinzukommend Stormcrowfleet als Funeral Doom und begründete somit den Genrebegriff in Abgrenzung zum Death Doom und zeitgleich populären Gothic Metal.[6] Auch der Band Funeral wird in Hinsicht der Namensgebung des Genres entsprechende Bedeutung zugesprochen. Trotz der Differenzen zwischen den Veröffentlichungen der Band seit 1995 und den vornehmlich durch Skepticism und Thergothon definierten Genremerkmalen,[7] wird das hinreichend beachtete Demoband Tristesse aus dem Jahr 1993 zu den frühen Veröffentlichungen des Genres gerechnet.[6]

„Die Wortneuschöpfung war jedenfalls keine Willkür. Thergothon, Skepticism und auch Funeral spielten langsamer, als es die Death/Doom-Bands aus demselben Zeitraum taten, der tiefe Grunzgesang war bedeutend extremer, die Riffs minimalistischer, die Songs monotoner. Und es fehlte ein ganzes Stück des Romantik- und Schwelgefaktors, den eine Band wie My Dying Bride mit Geige und Doubleleads etabliert hatte. Die Grundatmosphäre war stattdessen niederschmetternd, erdrückend.“

ta[6]

Etablierung und Verbreitung

Insbesondere in Belgien und den Niederlanden wurden zu Beginn der 2000er Jahre diverse Festivals und Konzerte initiiert auf welchen sich junge Funeral-Bands einem interessierten Publikum präsentieren konnten.[8] Indes verbreitete sich der Stil mit Interpreten wie den iranischen Funeral-Bands Tears of Fire und 1000 Funerals, den türkischen Xoresth und Illusions Play, der mexikanischen Band Abyssal, den brasilianischen Lelantos, HellLight und De Profvndis Clamati, dem indonesischen Projekt Candlegoat, dem marokkanischen Duo Lifesenseless oder japanischen Bands wie Funeral Moth und Aeternum Sacris international. Insbesondere in den Vereinigten Staaten, den Benelux-Ländern, Fennoskandinavien und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten wurde eine Vielzahl neuer Interpreten gegründet. Independent-Label wie das britische Aesthetic Death Records, das russische Solitude Productions und das japanische Weird Truth Productions trugen zur weiteren Etablierung des Genres bei während insbesondere aus Mittel-, Ost- und Nordeuropa sowie aus Nordamerika diverse Genrevertreter bekannt wurden.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Doomster: DOOM SHALL RISE - Das Doomcore/Sludge und Death-/Funeral-Doom Special. Vampster, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. März 2014; abgerufen am 28. März 2014.
  2. a b c Arne Eber: Ästhetik des Doom. ResettWorld, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 28. März 2014.
  3. Pedro Azevedo: Doom Metal: The Gentle Art of Making Misery. Chronicles of Chaos, abgerufen am 28. März 2014.
  4. Christian Hector: Sinistra: Interview zum Thema Funeral Doom. Metal Hammer, 1. April 2011, abgerufen am 2. Januar 2019.
  5. Funeral Doom Bandlist. Doom-Metal.com, abgerufen am 16. August 2018.
  6. a b c d e ta: Dunkel, dunkler, Funeral Doom. crossover agm, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Oktober 2014; abgerufen am 28. März 2014.
  7. Christian Hector: Interview mit Pantheist Sänger Kostas Panagiotou über Funeral Doom. Metal Hammer, 1. April 2011, abgerufen am 2. Januar 2019.
  8. Aleks Evdokimov: Interview with Funeralium. doom-metal.com, abgerufen am 10. August 2018.