Furunkel

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Klassifikation nach ICD-10
L02 Hautabszess, Furunkel und Karbunkel
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Furunkel

Ein Furunkel (von lateinisch furunculus‚ „kleiner Dieb“; umgangssprachlich auch Blutschwär[1]) ist eine tiefe, schmerzhafte Entzündung des Haarbalgs und des umliegenden Gewebes, die meist durch Staphylokokken (Staphylococcus aureus) oder eine Mischflora unterschiedlicher Krankheitserreger entsteht.

Durch Gewebsuntergang (Nekrose) und zentrale Einschmelzung (Eiter) entsteht ein „Pfropf“, der die Hautoberfläche durchbrechen und sich somit spontan entleeren kann. Die Abheilung erfolgt unter Narbenbildung.

Die Entzündung des umliegenden Gewebes bewirkt die Schmerzhaftigkeit des Bereichs.

Lokalisation

Haarbalgentzündungen können an jeder Stelle der behaarten Haut auftreten. Erst wenn sich die Entzündung auf den gesamten Haarbalg und das umliegende Gewebe ausbreitet, spricht man von einem Furunkel. Furunkel treten bevorzugt an Nacken, Gesäß, Oberschenkelinnenseite, äußerem Gehörgang und Oberlippe auf.[2] Schmelzen mehrere Furunkel zusammen, führt dies zu einem sehr schmerzhaften, großflächigen Karbunkel.

Sehr gefährlich sind Furunkelbildungen im Gesichtsbereich, da der Plexus pterygoideus in der tiefen Gesichtsregion zwischen den Kaumuskeln sowohl mit den Venen des Gesichts als auch mit dem Sinus cavernosus im Schädelinneren in Verbindung steht. Ebenso kann die Vena angularis über die Venen der Augenhöhle mit diesem kommunizieren. Die Entzündung kann sich langsam an den Venen entlang bis ins Gehirn ausbreiten und zu lebensbedrohenden Gehirnentzündungen oder Hirnvenenthrombosen führen (Ein Oberlippenfurunkel hatte vor Einführung der Antibiotika 1941 noch eine Mortalität von bis zu 50 Prozent[3]).

Furunkel treten spontan und meist ohne erkennbare Ursachen einzeln oder gehäuft auf. Jedoch können auch Hauterkrankungen wie der Impetigo und die Sycosis (Bartflechte, „Mentagra“) sowie Metastasen bei eitrigen Erkrankungen anderer Organe und einer dadurch entstehenden Septikämie Ursachen der Furunkelbildung sein. Bei schubweisem Auftreten wird von Furunkulose gesprochen. Besonders Diabetiker und Nierenkranke sind anfällig für Furunkel. Weitere Ursachen sind zu eng anliegende, scheuernde Kleidung oder eine unzureichende Desinfektion nach einer Rasur.

Therapie

Ein Furunkel sollte operativ aufgeschnitten werden, um durch die entstehende Druckentlastung dem weiteren Vordringen der Erreger in das umliegende Gewebe entgegenzuwirken. Beim „unreifen“ Furunkel kann durch Auftragen gefäßerweiternder Salben (sogenannte Zugsalben) in günstigen Fällen eine Heilung eintreten, ansonsten kann die Reifung des Furunkels und damit die Zeit bis zur operativen Behandlung durch Rotlicht- oder Kurzwellenbestrahlung[4] beschleunigt werden. Antibiotika können dabei helfen, die Gewebszerstörung zu minimieren.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist bei chronischem Auftreten ein Therapieversuch mit Autovakzinen, eine Art Impfung mit dem individuellen Krankheitserreger.

Siehe auch

Literatur

Wiktionary: Furunkel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Synonymangabe nach: Furunkel. In: Der Neue Herder. Erster Halbband. Freiburg 1949, Spalte 1252
  2. Furunkel. Fachbereich Dermatologie - Altmeyers Enzyklopädie, abgerufen am 30. Oktober 2017.
  3. Ferdinand Sauerbruch, Hans Rudolf Berndorff: Das war mein Leben. Kindler & Schiermeyer, Bad Wörishofen 1951; zitiert: Lizenzausgabe für Bertelsmann Lesering, Gütersloh 1956, S. 328.
  4. Furunkel - Fachbereich Dermatologie - Altmeyers Enzyklopädie. Abgerufen am 27. Oktober 2017.