Gareth Vaughan Williams

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Gareth „Graff“ Vaughan Williams (* 1965[1] in Windlesham,[2] England, Vereinigtes Königreich) ist ein US-amerikanischer und aus dem Vereinigten Königreich stammender Astronom, der bis zu seinem Ruhestand im Februar 2020 als stellvertretender Direktor des Minor Planet Center (MPC), einer Institution der Internationalen Astronomischen Union, tätig war.[3]

Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Williams arbeitete von Januar 1990 bis Februar 2020 im Minor Planet Center und war damit einer der längstdienenden dortigen Mitarbeiter. Er ist Mitglied der Internationalen Astronomischen Union und war auf einigen Komitees und Arbeitsgruppen Repräsentant des Minor Planet Centers, einschließlich der Working Group on Planetary System Nomenclature. Er ist Geschäftsführer der Working Group on Small Body Nomenclature.

Williams erreichte seinen Bachelor in Astronomie an der University College London, und seinen Ph.D. 2013 an der Fernuniversität The Open University.

Auf Researchgate, einem kommerziellen sozialen Netzwerk einer Wissenschaftsdatenbank für Forscher, sind 1479 Publikationen von Gareth Vaughan Williams gelistet und Williams ist als Mitarbeiter des Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (Division of Solar, Stellar, and Planetary Sciences) beschrieben.[4]

Am 11. Februar 2020 gab das Minor Planet Center bekannt, dass Gareth Vaughan Williams als stellvertretender Direktor zurücktritt.[3]

Asteroiden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er identifizierte (12126) 1999 RM11 als den ersten beobachteten Jupiter-Trojaner – der Asteroid war nur in einer Nacht von Edward Barnard gesehen worden.[5] Barnards Beobachtungen, von denen er anfangs glaubte, dass sie zum Saturnmond (Phoebe) gehörten, reichten aus, um zu zeigen, dass das Objekt weit entfernt war, aber er verfolgte es nicht weiter. Der erste als Jupiter-Trojaner entdeckte Asteroid war (588) Achilles 1906.[6]

Für den Asteroiden 2004 FH (ein Asteroid des Aten-Typs) berechneten Williams und seine Mitarbeiter bei der Auswertung der Entdeckung, dass dieser die Erde nicht treffen würde – was dann auch eintrat – der Asteroid näherte sich der Erde bis auf 43.000 Kilometer.[7]

Einige bereits nummerierte Asteroiden (die Nummerierung begann mit (1) Ceres) waren seit ihrer Entdeckung nicht mehr aufzuspüren gewesen. Ende der 1970er-Jahre waren es noch über 20, 1990 – als Williams zum Minor Planet Center kam – nur noch zwei. 1991 entdeckte er den ersten der zwei: (878) Mildred. Der zweite verloren gegangene Asteroid war (719) Albert; Williams hatte schon als Kind davon geträumt, (719) Albert wiederzuentdecken. 2000 nahm sich Williams des neu entdeckten astronomischen Objektes 2000 JW8 an – dieses stellte sich als (719) Albert heraus.[8][9]

2015 gab Williams die Entdeckung von 2015 HP116 bekannt – ein Asteroid von rund einem Meter Durchmesser, der zumindest bis März 2019 das Erde-Mond-System umkreisen dürfte, was es zumindest temporär zu einem Erdmond machen würde. 13 Stunden später stellte sich heraus, dass dieses Objekt die Raumsonde Gaia ist.[10]

Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Asteroid des äußeren Hauptgürtels (3202) Graff, der zur Hilda-Familie gehört und von Max Wolf an der Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl 1908 entdeckt wurde, wurde am 10. April 1990 nach Gareth Vaughan Williams benannt.[1][11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Lutz D. Schmadel: Dictionary of Minor Planet Names – (3202) Graff. Springer Berlin Heidelberg, 2007, ISBN 978-3-540-00238-3, (3202) Graff, S. 266, doi:10.1007/978-3-540-29925-7_3203.
  2. Gareth Williams’ Personal Web Pages. Harvard Smithsonian Center for Astrophysics, archiviert vom Original am 16. Januar 2006; abgerufen am 11. April 2018.
  3. a b MPEC 2020-C130 : GARETH WILLIAMS. Minor Planet Center, 11. Februar 2020;.
  4. Researchgate: Gareth V. Williams. Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics · Division of Solar, Stellar, and Planetary Sciences. In: researchgate.net. Researchgate, S. 19, abgerufen am 25. September 2020 (englisch, Profil Gareth Vaughan Williams auf Researchgate).
  5. Brian Marsden: The Earliest Observation of a Trojan – Press Information Sheet. 1. Oktober 1999, abgerufen am 10. Juli 2016.
  6. The best off – Gareth Williams. In: astro.hr. Archiviert vom Original am 3. April 2015; abgerufen am 2. April 2015.
  7. Ute Kehse: Glück gehabt: Asteroid verfehlte Erde knapp. Das etwa 30 Meter große Objekt, das den Namen 2004 FH erhielt, näherte sich der Erde am vergangenen Donnerstag um 23:08 Uhr bis auf 43.000 Kilometer, meldete das Jet Propulsion Laboratory der Nasa. In: wissenschaft.de. Konradin Mediengruppe, 20. März 2004, S. 2, abgerufen am 25. September 2020.
  8. IAU Minor Planet Center – Staff. In: Minor Planet Center. Internationale Astronomische Union, abgerufen am 2. April 2015.
  9. Stefan Deiters: Wiedersehen mit Albert. Um ihren Förderer Baron Albert Freiherr von Rothschild zu ehren, taufte man an der Wiener Sternwarte einen 1911 entdeckten Asteroiden auf den Namen „Albert“. In: astronews.com. Astronews, 16. Mai 2000, S. 2, abgerufen am 25. September 2020.
  10. Der Standard: Mysteriöser neuer Mond entpuppte sich als künstliches Objekt. Minor Planet Center (MPC) hielt ESA-Sonde „GAIA“ für einen bisher unbekannten winzigen Erdtrabanten. In: derStandard.at. Der Standard, 2. Mai 2015, S. 4, abgerufen am 25. September 2020.
  11. MPC/MPO/MPS Archive. In: Minor Planet Center. Abgerufen am 10. Juli 2016.