Gauliga Anhalt

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Gauliga Anhalt
Voller Name Gauliga Anhalt
Verband VMBV
Erstaustragung 1909
Letztmalige Austragung 1933
Hierarchie 1. Liga
Mannschaften 7 – 12
Rekordsieger SV Köthen 02 (9)
Qualifikation für mitteldeutsche Fußballmeisterschaft
Region Freistaat AnhaltVorlage:InfoboxFußballwettbwerb/Wartung/Kartenformat
↓ 2. Klasse

Die Gauliga Anhalt (auch 1. Klasse Anhalt) war eine der obersten Fußballligen des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine (VMBV). Sie wurde 1909 ins Leben gerufen und bestand bis zur Auflösung des VMBV 1933. Der Sieger qualifizierte sich für die Endrunde der mitteldeutschen Fußballmeisterschaft.

Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gau Anhalt wurde am 4. Juli 1909 im Rahmen der konstituierenden Versammlung im Kristallpalast in Dessau gegründet. Die 1. Klasse Anhalt startete mit sieben Teilnehmern. Bis 1913/14 variierte die Anzahl der Mannschaften in der Gauliga zwischen sieben und neun Mannschaften. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde für die Spielzeit 1914/15 zwar Teilnehmer gemeldet, es ist aber unbekannt, ob die Liga in dieser Saison überhaupt gestartet ist oder zu Ende gespielt wurde. Während des Krieges fand erst ab 1916/17 wieder ein Ligaspielbetrieb statt.

Im Zuge der Spielklassenreform des VMBV 1919 war die Gauliga Anhalt nur noch zweitklassig. Mit der Kreisliga Elbe wurde eine neue oberste Spielklasse geschaffen, die neben dem Gau Anhalt noch die Gaue Altmark, Harz und Mittelelbe beinhalteten. Diese Kreisliga wurde von den Magdeburger Vereinen dominiert, der Dessauer SV 98 und der SV 07 Bernburg konnten sich aus dem Gau Anhalt zumindest teilweise in der ersten Spielklasse halten. Zur Spielzeit 1923/24 wurden die Kreisligen wieder abgeschafft, fortan war die Gauliga Anhalt bis 1933 erneut erstklassig. Ab 1924/25 wurde die Liga, mit einer Ausnahme, mit zehn Teilnehmern ausgespielt.

Im Zuge der Gleichschaltung wurde der VMBV und demzufolge auch die Gauliga Anhalt, wenige Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 aufgelöst. Kein Verein aus diesem Gau qualifizierte sich für die neu eingerichtete erstklassige Gauliga Mitte, stattdessen wurden die Vereine in die unteren Spielklassen eingeordnet.

Die Gauliga Anhalt wurde anfangs vom FC Cöthen 02 dominiert, der sämtliche ausgetragene Gaumeisterschaften bis 1917 gewann. In den letzten Kriegsjahren konnte mit dem SV 07 Bernburg und Viktoria Zerbst erstmals andere Vereine die Gaumeisterschaft gewinnen. In den 1920ern bekam der nun in SV Cöthen 02 umbenannte Verein Konkurrenz vom Lokalrivalen SC Köthen 09, der zweimal Meister Anhalts wurde. Ende des Jahrzehntes schwand die Dominanz der Köthener Vereine, die vier letzten ausgespielten Meisterschaften gewannen je zweimal Wacker Bernburg und Viktoria Zerbst.

Einordnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die übermäßige Anzahl an erstklassigen Gauligen innerhalb des VMBVs hatte eine Verwässerung des Spielniveaus verursacht, es gab teilweise zweistellige Ergebnisse in den mitteldeutschen Fußballendrunden. Die Vereine aus der Gauliga Anhalt gehörten zu den spielschwächeren Vereinen im Verband. Vor dem Ersten Weltkrieg konnte, mit Ausnahme der Spielzeit 1912/13, als die spielschwächeren Gaue eine eigene K.-o.-Runde ausspielten, nur einmal die erste Runde in der Endrunde überstanden werden. In der Spielzeit 1916/17 gelang mit dem Erreichen des Halbfinales der mitteldeutschen Fußballendrunde der größte Erfolg für einen Verein aus der Gauliga Anhalt. Auch 1925/26 konnte der anhaltinische Vertreter Viktoria Zerbst bis in die dritte Runde (Viertelfinale) vordringen und schlug dabei in der ersten Runde den FV Fortuna Magdeburg aus der stärker eingeschätzten Gauliga Mittelelbe. Anfang der 1930er wurde regelmäßig die erste Spielrunde in der mitteldeutschen Fußballendrunde überstanden.

Die größten Erfolge für die Mannschaften aus der Gauliga Anhalt kamen erst im Zuge der 1933 eingeführten Gauliga Mitte. Obwohl kein Vertreter aus der Gauliga Anhalt für die Debütsaison berücksichtigt wurde, gelang dem SV Dessau 05 zur kommenden Spielzeit der Aufstieg in diese Liga. Dem SV Dessau 05, der in der Gauliga Anhalt keinen Titel gewinnen konnte, gelang es, insgesamt sechs Gaumeistertitel der Gauliga Mitte zu erringen. Weiterer Teilnehmer in der Gauliga Mitte aus der ehemaligen Gauliga Anhalt war der SV Dessau 98.

Meister der Gauliga Anhalt 1910–1933[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Gaumeister
Anhalt
Abschneiden
mitteldt. Meisterschafta
Mitteldeutscher Meister
1909/10 FC Cöthen 02 Vorrunde (1) VfB Leipzig
1910/11 FC Cöthen 02 Vorrunde (1) VfB Leipzig
1911/12 FC Cöthen 02 1. Runde (1) SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1912/13 FC Cöthen 02 Finale B (4) VfB Leipzig
1913/14 FC Cöthen 02 Achtelfinale (2) SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1914/15 abgebrochen keine mitteldeutsche Endrunde
1915/16 kein Spielbetrieb FC Eintracht Leipzig
1916/17 FC Cöthen 02 Halbfinale (3) Hallescher FC 1896
1917/18b SV 07 Bernburgb Vorrunde (1) VfB Leipzig
1918/19 Viktoria Zerbst Vorrunde (1) Hallescher FC 1896
1919/20 Kreisliga Elbe VfB Leipzig
1920/21 FC Wacker Halle
1921/22 SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1922/23 SV Guts Muts Dresden
1923/24 SV Cöthen 02 1. Runde (1) SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1924/25 SV Cöthen 02 1. Runde (1) VfB Leipzig
1925/26 Viktoria Zerbst Viertelfinale (3) Dresdner SC
1926/27 SC Köthen 09 1. Vorrunde (1) VfB Leipzig
1927/28 SC Köthen 09 1. Vorrunde (1) FC Wacker Halle
1928/29 SV Köthen 02 1. Vorrunde (1) Dresdner SC
1929/30 Wacker Bernburg 2. Vorrunde (2) Dresdner SC
1930/31 Wacker Bernburg 2. Vorrunde (2) Dresdner SC
1931/32 Viktoria Zerbst 2. Vorrunde (2) PSV Chemnitz
1932/33 Viktoria Zerbst 2. Runde (2) Dresdner SC
a 
In Klammern ist die erreichte Spielrunde als Zahl angegeben.
b 
Am Ende der Runde waren der FC Cöthen 02 und der SV 07 Bernburg punktgleich, so dass ein Entscheidungsspiel einberufen wurde. Dies wurde von Cöthen mit 3:1 gewonnen. Der Spielausschuss annullierte jedoch wegen eines Schiedsrichterfehlers das Spiel. Aus Terminnot wurde dennoch der FC Cöthen 02 als Vertreter Anhalts an der mitteldeutschen Fußballendrunde gemeldet. Das Wiederholungsspiel um Platz 1 gewann dann später der SV Bernburg.

Rekordmeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rekordmeister der Gauliga Anhalt ist der SV Köthen 02, der den Titel neun Mal gewinnen konnten.

Verein Titel Jahr
FC Cöthen 02/ SV Köthen 02 9 1909/10, 1910/11, 1911/12, 1912/13, 1913/14, 1916/17, 1923/24, 1924/25, 1928/29
Viktoria Zerbst 4 1918/19, 1925/26, 1931/32, 1932/33
SC Köthen 09 2 1926/27, 1927/28
Wacker Bernburg 2 1929/30, 1930/31
SV 07 Bernburg 1 1917/18

Ewige Tabelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berücksichtigt sind alle überlieferten Spielzeiten der erstklassigen Gauliga Anhalt von 1909 bis 1933. Die vollständige Abschlusstabelle der Meisterschaft 1909/10 ist nicht überliefert, daher ist für diese Spielzeit nur die Teilnahme berücksichtigt. Die Abschlusstabelle 1918/19 ist nicht überliefert, daher floss diese Spielzeit nicht mit in die ewige Tabelle ein. Die überlieferte Abschlusstabelle 1910/11 weist eine gesamte Tordifferenz von −3 auf. Da es in einigen Spielzeiten zu Spielen kam, die als Niederlage für beide Mannschaften gewertet wurden, gibt es mehr Gegenpunkte als Punkte.

Pl. Verein Jahre Sp. S U N T+ T- Diff. Punkte Ø-Pkt. Titel Spielzeiten
 1. FC Cöthen 02/ SV Cöthen 02/ SV Köthen 02 17  272  165  38  69 879 511 +368 368:176 1,35 9 1909–1918, 1923–1933
 2. Dessauer FC 98/ Dessauer SV 98 17  272  146  33  93 728 533 +195 325:219 1,19 0 1909–1918, 1923–1933
 3. Viktoria Zerbst 17  272  137  23  112 699 573 +126 297:247 1,09 4 1909–1918, 1923–1933
 4. SC Cöthen 09/ Sp.Abt. 09 im TC Cöthen/ SC Köthen 09 15  241  118  29  94 639 448 +191 265:217 1,1 2 1909–1917, 1923–1932
 5. Cöthener FC Germania 03 15  242  106  38  98 560 533 +27 250:234 1,03 0 1909–1914, 1923–1933
 6. FC Dessau 05/ SV Dessau 05 16  260  106  38  116 492 605 −113 250:270 0,96 0 1909–1917, 1923–1933
 7. SV 07 Bernburg 16  254  101  36  117 502 563 −61 238:270 0,94 1 1909–1914, 1917/18, 1923–1933
 8. Wacker Bernburg 11  198  92  33  73 488 410 +78 217:179 1,1 1 1917/18, 1923–1933
 9. 1. SC 1900 Zerbst 12  206  66  18  122 329 590 −261 150:262 0,73 0 1911–1918, 1923–1926, 1927–1931
10. SV Germania Roßlau 8  149  28  17  104 238 484 −246 73:225 0,49 0 1916/17, 1923–1929, 1931/32
11. SC Dessau 1911 5  89  28  16  45 176 286 −110 72:106 0,81 0 1916/17, 1926/27, 1930–1933
12. SV Viktoria Güsten 4  74  23  14  37 148 205 −57 60:88 0,81 0 1928–1930, 1931–1933
13. FC 1915 Dellnau 3  50  19  4  27 89 109 −20 42:58 0,84 0 1916–1918, 1923/24
14. FC Burgund Bernburg 1  21  4  1  16 26 74 −48 9:33 0,43 0 1923/24
15. SV Hertha Zerbst 1  18  3  1  14 19 49 −30 7:29 0,39 0 1916/17
16. Dessauer FC Germania 1911 1  16  0  1  15 13 49 −36 1:31 0,06 0 1913/14

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]