Geographisches Lexikon der Schweiz

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Bände 1–6 des Geographischen Lexikons der Schweiz
Band 6 des Geographischen Lexikons der Schweiz

Das Geographische Lexikon der Schweiz wurde von der Geographischen Gesellschaft zu Neuenburg (Société neuchâteloise de géographie) herausgegeben. Die redaktionelle Leitung hatte Charles Knapp, der in Verbindung mit „Fachmännern aus allen Kantonen“ stand. Mitherausgeber waren der Verleger Victor Attinger und der Kartograf Maurice Borel. Das Werk zählt sechs Bände und erschien in Neuenburg im Verlag der Gebrüder Attinger in den Jahren 1902 bis 1910.

Bände
  • Band 1: Aa – Emmengruppe. 1902. 704 Seiten
  • Band 2: Emmenholz – Kraialppass. 1904. 768 Seiten
  • Band 3: Krailigen – Plentsch. 1905. 768 Seiten
  • Band 4: Plessur – Schweiz. 1906. 770 Seiten
  • Band 5: Schweiz – Tavetsch. 1908. 768 Seiten
  • Band 6: Tavetsch Val – Zybachsplatte, Supplement – letzte Ergaenzungen – Anhang. 1910. 1328 Seiten

Zeitgleich wurden sechs Bände auf Französisch unter dem Titel Dictionnaire géographique de la Suisse publiziert:[1]

  • Tome 1: Aa – Engadine. 1902. 704 Seiten
  • Tome 2: Engadine (Alpes d’) – Langenberg. 1903. 768 Seiten
  • Tome 3: Langenberg – Pyramides. 1905. 771 Seiten
  • Tome 4: Quader – Sovrana. 1906. 766 Seiten
  • Tome 5: Soyhières – Tofa (la). 1908. 768 Seiten
  • Tome 6: Toffen – Zybachsplatte; Supplément, dernières notes, appendice. 1910. 1136 Seiten

Das Werk hat zum Ziel, das „Studium von Boden und Volk der Schweiz zu erleichtern“ (Redaktionsleitung: Vorwort zu Band 1). Der Text wurde mit Plänen, Karten, Illustrationen und Fotografien aller wichtiger Orte angereichert. Insgesamt sind in den sechs Bänden „37'117 Namen, 32'893 Artikel mit 5'146 Illustrationen, Plänen und graphischen Darstellungen im Text, sowie 150 farbige Tafeln ausser dem Texte“ (Nachwort in Band 6) enthalten. Das Supplement geht über reine Errata hinaus und bietet zudem zusätzliche Artikel – zum Teil waren sie zu spät bei der Redaktion eingereicht worden – sowie Erweiterungen einzelner Artikel, die sich in der „Mehrzahl […] auf den Buchstaben A beziehen“ (Zur Beachtung, Hinweis zum Supplément in Band 6). Der Anhang in Band 6 enthält Verzeichnisse der Kantone, Bezirke und Gemeinden, der Schweiz der Eisenbahn-, Strassenbahn- und Dampfboot-Stationen, der Poststellen sowie der Telegrafenbüros und öffentlichen Telefon-Sprechstationen.

Das Lexikon erhebt den Anspruch, von allen Gegenden der Schweiz eine „scharfe und bis ins Kleinste genaue, dabei aber auch den praktischen Zwecken dienende und jedermann zugängliche Beschreibung zu geben“ (Redaktionsleitung: Vorwort zu Band 1). Dabei mussten „sowohl die physischen Verhältnisse des Landes (Gebirge, Täler, stehende und fliessende Gewässer etc.) wie die sozialen und politischen Einrichtungen seiner Bewohner (Weiler, Dörfer, Städte, Gemeinden, Bezirke, Kantone, Industrie, Handel, Bevölkerung etc.) gleichmässig ihre Berücksichtigung finden“ (Redaktionsleitung: Vorwort zu Band 1). Nebst rein topographischen Beschreibungen wurde auch ein „Bild der […] wirtschaftlichen Lage der Schweiz zu Beginn des 20. Jahrhunderts“ (Nachwort in Band 6) festgehalten.

Laut Redaktionskomitee war das Lexikon „dazu bestimmt, auf lange Jahre hinaus eine nützliche Quelle der Belehrung zu sein, zu der Alle greifen werden, denen das Studium unseres Vaterlandes am Herzen liegt“ (Redaktionsleitung: Vorwort zu Band 1). Hundert Jahre später gilt das Geographische Lexikon der Schweiz immer noch als Referenzwerk auf seinem Gebiet.

„Wir glauben ohne unbescheidene Ueberhebung behaupten zu dürfen, ein Werk geschaffen zu haben, wie es zur Zeit in gleich weitgreifender Ausführung kein anders Land sein eigen nennen kann.“

Nachwort in Band 6[2]

Das Nachwort zum Lexikon nennt nebst dem Verleger Victor Attinger auch Max Diacon, Stadtbibliothekar von Neuenburg, als ideelle Väter des Lexikons. Diacon konktaktierte 1899 Attinger mit der Idee einer Neubearbeitung des Buchs Vollständige Beschreibung des Schweizerlandes von Markus Lutz. Dieses Werk, das auch unter dem Titel Geographisch-statistisches Hand-Lexikon erschien, wurde 1822 in einer kürzeren Fassung und von 1827 bis 1835 in vier Bänden publiziert, eine Neuauflage stammt von 1856 und Übersetzungen ins Französische von 1836 und 1861. Attinger hatte selbst schon mit dem Gedanken gespielt, sah es aber als unmöglich an, da alles komplett neu gemacht werden müsste.[2]

Durch den Austausch mit Diacon angeregt, skizzierte Attinger einen Plan und setzte sich mit dem Kartografen Maurice Borel (1860–1926)[3] in Verbindung, da er das Werk umfassend illustriert haben wollte.[2] Dieser empfahl Charles Knapp (1855–1921), Professor für Geographie und später Inhaber des Lehrstuhls für Völkerkunde und Kulturgeschichte an der Universität Neuenburg. Der ausgebildete Lehrer und wissenschaftliche Autodidakt war von 1892 bis 1921 auch Konservator des Völkerkundemuseums in Neuenburg und 1885 Mitgründer sowie damals Bibliothek-Archivar der das Lexikon herausgebenden geographischen Gesellschaft gewesen. Knapp übernahm die geographische Leitung des Lexikons.[2][4]

Bei der Ausarbeitung eines 16-seitigen Musterbogens wurde den Verantwortlichen die Komplexität des umfangreichen Unternehmens bewusst. Nebst finanzieller Fragen musste der Verleger auch Autoren in der ganzen Schweiz gewinnen, die meist über die lokalen geographischen Gesellschaften vermittelt wurden. Nebst den ständigen bezahlten Autoren waren insgesamt „16'200 gelegentliche Mitarbeiter an dem Unternehmen beteiligt“ (Nachwort in Band 6), darunter über 80 regelmässige Mitarbeiter, die mehrheitlich über die ganze Zeitdauer aktiv waren. Ein Büro erstellte während eines Jahres die Nomenklatur, während die Redaktion den Inhalt festlegte. Ein Sekretariat aus zwei Personen und mehreren Hilfskräften kümmerte sich um die Organisation, Korrespondenz, Übersetzungen und Revision der Artikel. Die Redaktionsleitung begutachtete dann die Manuskripte. Danach wurden die Texte an unzählige Korrekturen in der ganzen Schweiz verschickt, alle Artikel über Gemeinden wurden den jeweiligen Ortsbehörden zur Kenntnis zugeschickt. Professor Knapp musste in einzelnen Fällen zwischen Autoren mit unterschiedlichen Ansichten vermitteln.[2]

Die Originaltexte wurden auf Französisch verfasst. Die deutsche Ausgabe wurde vom ETH-Bibliothekar Heinrich Brunner verantwortet, nachdem der Zürcher August Aeppli erkannte, dass die Aufgabe für ihn zu umfangreich ist. Brunner zog nach Neuenburg und revidierte später auch französische Texte.[2] Erster Generalsekretär war Herrmann Perrenoud, der später verstarb und für kurze Zeit durch Friedrich Fol ersetzt wurde. Die Archivarin Jeanne Küffer, die von Beginn an im Sekretariat arbeitete, übernahm dann die Leitung des Sekretariats. Sie ist die einzige im Nachwort aufgeführte Frau.

Nach langem Prozedere erhielt das Projekt 1908 endlich eine Subvention des Bundes. Mit fast allen Kantonen wurden Übereinkommen getroffen, die einerseits eine Unterstützung vorsahen und anderseits einen vergünstigten Bezug erlaubten.[2]

Unter den Tausenden von Mitwirkenden werden zu Beginn des sechsten Bands die Autoren aufgeführt, die am Lexikon mitgearbeitet haben. Im Nachwort sind einige Personen, die über viele Jahre massgebend mitgearbeitet haben, speziell erwähnt.

Die folgende Tabelle führt die im Nachwort verzeichneten Autoren auf:[2]

Name, Vorname Funktion Beiträge zu Kanton Einzelartikel Fachgebiet
Aeppli, August Professor (Geographie) Zürich Alpen
André, Emil Professor Genf
Bächtold Pfarrer Schaffhausen
Bähler Pfarrer Berner Oberland
Baumgartner Seminarlehrer Zug
Billwiller, R. Meteorologe Meteorologie
Blättler Pfarrer Nidwalden
Brandstetter, L. Professor (Linguistik) Etymologie der Zentralschweiz
Bretscher, K. Privatdozent Fauna, Tiergeographie
Courthion, L Schriftsteller Wallis (ohne phyisch-geographische Artikel)
Daucourt, A. Stadtarchivar Katholische Landschaften
de La Harpe, Eugen Bergsteiger Bezirke Pays d’Enhaut, Aigle, Vevey
alpine Topographie (Waadt, Wallis, Bern, Uri, Unterwalden)
Dessonnaz Redaktor Freiburg
Diacon, Max Bibliothekar Neuenburg
Dill, Oskar Professor Aargau
Dunant, Emil Aventicum
Ab Egg, G. Professor Uri
Erni, A. Erziehungsrat Luzern
Etlin Arzt Obwalden
Flach Seminarlehrer Zürich (historische Artikel)
Fontaine Kantonsstatistiker Freiburg
Gerber, Fritz Postbürochef Post-, Telefon-, Telegrafenwesen
Gerster Professor St. Gallen
Godet, Paul Professor Fauna, Tiergeographie
Guillarmod, Charles Jacot Ingenieur Schweiz (einleitende Abschnitte) Gipfel und Gruppen der Alpen
Heierli Privatdozent Urgeschichte
Heuscher, J. Professor Fauna, Tiergeographie
Heyer Professor Appenzell Ausserrhoden
Imhof, Eduard Professor (Geographie)
Jaccard, Henri Botanik
Jaccard, H. Professor Pflanzengeographie
Jaccard, Paul Professor Pflanzengeographie
Jacottet, Henri Mitarbeiter Nouveau Dictionnaire de Géographie Universelle Lugano
Kälin, Meinrad Lehrer Schwyz
Klopfenstein, C. Lehrer Bernisches Mittelland
Küchler, Viktor A. Vikar Obwalden
Kurz, Louis Alpinismus
Lehner Lehrer Appenzell Innerrhoden
Liardet, A. Ingenieur Waadt
Mangold Kantonsstatistiker Volkswirtschaft, Statistik
Mariani Professor Tessin
Meisser, S. Archivar Graubünden
von Morlot Eidgenössischer Bauinspektor Hydrographische Statistik
Muoth Professor Rätoromanische Sprache
Naef, E. Kantonsstatistiker Aargau
Oberholzer Rektor Glarus phyisch-geographische Artikel der Ostschweiz
Perrin, L. Pfarrer Neuenburg
Perrochet, Alexander Professor Geologie
Pittard, Eugène Professor Anthropologie
Rebmann Regierungsrat Basel-Landschaft
Renevier, E. Professor Geologie
Ribi, F. Erziehungssekretär Thurgau
Robert, Arnold Ständerat Korrekturen und einige Spezialartikel
Rollier, Louis Privatdozent
Schardt, Hans Professor Physische Geographie und Geologie
Schröter, C. Professor Pflanzengeographie
Tarnuzzer, Ch. Professor
Tripet, Fritz Professor Botanik
Wälli Pfarrer Thurgau
Weber Landammann Zug
Wehrli, Leo[5] Geologe, Gymnasiallehrer
Wyrsch Landammann Nidwalden
Wyss, B. Professor Solothurn
von Zeppelin, Eberhard Graf Forscher Bodensee
Zobrist Professor Berner Jura
Zollinger, Edwin Seminarlehrer Basel-Stadt
Zollinger Lehrer Emmental
Zoss, H. Statistik
Commons: Geographisches Lexikon der Schweiz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Catherine Santschi: Lexika. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  2. a b c d e f g h Nachwort. In: Geographisches Lexikon der Schweiz. Band 6. Neuenburg 1910, S. 1325–1328.
  3. Antoine Wasserfallen: Borel, Maurice. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  4. Anne Jeanneret-de Rougemont: Knapp, Charles. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  5. M. Wehrli-Frey: Leo Wehrli 1870–1954. In: Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft. Band 134, 1954, S. 370 (e-periodica.ch [abgerufen am 12. Januar 2023]).