Gewebefaktor

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Gewebefaktor

Vorhandene Strukturdaten: siehe UniProt-Eintrag

Eigenschaften des menschlichen Proteins
Masse/Länge Primärstruktur 263 aa; 29,6 kDa
Sekundär- bis Quartärstruktur extrazell.+cytoplasm. (219+44 aa)
Bezeichner
Gen-Namen F3 ; CD142; TF; TFA
Externe IDs
Vorkommen
Homologie-Familie F3
Übergeordnetes Taxon Euteleostomi
Orthologe
Mensch Maus
Entrez 2152 14066
Ensembl ENSG00000117525 ENSMUSG00000028128
UniProt P13726 Q8R3Q1
Refseq (mRNA) NM_001993 NM_010171
Refseq (Protein) NP_001984 NP_034301
Genlocus Chr 1: 94.77 – 94.78 Mb Chr 3: 121.72 – 121.73 Mb
PubMed-Suche 2152 14066

Gewebefaktor (auch Faktor III oder Gewebethromboplastin,[1] engl. auch Tissue factor) ist ein an der Blutgerinnung beteiligtes Protein. Deshalb wird er zur Gruppe der Gerinnungsfaktoren gezählt. Er befindet sich im Gewebe (Subendothel), in Blutplättchen und in Leukozyten (weißen Blutkörperchen).

Genetik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gen für den Gewebefaktor befindet sich auf Chromosom 1 Genlocus p22-p21.

Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gewebefaktor ist ein Protein, das aus drei Domänen besteht:

1. Eine Domäne, die außerhalb der Zelle liegt. Diese bindet sich durch Protein-Protein-Interaktionen an das aktivierte Proconvertin (Faktor VIIa). Proconvertin besteht auch aus verschiedenen Domänen. Eine dieser Domänen, die carboxylierte γ-Carboxyglutamat-Domäne, bindet in Gegenwart von Kalzium an negativ geladene Phospholipide. Diese Bindung erhöht die Protein-Protein-Bindung zwischen Proconvertin und Thrombokinase (Faktor X).

2. Eine Domäne, die die hydrophobe Zellmembran durchdringt.

3. Eine Domäne von 21 Aminosäuren Länge innerhalb der Zelle, die die Signalfunktionen des Thromboplastins übernimmt.

Funktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bänder-/Oberflächenmodell von Faktor Xa (blau/rot) mit Faktor VIIa (dunkelgrün/grau) und Gewebefaktor (hellgrün) nach PDB1NL8.

Der Gewebefaktor ist der Rezeptor auf der Zellmembran für aktiviertes Proconvertin (Faktor VIIa).

Die am besten erforschte Funktion des Gewebefaktors ist seine Rolle bei der Blutgerinnung. Der Komplex aus Gewebefaktor mit Proconvertin katalysiert die Umwandlung des inaktiven Stuart-Prower-Faktors (Faktor X) in aktivierten Faktor Xa. Zusammen mit Proconvertin bildet der Gewebefaktor den extrinsischen Pfad der Blutgerinnung, bei dem eine Verletzung der Blutgefäße durch schnellstmögliche Blutgerinnung unterbunden werden soll (siehe auch Hämostase). Dem steht der intrinsische Pfad gegenüber, bei dem der Stuart-Prower-Faktor durch eine Kaskade von bereits im Blut befindlichen Faktoren aktiviert wird.

Außerdem gehört der Gewebefaktor zu einer Gruppe von Proteinen, die unter dem Oberbegriff „Cytokin Rezeptor Klasse II“ zusammengefasst werden. Die Mitglieder dieser Gruppe werden von Zytokinen, kleinen Proteinen, die das Verhalten von weißen Blutkörperchen beeinflussen, aktiviert.[2] Weiterhin wurde festgestellt, dass die Bindung von aktiviertem Proconvertin am Gewebefaktor Signalprozesse innerhalb der Zelle auslöst. Diese Signalprozesse spielen eine Rolle bei der Bildung neuer Blutgefäße (Angiogenese)[3] und bei der Hemmung des programmierten Zelltods (Apoptose).[4]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gewebefaktor wird von Zellen exprimiert, die normalerweise nicht mit fließendem Blut in Verbindung stehen, wie zum Beispiel Zellen im Subendothel (Bindegewebsschicht) und von Zellen, die Blutgefäße umgeben (z. B. Fibroblasten). Das ändert sich wenn die Blutgefäße beschädigt werden (z. B. durch Verletzung). Die Zellen mit Thrombokinase geraten in Kontakt mit Proconvertin, das im Blut zirkuliert. Dies vertausendfacht die Aktivität des Proconvertins.

Die innere Wand von Blutgefäßen besteht aus Endothelzellen, welche den Gewebefaktor nur ausbilden, wenn sie entzündungsbildenden Molekülen, wie Tumornekrosefaktor Alpha (TNF-alpha) ausgesetzt sind. Auch Monozyten bilden den Gewebefaktor nach Kontakt mit entzündungsbildenden Molekülen aus.

Der Gewebefaktor ist auch auf zirkulierenden Mikropartikeln zu finden. Das sind Membranvesikel, welche aus Membranfragmenten bestehen, die von diversen Blutzellen wie Blutplättchen oder Monozyten abgegeben werden. Sie sind mit dem Gewebefaktor und anderen Proteinen wie Adhäsionsrezeptoren (zum Beispiel P-Selektin) beladen und spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung.[5][6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Robert F. Schmidt, Florian Lang, Gerhard Thews (Hrsg.): Physiologie des Menschen mit Pathophysiologie. 29. Auflage. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2005, ISBN 3-540-21882-3, S. 528.
  2. Tissue factor as an evolutionary conserved cytokine receptor: Implications for inflammation and signal transduction. PMID 14872439.
  3. M. Belting, M. I. Dorrell, S. Sandgren, E. Aguilar, J. Ahamed, A. Dorfleutner, P. Carmeliet, B. M. Mueller, M. Friedlander, W. Ruf: Regulation of angiogenesis by tissue factor cytoplasmic domain signaling. PMID 15098027
  4. B. B. Sorensen, L. V. Rao, D. Tornehave, S. Gammeltoft, L. C. Petersen: Antiapoptotic effect of coagulation factor VIIa. PMID 12738672
  5. N. Mackman: Role of tissue factor in hemostasis and thrombosis. In: Blood Cells Mol Dis. 36(2), 2006 Mar-Apr, S. 104–107. Review.
  6. K. E. Eilertsen, B. Østerud: The role of blood cells and their microparticles in blood coagulation. In: Biochem Soc Trans. 33(Pt 2), 2005 Apr, S. 418–422. Review.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]