„Gummitier“ – Versionsunterschied

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=== Sexueller Fetisch ===
=== Sexueller Fetisch ===


Gummitiere wirken auf einige Menschen sexuell erregend.<ref>http://gettingit.com</ref> Sie sind eine spezielle Variante des sexuellen Fetischismus für Aufblasbare Dinge<ref>Gates, Katherine (1999): Incredibly Strange Sex! Juno Books. ISBN 978-1890451035</ref>, der auch als Inflatophilie bezeichnet wird.<ref>Carpenter, S. L. (2012): Owned. Samhain, Cincinnati OH. 58 pages. ISBN 978-1-60928-760-3</ref>
Gummitiere wirken auf einige Menschen sexuell erregend und werden entsprechend zur [Masturbation] verwendet.<ref>http://gettingit.com</ref> Sie sind eine spezielle Variante des sexuellen Fetischismus für aufblasbare Dinge (u.a. auch [[Wasserball (Spielzeug)|Wasserbälle]], [[Luftmatratze]]n oder aufblasbare [[Dakimakura|Liebeskissen]])<ref>Gates, Katherine (1999): Incredibly Strange Sex! Juno Books. ISBN 978-1890451035</ref>, der auch als „Inflatophilie“ bezeichnet wird.<ref>Carpenter, S. L. (2012): Owned. Samhain, Cincinnati OH. 58 pages. ISBN 978-1-60928-760-3</ref>


=== Kunst und Literatur ===
=== Kunst und Literatur ===

Version vom 10. Februar 2012, 14:09 Uhr

Gummitiere und andere aufblasbare Badespielzeuge eines fliegenden Händlers an einem Badestrand

Ein Gummitier ist ein aufblasbares Spielzeug in Form eines (Phantasie-)Tieres. Anders als die Bezeichnung suggeriert, bestehen Gummitiere heutzutage aus Weich-PVC. Die meisten Gummitiere werden als Badespielzeug zum Reiten auf dem Wasser verwendet.

Geschichte

Aufblasbare Gummitiere gibt es seit den 1920er Jahren. Anfangs wurden sie tatsächlich aus Gummi hergestellt: Der Beginn einer nahtlosen Fertigung mit speziellen Maschinen wird in Deutschland auf das Jahr 1921 datiert.[1] Ihre Verwendung als Badespielzeug hat sich aber erst nach und nach etabliert: Die Illustrierte Die Woche berichtete 1924: „Nach der neuesten Mode nehmen die jungen Damen in amerikanischen Seebädern große Gummitiere mit, auf denen sie im Wasser herumreiten.“[2]

Ab den 1960er Jahren setzten sich Gummitiere analog zu Wasserbällen in der heute üblichen Ausführung aus Weichkunststofffolie durch.

Typische Ausprägungen

Die am häufigsten als Gummitier nachgebildeten Arten sind Delfine, insbesondere Orca-Wale, gefolgt von Haifischen. Zum einen erlaubt deren zeppelinförmiger Leib ohne größere Extremitäten eine verhältnismäßig preisgünstige Fertigung, zum anderen erleichtert das übliche Design mit einer breiten, horizontal angeordneten Schwanzflosse als stabilisierender Schwimmkörper die Verwendung als Reittier beim Baden.

Ebenfalls relativ beliebte Varianten sind Alligatoren, gelbe Riesenenten, Schwäne, Wasserschlangen und -drachen. Landtiere wie Pferde, Zebras und riesige Wölfe sind sehr selten; gleichwohl werden auch sie als Gummitiere gefertigt.

Material und Verarbeitung

Mädchen mit Hai-Gummitier an einem Badestrand in Dänemark. Einer der beiden Haltegriffe ist sichtbar.

Gummitiere haben eine Haut aus PVC-Folie von üblicherweise 240 bis 360 µm Dicke, die mit Luft gefüllt werden muss, um den Körper herauszubilden. Bei den beliebten Meeressäugern sind oft zwei getrennte Luftkammern für Leib und Schwanzflosse vorhanden. Jede Luftkammer besitzt ein Stopfenventil, durch das die nötige Luft zugeführt und bei Bedarf auch wieder abgelassen werden kann.

Die PVC-Haut ist mit farbigen Aufdrucken (oft nach dem Kindchenschema) gestaltet; sie besteht aus mehreren Streifen, die miteinander hochfrequenzverschweißt werden, um die dreidimensionale Form des Gummitiers zu bilden. Die Schweißnähte sind natürliche Schwachstellen der Konstruktion, die nach einiger Zeit der Nutzung zum Aufreißen neigen.

Die Länge von Gummitieren bewegt sich üblicherweise im Bereich von ein bis zwei Metern, so dass bei größeren Exemplaren über hundert Liter Luft zur Füllung benötigt werden. Größere Gummitiere werden im vorderen Bereich oft mit Haltegriffen ausgestattet, was das Aufsitzen erleichtert.

Gefahren

Gummitiere sind keine Schwimmhilfen. Ihre Benutzung als Wasserspielzeug stellt besonders für Kinder und Nichtschwimmer ein Risiko dar, weil sie durch große Wind- und Strömungsanfälligkeit schnell weit von Ufer oder Küste abgetrieben werden können. Aber auch geübte Schwimmer können sich beim Versuch, ein davondriftendes Gummitier wieder einzufangen, gefährlich überschätzen. Gummitiere sind deshalb an manchen Stränden verboten (zum Beispiel auf den westfriesischen Inseln[3]) und sollten nur in strömungsarmen Bereichen und bei auflandigen Windverhältnissen mit ins Wasser genommen werden.

Für kleinere Kinder droht Erstickungsgefahr, wenn sie auf die Idee kommen, in leere Hüllen von Gummitieren hineinzukriechen. Daher sollten sie nur unter Aufsicht von Erwachsenen damit spielen.

Besondere Verwendungen

Neben der gewöhnlichen Benutzung als Badespielzeug sind folgende Verwendungen von Gummitieren dokumentiert:

Verhaltensforschung

Bernhard Grzimek ließ sich von einer deutschen Spielwarenfirma lebensgroße Gummitier-Attrappen von Löwen, Elefanten und Nashörnern fertigen, um zu sehen, wie die echten Tiere darauf reagieren. Allein die Elefanten ließen sich nicht täuschen und nahmen von den Gummitieren keinerlei Notiz.[4]

Sexueller Fetisch

Gummitiere wirken auf einige Menschen sexuell erregend und werden entsprechend zur [Masturbation] verwendet.[5] Sie sind eine spezielle Variante des sexuellen Fetischismus für aufblasbare Dinge (u.a. auch Wasserbälle, Luftmatratzen oder aufblasbare Liebeskissen)[6], der auch als „Inflatophilie“ bezeichnet wird.[7]

Kunst und Literatur

Kind mit Stäben und Gummitier ist Titel und Motiv eines 1969 entstandenen, realistischen Rundbildes (Eitempera, 90 cm Durchmesser) von Peter Nagel, das sich im Bestand des Kunstmuseums Bochum befindet.

Gummitiere werden von einigen Bühnenautoren als Requisiten gefordert, zum Beispiel von Elfriede Jelinek, die sie schlaff aus einem mütterlichen Bauch hervorziehen läßt[8] oder bereits 1947 von Friedrich Wolf, bei dem ein Gummitier nebst Wasserball und Dolchmesser eingepackt wird[9]

Loriot gab unter dem Titel Umgang mit Gummitieren entsprechende humoristische Verhaltensanweisungen.[10]

Handel

Die meisten Gummitiere werden in der Volksrepublik China hergestellt. In den deutschsprachigen Ländern Mitteleuropas gelten sie als Saisonartikel und werden meist von Mai bis Juli in Spielwarengeschäften, Baumärkten und bei Sportausrüstern angeboten. Eine gewisse Anzahl auch ausgefallener Modelle wird über spezialisierte Fachhändler ganzjährig via Internet vertrieben.

Einzelnachweise

  1. Karl Maurer: Die Deutsche Spielwarenindustrie. In: Ausschuß zur Untersuchung der Erzeugungs- und Absatzbedingungen der deutschen Wirtschaft – Verhandlungen und Berichte des Unterausschusses für Allgemeine Wirtschaftsstruktur, (I. Unterausschuß), 5. Arbeitsgruppe (Außenhandel). Band 19. Mittler, Berlin 1930 (XIV + 425 Seiten).
  2. Die Woche – moderne illustrierte Zeitschrift. Band 26. Scherl, Berlin 1924, S. 732.
  3. Völler, Heike & Völler, Susanne (2004): Holländische Watteninseln: Texel, Vlieland, Terschelling, Ameland, Schiermonnikoog. Reihe: DuMont direkt. Ostfildern: DuMont. 119 Seiten. ISBN 978-3770164325
  4. Sewig, Claudia (2009): Bernhard Grzimek -- Der Mann, der die Tiere liebte. Biografie. Bergisch-Gladbach: Lübbe. 450 Seiten. ISBN 978-3-7857-2367-8
  5. http://gettingit.com
  6. Gates, Katherine (1999): Incredibly Strange Sex! Juno Books. ISBN 978-1890451035
  7. Carpenter, S. L. (2012): Owned. Samhain, Cincinnati OH. 58 pages. ISBN 978-1-60928-760-3
  8. Jelinek, Elfriede (1987): Krankheit oder Moderne Frauen. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Regine Friedrich. Köln: Prometh. 96 Seiten.
  9. Wolf, Friedrich (1947): Besinnung. Vier Dramen. Berlin: Aufbau. 314 Seiten.
  10. Loriot (1973): Loriots heile Welt. Zürich: Diogenes. 304 Seiten. ISBN 978-3257009279