Gustav Dörstling

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Wilhelm Gustav Dörstling (* 12. Juni 1816 in Wien; † 17. Mai 1885 in Steyr) war ein österreichisch-sächsischer Kaufmann, Unternehmer in der Textilindustrie und Politiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dörstling kam 1832 mit seinen Eltern nach Sachsen. Ab 1841 war er als kaufmännischer Gehilfe in dem Chemnitzer Unternehmen Becker & Schraps tätig. Zu dieser Zeit war dort sein Vater Teilhaber, von 1854 bis 1859 er selbst. Er verließ das Unternehmen 1859 und gründete eine eigene Spinnerei. Diese musste er 1865 infolge der Baumwollkrise aufgeben.[1] Er gehörte dem Ausschuss des Fabrik- und Handelsstandes zu Chemnitz[2] an und wirkte an einer Kommission zur Erörterung der Gewerbs- und Arbeitsverhältnisse[1] mit. Bereits 1847 hatte er eine Schrift über die Löhne von Arbeitern veröffentlicht.[3]

Ab Anfang der 1870er Jahre lebte Dörstling in Dresden.[4]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Landtag 1849 vertrat er vom 7. März bis zum 30. Mai 1849 den 58., 59. und 60. Wahlbezirk in der I. Kammer des Sächsischen Landtags. Das Mandat hatte er in einer vom 8. bis 16. Januar 1849 durchgeführten Nachwahl erlangt, die notwendig geworden war, weil der ursprünglich gewählte Abgeordnete Carl Gotthelf Todt das Mandat eines anderen Wahlbezirks angetreten hatte.[2] Er war Kandidat des Deutschen Vereins.[5] Im Juni 1849 wurde Dörstling wegen seiner Teilnahme am Dresdner Maiaufstand steckbrieflich gesucht.[6] Für den Landtag 1849/50 erlangte Dörstling im 59. Wahlkreis ein Mandat für die II. Landtagskammer. Diese Wahl fand wegen Formfehlern keine Anerkennung, was am 4. Dezember 1849 in der Landtagskammer verkündet wurde.[7]

In Chemnitz wurde Dörstling 1850 in die Stadtverordnetenversammlung gewählt. Von 1857 bis 1866 vertrat er die Stadt als stellvertretender Abgeordneter von Magnus Ottomar Kölz in der II. Landtagskammer.[8] Dörstling gehörte zu den Vorstandsmitgliedern der Handelskammer zu Chemnitz (1862) und zu den Verwaltungsratsmitgliedern der Chemnitzer Actienspinnerei.[9] Er positionierte sich zum sächsischen Gewerbegesetz[10] und unterstützte den Eisenbahnbau.[11][12] Er verlangte den Bau weiterer Eisenbahnstrecken in Sachsen und deren Anbindung an Linien jenseits der sächsischen Landesgrenzen.[1]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Arbeitgeber und die Löhne der Arbeiter. Betrachtung mit Rücksicht auf die Zustände in Chemnitz. J. C. F. Pickenhahn & Sohn, Chemnitz 1847.
  • An die Herren Mitglieder der ersten und zweiten Kammer der Hohen Ständeversammlung. Dresden 1864.
  • Einige Worte zur Eisenbahnfrage im Königreich Sachsen. Chemnitz 1867.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Wolfgang Uhlmann: Das Wirken Chemnitzer Abgeordneter im Sächsischen Landtag (1833–1867). In: Manfred Hettling (Hrsg.): Figuren und Strukturen. Historische Essays für Hartmut Zwahr zum 65. Geburtstag. K. G. Saur, München 2002, ISBN 3-598-11585-7, S. 575–601.
  2. a b Josef Matzerath, Uwe Ulrich Jäschke: Aspekte Sächsischer Landtagsgeschichte. Die Mitglieder und Wahlbezirke der sächsischen Landtage 1833 bis 1952. Teil 3, Wahlbezirke und Raumbezüge. Dresden 2011, ohne ISBN, S. 86–87 und S. 90.
  3. Rudolph Strauß: Quellen zur Lage der Chemnitzer Arbeiter in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert. (= Beiträge zur Heimatgeschichte von Chemnitz, Band 1.) Chemnitz 1952, S. 34–35. (Digitalisat bei der SLUB)
  4. Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden 17. Jahrgang 1871, S. 52. (Digitalisat bei der SLUB)
  5. Michael Rudloff: Das sächsische Fabrikbürgertum und die Revolution 1848/49. In: Ulrich Heß, Petra Listewnik, Michael Schäfer (Hrsg.): Wirtschaft und Staat in der Industrialisierung Sachsens 1750–1930. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2003, ISBN 3-935693-86-9, S. 105–138.
  6. Dresdner Anzeiger und Tageblatt vom 25. Juni 1849, S. 2. (Digitalisat)
  7. Josef Matzerath, Uwe Ulrich Jäschke: Aspekte Sächsischer Landtagsgeschichte. Die Mitglieder und Wahlbezirke der sächsischen Landtage 1833 bis 1952. Teil 3, Wahlbezirke und Raumbezüge. Dresden 2011, S. 114–115 und S. 118.
  8. Josef Matzerath: Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Die Mitglieder und Wahlbezirke der sächsischen Landtage (1833–1952). Dresden 2011, S. 196–197.
  9. Dresdner Journal vom 4. Juli 1865. (Digitalisat)
  10. Friedrich Georg Wieck's deutsche illustrirte Gewerbezeitung vom 16. Juli 1859 (Digitalisat)
  11. Dresdner Journal vom 17. April 1868. (Digitalisat).
  12. Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom 3. Dezember 1867. (Digitalisat)