Gustav Jacoby

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Gustav Jacoby (* 24. Dezember 1895 in Wiesbaden; † 25. Mai 1939 in Berlin (?)) war ein deutscher Humorist und Vortragsmeister.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er war ein Sohn des Lustspieldichters Wilhelm Jacoby, dessen Posse “Pension Schöller” noch heute gespielt wird.[1] Ursprünglich sollte er eine Kaufmannslehre bei einer Sektkellerei antreten, doch ihn zog es zur Bühne. Er bekam eine Volontärstelle beim Frankfurter Schauspielhaus. Danach folgten Engagements in Bad Homburg, im Seebad Binz und in Putbus auf der Insel Rügen. 1917 wurde er eingezogen und trat in Fronttheatern auf.

Einer misslungenen Klassikeraufführung nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, bei der er vernichtend kritisiert wurde, verdankte Jacoby den Wechsel ins humoristische Fach. Von da an unterhielt er bei Vortragsabenden sein Publikum mit eigenen Conférences und war dabei so erfolgreich, dass er bald zu einem Großen der Kleinkunst aufstieg. Er debütierte 1924 am Berliner Rundfunk[2]. Richtig bekannt aber machten ihn die »Lustigen Abende« bei der WERAG, der Vorläuferin des Westdeutschen Rundfunks[3], bei denen er als Conférencier wirkte. Doch gastiert er auch an anderen deutschen Sendern und Bühnen, so z. B. am Deutschen Theater in München[4] oder in der Berliner “Scala”.[5]

Die Kritik der zeitgenössischen Presse zeichnete ihn mit Prädikaten wie „starke künstlerische Persönlichkeit“, „geistreicher, launiger Plauderer“ und „großer Vortragsmeister“ aus, ja nannte ihn gar einen „echten Causeur“ und „wahrhaften Bohemien“. Hervorgehoben wurden seine „reiche Skala an Modulation“ und seine „hervorragende Sprachtechnik“[6].

Seine Spezialität waren launige Plaudereien und mundartliche Spaziergänge durch die Landschaften des Reiches, deren Dialekte[7] er meisterhaft beherrschte: „Zu den bekanntesten Nummern, die Jacoby vortrug, gehörte die ‘Darstellung landsmännischer Typen in Ausdruck und Gebärde’ “.[8] Mit Monokel und Zigarre, seinen unvermeidlichen Kennzeichen[9], auftretend, zählte er zu den beliebtesten Humoristen im Deutschland der 1930er Jahre. Ende 1938 zwang ihn schwere Krankheit zur Aufgabe seines Berufes. Er starb im Alter von 44 Jahren.

Für Lindströms Odeon-Etikett nahm er in der 2.Hälfte der 1920er Jahre eine Reihe von Grammophonplatten auf, die seine Stimme der Nachwelt erhalten haben.

Tondokumente (Beispiele)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Odeon O-2049 a (mx. be 5010) Humor vom Rhein, 1. Teil
  • Odeon O-2049 b (mx. be 5011) dto., 2. Teil [Herbst 1926]


  • Odeon O-2167 a (mx. Be 5686) Das war in Heidelberg in blauer Sommernacht. Lied (H.Krome - W.Weiß)
  • Odeon O-2167 b (mx. Be 5687) Berlin, Berlin (H.Hauptmann - G.Hochstötter)
  • „Gustav Jacoby Vortragsmeister. Mit Instrumentaltrio.“[10]


  • Odeon O-2564 a (mx. Be 5682) Sächsische Geschichtsstunde (G.Jacoby)
  • Odeon O-2564 b (mx. Be 5683) Das Verhör (G.Jacoby) [Frühjahr 1927][11]


  • Odeon O-11 120 a (mx. Be 8542) Der Zauber von Düsseldorf am Rhein (K.Blume - G.Jacoby)
  • Odeon O-11 120 b (mx. Be 8543) Ja wir vom Rhein! (K.Blume - G.Jacoby)


  • Odeon O-11 122 a (mx. Be 8547) Mir ächte Määnzer, 1. Teil
  • Odeon O-11 122 b (mx. Be 8548) dto., 2. Teil [Herbst 1929]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lacht euch gesund! Selbstverlag, 1930.[12]
  • Lustige Jacoby-Kinder. Humoristische Vorträge mit Textzeichngen von Richard Bloos. Selbstverlag, [1931]. DNB 574067191

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Dollinger: München im 20. Jahrhundert: eine Chronik der Stadt von 1900 bis 2000. Verlag Buchendorfer, 2001, ISBN 3-934036-42-2.
  • Josef Donderer: ‘--und abends in die Scala’: Fotografien. (= Reihe Fotosammlungen. Band 2). Verlag Nicolai, Berlin 1991, ISBN 3-87584-384-3.
  • Künstler am Rundfunk, ein Taschenalbum der Zeitschrift »Der deutsche Rundfunk«, unseren Lesern gewidmet. Rothgießer & Diesing, Berlin 1932.[13]
  • Künstler im Rundfunk, ein Taschenalbum unseren Lesern gewidmet »Der deutsche Rundfunk«, »Funkpost« - Teil 4, Vortragskünstler und Unterhaltungsorchester. Rothgießer & Diesing, Berlin 1936.
  • Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945. Selbstverlag, Göttingen 1992, OCLC 1072532296.
  • Joachim-Felix Leonhard (Hrsg.): Programmgeschichte des Hörfunks in der Weimarer Republik. (= dtv-Taschenbücher Wissenschaftliche Reihe. Band 4702). Band 2, DTV Deutscher Taschenbuch Verlag, 1997, ISBN 3-423-04702-X, S. 974 u. 1014.
  • Jürgen Müller: Willkommen – Bienvenue – Welcome ...: Politische Revue – Kabarett – Varieté in Köln 1928–1938. (= Schriften des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln. Band 14). Emons Verlag, 2008, ISBN 978-3-89705-549-0.
  • Wolfgang Schneidereit: Discographie der Gesangsinterpreten der leichten Muse von 1925 bis 1945 im deutschsprachigen Raum: Eine Discographie mit biographischen Angaben in drei Bänden. Band 2: Kirsten Heiberg bis Ethel Reschke. Verlag BoD – Books on Demand, 2019, ISBN 978-3-7528-2841-2, S. 639.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ansichtskarte mit Porträt von Jacoby, datiert 1935.
  • Titelblatt zu “Lacht euch gesund!” mit Bild von Jacoby (mit Einglas) bei booklooker.de (abgerufen am 3. Juli 2020)
  • Albumblatt (Postkartenformat mit aufgezogenem Zeitungsbild), eigenhändig signiert mit Ort, Datum Leipzig, 27.4.(19)33. DAZU : Kleiner Zeitungsartikel über seine Auftritte. Text: “Noch einer ist da, der für frohe Laune sorgt: Gustav Jacoby. Man kennt ihn längst von westlichen Radiowellen her, umso angenehmer die persönliche Begegnung. Jacoby bringt seine Witze auf originelle Art. ER unternimmt einen Streifzug nach Bayern, Schwaben, Sachsen, nach Berlin, Frankfurt und zum Rhein, und erzählt seine amüsanten Erlebnisse jeweils in dem betreffenden Dialekt.” abgeb. bei auktionen.de, auch bei ZVAB.com (abgerufen am 3. Juli 2020)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. so bei Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945. Göttingen, im Selbstverlag 1992; laut Donderer S. 74 war er der Bruder des Ufa-Filmregisseurs Georg Jacoby, nachmals Ehemann von Marika Rökk.
  2. vgl. Leonhard, Programmgeschichte S. 1014 : „Der rheinische Humorist Gustav Jacoby trat bereits im ersten Sendejahr mehrfach in Berlin, je zweimal in Frankfurt ... auf.“
  3. vgl. Taschenalbum “Künstler am Rundfunk” S. 247, wo es zu seiner Photographie heißt: „Gustav Jacoby, einer der deutschen Meisterhumoristen, übernimmt die Conference in den "Lustigen Abenden" des Westdeutschen Rundfunks.“ Und im 4. Band von “Künstler im Rundfunk” steht auf S. 32: „Er gastiert unzählige Male an deutschen Sendern in größeren Veranstaltungen und mit eigenen Vortragsprogrammen.“ Bei radiomusaeum.org (Memento des Originals vom 19. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.radiomusaeum.org
  4. H.Dollinger S. 150
  5. Im Programmheft der “Scala” vom Dezember 1937 wurde Jacobis Auftritt „Der lachende Weltenspiegel“ auf S. 8 sogar direkt als „politische Conférence“ angekündigt, vgl. Donderer et al., S. 74
  6. zit. nach Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945. Göttingen, im Selbstverlag 1992
  7. vgl. Albumblatt m. sign. Zeitungsausschnitt, datiert Leipzig, 27. April 1933, kl. Artikel: „Er unternimmt einen Streifzug nach Bayern, Schwaben, Sachsen, nach Berlin, Frankfurt und zum Rhein, und erzählt seine amüsanten Erlebnisse jeweils in dem betreffenden Dialekt.“
  8. vgl. Müller S. 327
  9. vgl. Zeichnung von Adler bei radiomusaeum.org
  10. Etiketten abgebildet bei picclick.de (abgerufen am 3. Juli 2020)
  11. Etikett abgeb. bei -plattenshop.net (abgerufen am 3. Juli 2020)
  12. sokrates-digital.de
  13. Titelseite abgeb. bei radiomusaeum.org (Memento des Originals vom 10. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.radiomusaeum.org