H. C. Horn

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Die Firma H. C. Horn, 1864 als Zündholzfabrik gegründet, eröffnete 1879 einen Reedereibetrieb in Schleswig, der 1921 nach Flensburg und 1933 nach Hamburg verlegt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte 1956 durch Heinz Horn eine Neugründung der Reederei mit Sitz in Hamburg, die bis 1969 bestand. Sie war vor allem in der Kühlfrachtschifffahrt tätig, bei der bis Anfang 1970 in der weltweiten Fahrt kleine Ladungen von Kühlgütern entweder von Linienfrachtern mit einigen Kühlräumen oder sehr kleinen Kühlschiffen transportiert wurden. Danach übernahmen die Kühlcontainer dieses Ladungssegment.

1949 gründete Erich Müller-Stinnes die Horn-Linie, an deren Vorgänger, dem Westindischen Schiffahrtskontor, Heinz Horn Anteile besaß.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schleswig um 1870

Heinrich Christian Horn wurde 1837 in Kiel geboren und kam 1860 nach Schleswig. 1864 erwarb er hier sein Haus mit einem Fabrikgebäude zur Zündholzherstellung. In diesem Jahr gelangte Schleswig von Dänemark zu Preußen. Mit ein Grund, dass er allgemeine Handelsgeschäfte aufnahm. Ab 1869 handelte er auch mit Kohlen und Koks. Die Kohlen kamen aus England und daher interessierte er sich zunehmend für die Schifffahrt.

Reedereigründung durch Heinrich Christian Horn 1879[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1879 übernahm er die Schleischifffahrt mit drei kleinen Schiffen, die Güter und Passagiere auf der Schlei beförderte. Eine gute Ergänzung, da die Saison der Schleischifffahrt im Sommer und der Kohlenhandel im Winter stattfand. 1871 wurde Horn schwedisch-norwegischer Konsul. 1881 stieg er auch in die Seeschifffahrt ein, gründete die erste Seereederei in Schleswig und suchte Partner, um das erste Schiff zu finanzieren. 190 Parten a 1000 Mark verteilten sich auf 87 Zeichner und Horn als Korrespondentreeder bestellte bei Ulrichs in Vegesack einen Frachter mit 600 t Tragfähigkeit und 240 PS Antriebsleistung zum Preis von 185.000 Mark. Am 21. August 1883 lief das Schiff vom Stapel, wurde auf den Namen Stadt Schleswig getauft und ganz Schleswig war bei der Ankunft des Schiffes am 7. November auf den Beinen, um das Schiff mit einer Ladung Kohlen aus Schottland zu besichtigen. Das zweite Schiff, die Therese Horn mit 603 BRT wurde 1888 für 183.000 Mark von der Rostocker Actiengesellschaft für Schiff- und Maschinenbau geliefert. Es wurde mit 180 Parten von 32 Partnern finanziert. Mit 117 Parten besaß Horn die Mehrheit an diesem Schiff. Mit 14 bis 20 % Rendite waren die Schiffe sehr erfolgreich und mit Beteiligung von Partnern wurde das dritte Schiff, die mit 699 BRT vermessende Minna Horn, ebenfalls von der Rostocker Actiengesellschaft für Schiff- und Maschinenbau abgeliefert.

1899 starb Heinrich Christian Horn mit 61 Jahren und die Witwe Therese Horn übernahm von 1899 bis 1903 die Reederei, die dann vom älteren Sohn Henry Horn weitergeführt wurde.

Die Schiffe für H. C. Horn, Schleswig bis 1904[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schiffsname Werft / Bau-Nr. Vermessung BRT/TDW Ablieferung Verbleib
Stadt Schleswig H. F. Ulrichs / 104 536 / 600 1883 vermisst
Therese Horn Rostocker Actiengesellschaft für Schiff- und Maschinenbau / 97 604 / 1888 1922 gesunken
Minna Horn Rostocker Actiengesellschaft für Schiff- und Maschinenbau / 114 699 / 1890 1915 gesunken
Marie Horn A. G. Neptun / 155 1217 / 1896 1918 nach Torpedotreffer gesunken
Franz Horn A. G. Neptun / 172 1509 / 2300 1898 1956 gestrandet
Henry Horn A. G. Neptun / 171 1508 / 2100 1898 1940 nach Kollision gesunken
Herbert Horn Henry Koch / 105 2315 / 2900 1898 1923 bei B&V abgewrackt
Luise Horn Henry Koch / 112 1326/ 2100 1899 1907 vermisst
Frida Horn A. G. Neptun / 185 2370 / 3300 1900 1903 im Hurrikan gesunken
Helene Horn Cembeltown Shipping GB / 40 1825 / 2800 1900 1933 abgewrackt
Hilda Horn A. G. Neptun / 193 1410 / 2200 1900 1941 gesunken
Heinrich Horn Henry Koch / 124 1360 / 1390 1900 1917 gestrandet
Ingrid Horn AG Neptun / 203 2040 / 3030 1902 1917 gesunken
Stadt Schleswig (2) Schömer&Jensen / 39 1100 / 1550 1902 1932 abgewrackt
Irmgard Horn A. G. Neptun / 209 1485 / 2500 1902 1939 gesunken
Minna Horn (2) Schömer&Jensen / 54 1040 / 1500 1904 1932 in Schweden abgewrackt

Franz Horn gründet 1902 die Dampfschiffs-Rhederei "Horn" AG in Lübeck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der jüngere Bruder Franz Horn blieb Gesellschafter, gründete jedoch in Lübeck 1901/02 die Dampfschiffs-Rhederei "Horn" AG und 1904 die Fruchtdampfer AG in Lübeck. Ab 1902 wurde von Lübeck aus außerdem eine Zweigniederlassung der Schleswiger Reederei betrieben. Für die Fruchtdampfer AG wurden insgesamt sieben Fruchtdampfer in Dienst gestellt, die für die Fruchtfahrt von den Kanarischen Inseln und von Mittelmeerhäfen nach England und Hamburg eingesetzt wurden. Anhand der Namen konnten die mit gleicher Flagge und Schornsteinmarke fahrenden Schiffe unterschieden werden. Die Schleswiger Dampfer fuhren mit dem Familiennamen (Horn hinten) und die Lübecker begannen mit Horn.

Bis 1912 wurde die Fruchtfahrt der Fruchtdampfer AG mit eigenen Schiffen beendet und die Reederei später im Handelsregister gelöscht. 1905 beteiligte sich Franz Horn an der vom Norddeutschen Lloyd (NDL) neu gegründeten Roland-Linie AG zur Westküste Südamerikas. Das Lübecker Engagement wurde ab 1917 reduziert, da der von Franz Horn als Nachfolger vorgesehene Sohn Herbert in Flandern gefallen war. Der NDL kaufte zunehmend Aktien seiner Südamerika-Konkurrenz auf und besaß 1921 die Aktienmehrheit. 1926 ging die Dampfschiffs-Rhederei "Horn" AG mit ihren 12 Dampfern und rund 20.000 BRT im NDL auf. 1930 starb Franz Horn und damit endete die Bedeutung des Standortes Lübeck für die Familie Horn.

Henry Horn führt die Reederei in Schleswig ab 1903[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elberfeld, 1904 gebaut als Minna Horn

1905 fuhren bereits 21 Dampfschiffe mit rund 33.000 BRT für die Partenreederei in Schleswig. 1906 waren es zusammen 38 Dampfer mit 77.500 BRT. Ihr Anschaffungswert betrug 19 Mio. Mark und das Durchschnittsalter drei Jahre.[1] Die Reedereien Horn zählten zu den größten Frachtdampferflotten Deutschlands und waren die Nummer eins in der deutschen Trampfahrt. 1914 war die Reederei mit rund 120.000 Gesamttragfähigkeit zur bedeutendsten deutschen Ostseereederei gewachsen. Der Erste Weltkrieg beendete den weiteren Aufstieg.

Neuanfang und Änderungen nach dem Ersten Weltkrieg (1920)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ceres entstand 1922 als Mimi Horn

Nach dem Kriegsende mussten zehn Schiffe abgeliefert werden, es verblieb nur die 19 Jahre alte Irmgard Horn. 1920 wurde sie in die Karibik geschickt, um den Aufbau eines Liniendienst zu erkunden. Der Test verlief erfolgreich und führte zu einem Liniendienst zwischen dem Kontinent und der Karibik. 1921 wurde der Firmensitz von Schleswigs einziger Reederei wegen niedrigerer Steuern zur wichtigen Hafenstadt Flensburg, damals Sitz vieler Reedereien, verlegt. Die Schleischiffahrt hatte man schon vorher aufgegeben. Der Neuanfang war, da der 1921 verabschiedete Reederei-Abfindungsvertrag keinen vollständigen Ersatz für die entstandenen Kriegsschäden vorsah, schwer. Heinz Horn war der einzige Sohn von Henry Horn, er war Reedereikaufmann und hatte bei A. P. Möller als Volontär gearbeitet. Er erhielt 1923 Prokura, bereiste Mittelamerika und errichtete hier ein Agenturnetz für den neuen Liniendienst. Die Trampfahrt wurde reduziert und der teurere, aber Platz sparende Dieselmotor, sollte die Kessel und Dampfmaschinen ersetzen. Hintergrund waren Personaleinsparungen beim Dieselbetrieb und das im Vergleich zur Kohle billige Öl im Bunkerhafen Willemstad auf Curacao. Mit ein Grund, dass dieser Hafen als Drehpunkt auch von Horns Zubringerschiffen der Karibik angelaufen wurde. In Folge entstanden auf verschiedenen Werften ohne Beteiligung von Partnern 12 Motorschiffe von 1924 bis 1932 mit Heimathafen Hamburg, da die technische Inspektion und die Buchungsbüros sich in Hamburg befanden. Die Motorschiffe hatten eine Vermessung von 3.000 bis 4.000 BRT und waren mit großzügigen Passagiereinrichtungen ausgestattet. 1927 nahm die etablierte Westindien-Konferenz die Reederei H. C. Horn als Mitglied auf, wodurch höhere Raten ermöglicht wurden und der Konkurrenzkampf gemildert wurde. 1931 wurde mit der HAPAG eine Poolgemeinschaft eingerichtet und 1933 zog die Reederei auch auf Wunsch der Banken nach Hamburg.

Heinz Horn (1933)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Henry Horn blieb nur kurze Zeit in Hamburg, er übertrug seinem Sohn Heinz die Geschäftsführung und starb 1937 auf seinem Glücksburger Besitz. Der 1933 eingetretene Kommanditist Erich Müller-Stinnes unterstützte Heinz Horn in diesen schweren Jahren. Bereits 1934 wurden die ersten Nachkriegsneubauten verkauft und langsam besserten sich die Verhältnisse in der Seeschifffahrt. In diesem Jahr wurde das Westindische Schiffahrtskontor GMbH als Korrespondentreederei einiger Hornschiffe gegründet, es gehörte Müller-Stinnes und Horn je zur Hälfte.

Erst 1939 wurde eine Flottenvergrößerung notwendig und die geplanten Neubauten wurden aufgrund des Zweiten Weltkrieges nicht mehr realisiert. Heinz Horn übernahm zwei 7.800 BRT Schiffe vom Reeder Arnold Bernstein. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen bedeuteten das Ende für die Reederei, sowohl bei den Schiffen als auch der Büros, da das Kontorhaus Opfer der Bomben wurde.

Reedereien Horn-Linie (1949) und H.C.Horn (1956)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund von vor dem Zweiten Weltkrieg von Berlin nicht in das Vereinigte Königreich überwiesenen Hypothekenzahlungen gab es nach Kriegsende Probleme mit dem alten Reedereinamen. Heinz Horn haftete als Komplementär persönlich für die Hypotheken und daher bestand die Gefahr, dass man seine Schiffe im Ausland an die Kette legen konnte. Diese Schuldfrage war erst Mitte der 50er Jahre bereinigt.

Horn-Linie (1949)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ernst Müller-Stinnes startete 1949 mit der Horn-Linie alleine, da Heinz Horn seine Anteile an dem Westindische Schiffahrtskontor GmbH an ihn übertrug.

Kühlschiff Ursula Horn lädt tiefgekühlten Fisch auf der Reede vor Bata (Afrika), 1967

H. C. Horn (1956)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinz Horn startete seine Reederei im Jahr 1956 mit dem Namen „H. C. Horn“. Die Idee, mit sehr kleinen Kühlschiffen für weltweite Fahrt eine Nische zu besetzen, war anfangs sehr erfolgreich. Die ersten Schiffe, wie Consul Horn, Therese Horn, Henry Horn, wurden 1957 von den Werften J. J. Sietas in Hamburg und Mimi Horn, Waltraud Horn und Klaus Horn wurden von der Schlichting-Werft in Travemünde abgeliefert. So wurden von 1957 bis 1961 insgesamt 18 Schiffe mit 880 m³ (Consul Horn) bis max. 1.710 m³ (Ursula Horn) abgeliefert. Diese Schiffe wurden aufgrund der weltweiten Fahrt überwiegend im Drei-Wachen-Dienst gefahren, sie wurden von den Besatzungen liebevoll als „Hörnchen“ bezeichnet. Die Reederei H. C. Horn kam wie viele Reedereien Mitte der 1960er Jahre in Schwierigkeiten und wurde von der Reederei Hamburg Süd übernommen.

Die Kühlschiffe für H. C. Horn von der Werft J. J. Sietas[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schiffsname Bau-Nr. IMO-Nummer Vermessung
BRT / tdw
Ablieferung Verbleib
Consul Horn 416 5507898 428 /576 1957 am 18. Dezember 1963 am Kap Juby (Marokko) gestrandet
Therese Horn 417 5358634 428 /576 1957 1965 verkauft, 1988 verschrottet
Ingrid Horn 422 5161433 560 / 900 1958 1967 verkauft, 2008 aus dem Lloyd’s Register gelöscht
Hilde Horn 436 5150587 1137 / 915 1959 1969 verkauft, 1991 aus dem Lloyd’s Register gelöscht
Dora Horn 443 5092711 428 / 576 1958 1971 verkauft, 2001 aus dem Lloyd’s Register gelöscht
Stadt Schleswig 444 5337800 428 / 576 1958 1971 verkauft, 1999 aus dem Lloyd’s Register gelöscht
Heinz Horn 450 5146005 1114 / 900 1958 1970 verkauft
Marie Horn 451 5224041 1140 / 915 1959 1969 verkauft, am 1. Juli 1972 vor Puerto Limón durch Explosion und Feuer schwer beschädigt, im Oktober 1976 als künstliches Riff in der Nähe von Miami versenkt
Irmgard Horn 455 5163431 852 / 853 1958 1975 verkauft
Ursula Horn 456 5374406 1360 /1425 1959 1969 verkauft, im August 1989 in San Esteban de Pravia (Spanien) verschrottet
Harald Horn 468 5142645 1360 / 1390 1960 1968 verkauft, 1972 in Neuseeland zum Forschungsschiff Tangaroa umgebaut, im November 1984 in Auckland verschrottet
Caroline Horn 469 5064805 1360 / 1390 1960 1968 verkauft, im Januar 1987 in Perama (Griechenland) verschrottet
Luise Horn 470 5214537 1360 / 1365 1961 1970 verkauft, am 22. November 1978 vor Elba (Ägypten) auf ein Riff gelaufen und als Totalverlust abgeschrieben
Consul Horn (II) 599 6713934 875 / 714 1966 1967 verkauft, am 13. März 1995 im Golf von Mexiko auf Position 24.05N, 93.14W gesunken

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl-Heinz Hochhaus: Deutsche Kühlschiffahrt (1902-1995). Verlag H. M. Hausschild, Bremen 1996, ISBN 3-931785-11-4
  • Gert Uwe Detlefsen, Friedrich-Wilhelm Kunze: Horn-Linie. Die Chronik einer traditionsreichen Reederei. DF-Verlag, Bad Segeberg 1990

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Horn-Linie: Auf allen Weltmeeren unterwegs, Schleswiger Nachrichten, 15. August 2011.