Hans Jüngst

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hans Jüngst (* 6. April 1901 in Wilmersdorf bei Berlin; † 28. August 1944 bei Fère-en-Tardenois, Frankreich) war ein deutscher Geologe und Hochschuldozent.

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Vater Ernst Jüngst war Rechtsanwalt in Wilmersdorf bei Berlin. Hans Jüngst studierte Geologie in Tübingen und Berlin bis 1925. Danach war er als Dozent am Institut für Geologie an der Technischen Hochschule Darmstadt angestellt. 1929 habilitierte er sich zum Dr. habil. Seit diesem Jahr lehrte er als Privatdozent in Darmstadt.

1938 war Hans Jüngst an geologischen Untersuchungen in Belgien und den Niederlanden eingesetzt. Seit 1940 war er für die deutsche Wehrmacht tätig, vor allem bei geologischen Untersuchungen im besetzten Polen.[1] 1944 kam er bei einer Gutachterfahrt im besetzten Frankreich ums Leben.

Hans Jüngst hat einen umfangreichen Nachlass von Tagebüchern, Briefen und weiteren persönlichen Aufzeichnungen hinterlassen. Diese gelten als ein aufschlussreiches Zeitdokument eines interessierten deutschliberalen Wissenschaftlers in den verschiedenen politischen Epochen während seines Lebens.[2][3]

Hans Jüngst war verheiratet mit Aimée geborene Cauer (1903–1993), Tochter von Wilhelm Cauer, Professor für Eisenbahnwesen, und Marie Koch, Tochter des Gymnasialprofessors Hermann Adolf Koch.[4] Sie hatten wahrscheinlich keine Kinder. Aimée Jüngst konnte nach 1949 erfolgreich eine Entschädigung für den Tod ihres Mannes einklagen, da sie die Begleitumstände als vermeidbar darstellen konnte.[5] Dieses wurde nach ihrer Aussage ein Präzedenzfall für andere Witwen von Wehrmachtsangehörigen.

Publikationen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans Jüngst veröffentlichte einige geologische Studienergebnisse.

  • Erläuterungen zur Karte der Rhein-Mainischen nutzbaren Steine und Erden, Landesplanungsgruppe Dr. Steder, Abt. Arbeitsplanung, o. J.
  • Rät, Psilonoten- und Schlotheimienschichten im nördlichen Herzvorlande, G. Fischer, Jena, 1928
  • Zur vergleichenden Stratigraphie des Rät zwischen Harz und Elsaß, Darmstadt, 1929
  • Foraminiferen des Tertiärs Borntraeger, Berlin 1932
  • Karte der süddeutschen Steine und Erden, 1938
  • Die technische Bewertung der Natursteine des ehemaligen Polen, Bau-Verlag R. Schirmer, Berlin 1943, 2. erw. Aufl.
  • Michael Fischer: Dr. phil. habil. Hans Jüngst. Ein Leben im deutschen Zeitalter der Extreme. Karlsruhe 2012 Digitalisat Auszüge
  • Christa Wolf: Verzeichnis der Hochschullehrer der Technischen Hochschule Darmstadt. Darmstadt 1977. S. 97

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Hans Jüngst, Die technische Bewertung der Natursteine des ehemaligen Polen, 2. erweiterte Auflage, 1943
  2. Michael Fischer: Dr. phil. habil. Hans Jüngst. Ein Leben im deutschen Zeitalter der Extreme 2012
  3. Ulrich Kunze, Lehrbuch Familiengeschichte, 2018, S. 128; auch Ulrich Kunze, Die Studienstiftung des deutschen Volkes, 2009, S. 369, mit Zitaten aus Feldpostbriefen an seine Frau
  4. Aimée Cauer von Renstorff, Familienstammbaum, mit Vorfahren und Geschwistern, ihre Ehe ist dort aber nicht bekannt
  5. Anna Schnädelbach, Kriegerwitwen. Lebensbewältigung zwischen Arbeit und Familie in Westdeutschland nach 1945, 2009, S. 89–90 Anm. 91, mit Angabe eines Interviews mit ihr