Hauptplatz (Graz)

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Grazer Hauptplatz in Richtung Sackstraße

Der Hauptplatz ist ein Platz im ersten Grazer Stadtbezirk Innere Stadt. Von ihm zweigen die Sporgasse, die Herrengasse, die Schmiedgasse, die Murgasse und die Sackstraße ab.

Geschichte

Um 1160 wurde der Grazer Hauptplatz als zentraler Marktplatz von Herzog Otakar III. angelegt. Er ist damit die historisch und städtebaulich wichtigste Platzanlage der Stadt[1]. Das historische Zentrum von Graz bildend, reichte der trapezförmige Hauptplatz früher bis zur heutigen Landhausgasse. Erst um 1550 wurde seine Fläche wegen des Neubaus des Rathauses im Renaissancestil beinahe halbiert. Die Häuser, die den Platz umgeben haben einen mittelalterlichen bis spätgotischen Baukern. Besonders die Fassaden, zum Teil spätgotischer, barocker, biedermeierlicher und späthistoristischer Gestaltung prägen das Platzbild. Ebenfalls vorhanden sind an einigen Häusern aufwändige Stuckdekorationen und Marienplastiken, die von der Volksfrömmigkeit zeugen.[2]

Im Jahr 1878 wurde das Erzherzog-Johann-Brunnendenkmal in der Mitte des Platzes aufgestellt. Durch die Neugestaltung des Rathauses zwischen 1887 und 1893 erhielt der Hauptplatz einen „neuen monumentalen Akzent[3]. Ursprünglich befand sich an der Einmündung des Hauptplatzes in die Sackstraße die von Kaiser Leopold I. zum Dank wegen der überstandenen Pest gestiftete Dreifaltigkeitssäule. Aufgrund der veränderten Verkehrssituation musste die Säule auf den Karmeliterplatz verlegt werden.

Neben dem Jakominiplatz ist der Hauptplatz der einzige weitere Ort in Graz, der von allen Straßenbahnlinien angefahren wird. Rund um den Erzherzog-Johann-Brunnen stehen etliche Buden, die dem Platz seinen ursprünglichen Charakter als mittelalterlicher Marktplatz erhalten. Das Areal zwischen Brunnen und Rathaus wird oft für Veranstaltungen genutzt.

Namensgebung

In ihrer ursprünglichen Bezeichnung hieß die Anlage „auf dem Platz“. Erst 1665 scheint erstmals der Name „Hauptplatz“ in den Chroniken auf. Wegen der sich im Rathaus befindenden Hauptwache, wurde der Platz im 19. Jahrhundert auch „Hauptwachplatz“ genannt. Von 1870 bis zum Anschluss Österreichs 1938 und seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die Gegenwart trägt er wieder den Namen „Hauptplatz“. Zwischen 1938 und 1945 hatte er noch „Adolf-Hitler-Platz“ geheißen.[4]

Liste bedeutender Bauten und Denkmäler

Die Liste beinhaltet die Hausnummer, die das jeweilige Gebäude hat, den Eigennamen, Anmerkungen zur Geschichte und Architektur und ein Bild zur Illustration.

Hausnummer Eigenname Anmerkungen Bild
1 Grazer Rathaus Der Renaissancebau aus dem Jahr 1550 wurde am Beginn des 19. Jahrhunderts durch einen klassizistischen Bau ersetzt. Seine heutige Form erhielt das Rathaus nach einem Umbau zwischen 1889 und 1893, bei dem es seine späthistoristische Fassadengestaltung erhielt. Das Rathaus ist Sitz der Grazer Stadtregierung.[5]
3 Weißsches Haus Das Weißsche Haus wurde 1710 errichtet. Es besteht aus einem monumentalen fünfgeschossigen Baublock mit Innenhof. Das Korbbogen-Steinportal wird von einem schmiedeeisernen Oberlichtgitter abgeschlossen und besitzt blechbeschlagene Torflügel. Die Schauseite mit Kolossalpilastern birgt ein Sandsteinrelief mit der Darstellung der Gottesmutter Maria mit Jesuskind aus dem Baujahr.[6]
4 Adler-Apotheke Das Haus an der Ecke Hauptplatz und Neue-Welt-Gasse stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die Frontfassade ist von einem polygonalen Eckerker dominiert, der auf Säulen ruht und im 17. Jahrhundert errichtet wurde. An die Fassade ist ein skulptierter Adler mit dem Hauswappen angebracht (1535). Das Rundbogen-Steintor (1778) besitzt blechbeschlagene Torflügel und ein schmiedeeisernes Oberlichtgitter. In den Räumlichkeiten des Erdgeschosses befindet sich die Adler-Apotheke.[7]
6 Bürgerhaus Zum großen Christoph Das Haus an der Ecke Hauptplatz und Franziskanergasse stammt aus dem 17. Jahrhundert. In die Frontfassade sind zwei rechteckige Erker auf Kragsteinen eingelassen. Das Fassadenfresko mit der Darstellung des heiligen Christophorus stammt von P. Scholz und ist mit einem Laub- und Bandelwerk-Stuckrahmen umgeben. Das Sandsteinrelief des Marien-Gnadenbildes (1975) ist nach der Art Lucas Cranachs gestaltet und besitzt einen Zopfdekor.[8]
11 Luegg-Haus Der Baukern des Luegg-Hauses an der Ecke Hauptplatz und Sporgasse stammt aus dem 15. und 16. Jahrhundert und ist im Barockstil gehalten. Besonders sehenswert sind die reichen Stuckornamente nach dem Vorbild Domenico Boschos an der Fassade und der Arkadengang im Rundbogenstil um das Gebäude herum.[9]
17 Palais Stürgkh Das Palais befand sich ursprünglich im Besitz der Händlersfamilie Stürgkh, die 1532 in den Adelsstand erhoben wurde. Das Palais wurde in verschiedenen Stilformen errichtet und ergänzt, die vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert reichen. An der Außenfassade befindet sich eine Rundbogennische mit einer Madonnen-Figur. Rechts und links oberhalb des Portals sind zwei Wappenreliefs angebracht, die nach ihrer Verputzung erst 1937 freigelegt, jedoch heraldisch falsch ergänzt wurden.[10]
keine Erzherzog-Johann-Brunnendenkmal Der Brunnen mit einem überlebensgroßen Bronze-Standbild des Erzherzogs Johann und den allegorischen Darstellungen der vier Flüsse Mur, Enns, Drau und Sann wurde von Franz Pönninger entworfen und am 8. September 1878 enthüllt. An den vier Ecken sind Brunnenschalen eingefasst. Die Sockel sind mit allegorischen Bronzereliefs verziert. Ursprünglich sollte der Brunnen im Joanneumsgarten oder am Eisernen Tor aufgestellt werden.[11]

Literatur

  • Karl A. Kubinzky, Astrid M. Wentner: Grazer Straßennamen. Herkunft und Bedeutung. Leykam, Graz 1996, ISBN 3-7011-7336-2, S. 166–167.
  • Horst Schweigert: DEHIO Graz. Schroll, Wien 1979, ISBN 3-7031-0475-9, S. 73–75.

Einzelnachweise

  1. Schweigert: Dehio Graz. S. 73.
  2. Schweigert: Dehio Graz. S. 73.
  3. Kubintzky, Wentner: Grazer Straßennamen. S. 167.
  4. Kubintzky, Wentner: Grazer Straßennamen. S. 167.
  5. Schweigert: Dehio Graz. S. 55-56.
  6. Schweigert: Dehio Graz. S. 73-74.
  7. Schweigert: Dehio Graz. S. 85.
  8. Schweigert: Dehio Graz. S. 74.
  9. Schweigert: Dehio Graz. S. 74.
  10. Schweigert: Dehio Graz. S. 75.
  11. Schweigert: Dehio Graz. S. 109.

Koordinaten: 47° 4′ 15,2″ N, 15° 26′ 18″ O