Heinrich Hart

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Heinrich Hart

Heinrich Hart (* 30. Dezember 1855 in Wesel; † 11. Juni 1906 in Tecklenburg (Westf.)). Bruder von Julius Hart, Autor und naturalistischer Literatur- und Theaterkritiker.

Leben

Gemeinsam mit seinem Bruder Julius besuchte Heinrich Hart das Gymnasium Paulinum in Münster, wo er 1874 das Abitur absolvierte. Schon hier begann seine publizistische Tätigkeit: Zusammen mit seinem Bruder gab er die Schülerzeitschrift "Herz und Geist" heraus. 1877 folgte die erste literarische Zeitschrift der Brüder, "Deutsche Dichtung", von der jedoch nur drei Hefte erschienen. Im gleichen Jahr ging Heinrich Hart gemeinsam mit seinem Bruder nach Berlin, wo er sich der naturalistischen Bewegung anschloss und in Künstler- und Bohemekreisen verkehrte. Hier war er vornehmlich als Kritiker und Herausgeber tätig. Gemeinsam mit seinem Bruder gab er die Kritischen Waffengänge heraus, die von großer Bedeutung für den Naturalismus in Deutschland sind. Die von Heinrich und Julius Hart herausgegebenen Anthologie "Moderne Dichtercharaktere" (1884) verhalf dem Frühnaturalismus zum Durchbruch. Spätere publizistische Versuche mit den "Berliner Monatsheften" (1885) und dem "Kritischen Jahrbuch" (1889/90) blieben jedoch relativ erfolglos. 1889 war Heinrich Hart Gründungsmitglied der Freie Bühne (Verein). Später gehörte zum Friedrichshagener Dichterkreis. Nach einem Zerwürfnis mit dem Kreis gründete er zusammen mit seinem Bruder und anderen Mitgliedern des Dichterkreises 1902 die Neue Gemeinschaft. Er war ferner einer der Gründer der DGG Deutsche Gartenstadt-Gesellschaft, deren Vorsitz er von 1902 bis zu seinem Tod 1906 innehatte.

Neben seiner publizistischen Tätigkeit war Heinrich Hart auch literarisch produktiv. Im Jahr 1872 erschien sein erster Gedichtband "Weltpflingsten, Gedichte eines Idealisten"; von seinem Hauptwerk, dem auf 24 Bände angelegten Versepos "Das Lied der Menschheit", konnte er lediglich die ersten drei Bände vollenden. Darüber hinaus veröffentlichte er zu Lebzeiten die Tragödie "Sedan" und einen Band mit novellistischen Skizzen.

Werke

  • Neue Welt, 1878 (aus: Deutsche Monatsblätter)
  • Weltpfingsten. Gedichte eines Idealisten, Bremen: Kühtmann 1879
  • Das Lied der Menschheit. Ein Epos in 24 Erzählungen, Großenhain u.a.: Baumert u. Ronge 1888
  • Vom höchsten Wissen. Vom Leben im Licht. Ein vorläufig Wort an die Wenigen und an Alle. (Zusammen mit Julius Hart), Leipzig: Diederichs 1900
  • Kritische Waffengänge. Von Heinrich und Julius Hart. Mit einer Einführung von Mark Boulby. New York: Johnson Reprint 1969. Nachdruck der Ausgabe in sechs Heften 1882-1884 - daraus: Ein Lyriker à la mode, 1882; Graf Schack als Dichter, 1883
  • Peter Hille, Berlin u.a.: Schuster u. Loeffler 1904
  • Mongolenhorden im Zoologischen Garten. Berliner Briefe. Herausgegeben von Lars-Broder Keil. Berlin: Aufbau Taschenbuch-Verlag 2005. (Aufbau-Taschenbücher 2084) ISBN 3-7466-2084-8
  • An das 20. Jahrhundert (online (Memento vom 27. Oktober 2009 auf WebCite))
  • Heinrich-und-Julius-Hart-Lesebuch. Zusammengestellt und mit einem Nachwort von Gertrude Cepl-Kaufmann. Köln 2005 [= Nylands Kleine Westfälische Bibliothek 10] ISBN 3-936235-11-2 [1]

Literatur

  • Henrik Bispinck: Hart, Heinrich und Julius, in: Günther Lassalle (Hrsg.): 1200 Jahre Paulinum in Münster 797-1997, Münster 1997, S. 362f.
  • Johanna Arndt: Das kulturgeschichtliche Epos bei Adolf Friedrich v. Schack, Heinrich Hart, Josef Pape. Königsberg i.Pr.: Univ. Diss. 1929.
  • Ernst Ribbat: Genie und Gemeinschaft, Boheme und Utopie. Hinweise auf Heinrich und Julius Hart, in: Walter Gödden/Winfried Woesler (Hrsg.): Literatur in Westfalen. Beiträge zur Forschung, Paderborn 1992, S. 59-69.
  • Ernst Ribbat: Propheten der Unmittelbarkeit. Bemerkungen zu Heinrich und Julius Hart, in: Renate von Heydebrand/Klaus Günther Just (Hrsg.): Wissenschaft als Dialog. Studien zur Literatur und Kunst seit der Jahrhundertwende. Festschrift für Wolfdietrich Rasch zum 65. Geburtstag, Stuttgart, 1969, S. 59-82.