Helga – Vom Werden des menschlichen Lebens

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Januar 2018 um 15:55 Uhr durch Senechthon (Diskussion | Beiträge) (Die anderen beiden Filme der Serie verlinkt, Filmportal). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Helga – Vom Werden des menschlichen Lebens
Produktionsland BR Deutschland
Originalsprache deutsch
Erscheinungsjahr 1967
Länge 77 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Erich F. Bender
Drehbuch Erich F. Bender
Produktion RINCO-FILM, München
Musik Karl Barthel
Kamera Fritz Baader, Klaus Werner
Besetzung

Helga – Vom Werden des menschlichen Lebens (Alternativtitel: Helga) ist ein Aufklärungsfilm, der 1967 auf Veranlassung der Gesundheitsministerin Käte Strobel gedreht und verbreitet wurde. Hauptdarsteller waren Ruth Gassmann und Eberhard Mondry, Regie führte Erich F. Bender.

Handlung

Die sexuell unerfahrene und unaufgeklärte Helga möchte heiraten. Eine Frauenärztin klärt sie über Geschlechtsverkehr und Geburtenkontrolle auf. Bald ist Helga schwanger und besucht einen Kurs für werdende Mütter, wo sie ausführlich über die bevorstehende Geburt informiert wird. Die Geburt selbst wird im Film in allen Einzelheiten gezeigt. Bald danach ist Helga eine glückliche Mutter, die noch drei weiteren Kindern das Leben schenkt.

Wirkung

Der Film, gedreht mit Unterstützung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, beinhaltet zahlreiche Grafiken, Animationen und anatomische Modelle. Die FSK fasste ihn als „Informationsfilm über die sexuelle Aufklärung Jugendlicher und die Unterweisung von werdenden Müttern“ auf und stufte ihn nicht als Spielfilm, sondern als Dokumentarfilm ein. Lediglich die Szene, in der Helga vor der Geburt des Kindes mit gespreizten Beinen zu sehen ist, musste geschnitten werden, bis der Kopf des Kindes zu sehen war. Unbeanstandet blieb dagegen selbst eine Szene, in der Helga vor einem Spiegel mit ihrer nackten Brust spielt, da sie im Kontext des Films damit nur die Produktion von Muttermilch anregte.

Völlig unerwartet wurde Helga ein riesiger Erfolg mit fast fünf Millionen Kinobesuchern in der Bundesrepublik in einem Jahr und weltweit etwa 40 Millionen Zuschauern. Dies lässt sich durch den Sensationseffekt nach der vorhergegangenen jahrzehntelangen Tabuisierung der Sexualität im Film und anderen Lebensbereichen außerhalb der engen Paarbeziehung erklären. In der Kinoprogramm-Vorschau fiel Helga durch zu diesem Zeitpunkt ungewohnt viel nackte Haut auf, zudem wurde die Produktion von einem Sprecher als „der Film, auf den Sie schon immer gewartet haben“ angekündigt.

Trotz des großen Erfolgs gab es ein geteiltes Echo: Neben Befürwortern, die den Film im Sinne seiner Initiatoren als Mittel zur Förderung eines gesunden Familienlebens sahen (FAZ), gab es auch herbe Kritik, die den Film als vordergründigen Schund abtat (SZ).

Dem Film wird eine wichtige Bedeutung bei der Auslösung der Sexwelle zugemessen. Jürgen Kniep resümierte in seinem Buch Keine Jugendfreigabe! (2010): „Ungewollt hatten die Prüfer der Filmbranche den Ausweg aufgezeigt, mit dem sich die strengen FSK-Kriterien umgehen ließen: seriöse Wissenschaftlichkeit und der Anschein dokumentarischer Qualität.“[1]

Die Darstellung des Geburtsvorganges ließ viele Zuschauer in Ohnmacht fallen, was dazu führte, dass das Deutsche Rote Kreuz bei Vorführungen anwesend war.[2]

Kritiken

„In der Spielhandlung eher naiv, ansonsten aber durchaus seriös, wenn auch in seinem Informationswert eher begrenzt, vor allem auch weil der sexualethische Bereich ausgeklammert wird. Der Film war der erste seiner Art. Auch der Geburtsvorgang wird in Nahaufnahme gezeigt und geriet seinerzeit zum Medienereignis.“

Lexikon des internationalen Films[3]

„Das brennend aktuelle Thema der Aufklärung auf medizinischer Basis wurde sachlich verharmlost und peinlich gestellt persönlich gefärbt. Die Mischung ist unangenehm und kann mit gutem Gewissen nicht empfohlen werden. Ein gutes Sachbuch leistete bessere Arbeit. Zur öffentlich notwendigen Diskussion ein ungenügender Beitrag.“

Auszeichnung

Der Film erhielt im Jahr 1968 die Goldene Leinwand. Den Preis nahm die Gesundheitsministerin in Empfang.

Fortsetzungen

Zu Helga – Vom Werden des menschlichen Lebens wurden noch zwei Fortsetzungen produziert: 1968 entstand der Film Helga und Michael vom selben Regisseur, sowie im Jahr 1969 Helga und die Männer – Die sexuelle Revolution von Regisseur Roland Cämmerer.

Einzelnachweise

  1. Jürgen Kniep: Keine Jugendfreigabe!, S. 229
  2. Vor 40 Jahren: Gründung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Artikel auf wdr.de
  3. Helga. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. Januar 2017.
  4. Kritik Nr. 426/1967, S. 540

Literatur

  • Jürgen Kniep: „Keine Jugendfreigabe!“. Filmzensur in Westdeutschland 1949-1990, Wallstein Verlag Göttingen 2010 ISBN 978-3-8353-0638-7

Weblinks