Historisch-Technisches Museum Peenemünde
Koordinaten: 54° 8′ 16″ N, 13° 46′ 8″ O
Das Historisch-technische Informationszentrum Peenemünde (HTI) ist ein seit 1991 in der Bunkerwarte und dem Areal des ehemaligen Kraftwerks in Peenemünde auf der Insel Usedom im Osten des Landes Mecklenburg-Vorpommern befindliches Museum, das sich mit der Geschichte der Heeresversuchsanstalt Peenemünde und der Erprobungsstelle der Luftwaffe "Peenemünde-West", insbesondere der dort zwischen 1936 und 1945 entwickelten Raketen und anderen Flugkörpern befasst. Seit Januar 2007 ist das Informationszentrum ein Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH), einem europaweiten Netzwerk von Industriedenkmälern, und damit Teil der ERIH-Themenrouten Energie sowie Transport & Kommunikation.
Im Jahr 2008 besuchten etwa 220.000 Besucher das Museum, darunter viele Schulklassen. In die Sanierung und den Ausbau wurden bisher rund 6,5 Millionen Euro investiert, weitere 3,9 Millionen Euro sind vorgesehen. Das HTI erhielt 2002 das Nagelkreuz von Coventry.
Ausstellung
Die Ausstellung im Kraftwerk möchte in erster Linie eine Gedenkstätte sein in der sich die Besucher anhand von Exponaten, Dokumenten und Filmen darüber informieren sollen, welch verhängnisvollen Pakt die Raketenbauer um Wernher von Braun zur Entwicklung der Raumfahrt mit den damaligen Machthabern eingingen.
Aufbauend auf den technischen Erfahrungen aus Peenemünde konnte Wernher von Braun Mitte der 1960er Jahre für die NASA die Saturn V Rakete für den Flug zum Mond konstruieren. Der Auftrag für die damaligen Raketenbauer war jedoch in Peenemünde die Entwicklung von Kriegswaffen. Die Wirkung der V-Waffen wird dem Besucher anhand eindrucksvoller Filme gezeigt.
Diese Erfahrungen bildeten Grundlage zur Entwicklung der Atomraketen durch die Siegermächte. Laut Unterlagen in der Ausstellung waren daran auch Peenemünder Fachleute beteiligt. Also auch in Großbritannien und Frankreich, wo sie an der Entwicklung der Force de frappe beteiligt waren.
Im Rahmen einer ausführlichen Chronik der Versuchsanstalt werden auch die Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen in Peenemünde beleuchtet. Ausführlich wird auch der KZ-Häftlinge gedacht, die in Bayern sowie in Österreich unter unmenschlichen Bedingungen die V-Waffen montierten.
In einer neben dem Gelände befindet sich eine Kapelle, in der aller Opfer gedacht wird.
Schaustücke im Freigelände
Besondere Schaustücke sind der Nachbau der Fieseler Fi 103 und der A4-Rakete im Freiareal des Museums.
Einige Exponate im Historisch-technischen Informationszentrum:
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Die Fieseler Fi 103 „V1“;
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Flugabwehrraketen
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Raketenschnellboot Hans Beimler der Tarantul-Klasse der Volksmarine
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ehemaliger Peenemünder Triebwagen im Freigelände
Informationstafeln auf dem Peenemünder Haken
Verteilt über den gesamten Peenemünder Haken betreibt das HTI eine Vielzahl von Informationstafeln an historischen Orten, die mit der Heeresversuchanstalt und der Erprobungsstelle der Luftwaffe in Verbindung stehen. Darunter befinden sich unter anderem das Sauerstoffwerk II, zwei ehemalige Zwangsarbeiterlager und ein Haltepunkt der ehemaligen Peenemünder Werksbahn. Die gezeigten Objekte und Gelände sind zumeist frei begehbar und oft unscheinbar. Einige wurden in Zusammenarbeit mit Jugendlichen freigelegt.
Literatur
- Bernd Kuhlmann: Peenemünde - Das Raketenzentrum und seine Werkbahn, GVE-Verlag, Berlin, 2. Auflage 2003, ISBN 3-89218-081-4
- Johannes Erichsen und Bernhard M. Hoppe (Hg.): Peenemünde - Mythos und Geschichte der Rakete 1923 - 1989 ; Katalog des Museums Peenemünde, Nicolai-Verlag, Berlin, 2004
- Volkhard Bode und Christian Thiel: Raketenspuren - Peenemünde 1936 - 2004 ; eine historische Reportage (Mit aktuellen Fotos von Christian Thiel), Links-Verlag, Berlin, 5. Auflage 2004, ISBN 3-86153-345-6